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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Kahn
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raste davon. In die Nacht. Richtung Pass-Straße. Den Helikopter in
     der Ferne hörte Patrick zwar, aber er reagierte nicht darauf. Er wollte nur weg von der abscheulichen Szene, die er gesehen
     hatte.
     
    Die Maschine näherte sich dem Kloster, bremste ab und schwebte tief und langsam auf die Gebäude zu. Mit dem kräftigen Suchscheinwerfer
     leuchtete sie den Innenhof |286| aus. »Keine Hindernisse. Wir gehen in der Mitte runter.« Die vier Mann der Kommandoeinheit nickten.
    Li Mai flog einen Kreis, um das Gebiet noch einmal von allen Seiten einzusehen, und setzte dann zur Landung an. Der Lärm der
     Turbinen riss die Mönche in ihren Kammern jäh aus dem Schlaf. Der Wind der Rotoren ließ Fensterläden knallen und blies Hunderte
     von Gebetsfahnen weg. Die Mönche rannten wie aufgeschreckte Hühner über die außenliegenden Treppen und quer über den Hof.
     Staub und Gegenstände flogen umher und verwandelte das eben noch so stille Kloster in einen Ort des Chaos.
    Kurz bevor der Helikopter den Boden berührte, sprangen die vier Soldaten raus und sicherten den Landeplatz nach allen Richtungen
     ab. Das war auch nötig, denn einige der Mönche kamen wild gestikulierend und laut protestierend auf sie zu. Manche hatten
     Besen oder Knüppel in der Hand. Decker sah dieser Szenerie zu und befürchtete bereits ein Schießerei. Aber die vier Elitesoldaten
     waren nicht aus der Ruhe zu bringen und sofort Herr der Lage. Sie richteten nicht einmal ihre Waffen auf die Mönche. Den ersten
     Lama, der sie erreichte, empfingen sie einfach mit einem Karateschlag. Der Schlag war offensichtlich nicht tödlich, aber sehr
     wirkungsvoll. Mit wehendem Gewand und einem theatralischen Rückwärtssalto fiel der Mönch in den Sand. Das stoppte dann auch
     die anderen. Das übrige tat das furchterregende Aussehen der Männer.
    Als sie Li Mai und Decker aussteigen sahen, verharrten die Mönche in Neugier. Es war eine skurrile Szene. Die Soldaten, die
     wie Kämpfer aus der Zukunft aussahen, in einem mittelalterlich wirkenden Klosterhof. Der immer noch laufende Hubschrauber
     auf der einen und die |287| völlig verstörten Lamas auf der anderen Seite des Platzes. Das Ganze in einem Mix aus grellem Scheinwerferlicht und flackernden
     Fackeln.
    Li Mai bedeutete Decker zu warten und ging zu einem der Lamas und erklärte ihm, dass er keine Angst zu haben brauchte. Der
     Mönch zögerte, dann sah Decker, wie sie ihn etwas fragte und er die Schultern zuckte. Dann fragte sie ihn noch mal. Diesmal
     zeigte der Mönch auf eines der kleinen Fenster weiter oben im Gebäude und dann auf die Tore des Klosterhofs.
    Li Mai kam zu Decker zurück. »Sie wollen es nicht sagen oder wissen nicht, wo der Abt ist. Aber dein Freund war hier bis vor
     wenigen Minuten. Sie sagen, er wäre kurz vor unserer Ankunft tränenüberströmt und wild brüllend durch das Kloster gerannt
     und dann mit dem Auto abgehauen.«
    »Klingt wie ein Schockzustand. Seltsam.« Decker überlegte. »Dann müssen wir das Kloster durchsuchen und den Abt finden. Der
     kann uns vielleicht eher sagen, was passiert ist und wo Patrick hingefahren sein könnte. Sie waren vermutlich Meister und
     Schüler und standen sich sehr nahe.«
    »Okay.« Li Mai gab den Soldaten Anweisungen. Einer sollte die Lamas in Schach halten. Einer den Helikopter bewachen und zwei
     mit ihnen kommen für die Durchsuchung. Darauf befahl einer der Soldaten den Mönchen, sich im Kreis hinzusetzen und sich nicht
     von der Stelle zu rühren. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zielte er mit dem roten Lichtstrahl seines Laserteleskops
     auf einen der Dachpfosten und feuerte einen Schuss ab. Als die Kugel mit dem markdurchdringenden Pfeifen des Schalldämpfers
     genau an dem roten Punkt einschlug und das Holz splitterte, verstanden die Mönche. Und als er |288| mit dem roten Punkt einen Kreis im Sand um sie herum andeutete, wagte keiner mehr, sich zu rühren oder die gedachte Linie
     zu überschreiten.
    »Los, wir gehen rein«, sagte Li Mai zu Decker und die zwei schwarzen Kämpfer folgten ihnen mit den Waffen im Anschlag. Sie
     gingen durch das finstere Kloster. Im Licht der Taschenlampen erschienen die alten Gemäuer wie ein Geisterschloss. Decker
     sah auf die Soldaten, die den Weg vor ihnen sicherten, und war jetzt doch erleichtert, dass sie dabei waren. Wer weiß, was
     sie hier erwartete. Ein unheimlicher Ort. An einer Kreuzung der Gänge blickten die Kämpfer Li Mai und Decker fragend an.
    »Zum Hauptgebäude

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