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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Untersuchungsberichten noch in der Tausende Bände starken
Titanic
-Literatur. Ganz so, als müsste man ein Leck einfach hinnehmen und als gäbe es die Möglichkeit der Leckbekämpfung gar nicht. Nirgendwo wird auch nur ein einziger Gedanke auf dieses Thema verschwendet. Ein interessanter Fall von kollektiver Blindheit und Verdrängung.
     
    Sie meinen, die Lecks in der
Titanic
seien eben einfach zu groß gewesen? Erstens ist das fraglich, denn angeblich haben Berechnungen ergeben, dass die Lecks nur sehr klein waren. Zweitens ist diese Feststellung normalerweise erst das Ergebnis einer versuchten Leckbekämpfung. Auf manchen Schiffen, insbesondere Kriegsschiffen, gab und gibt es deshalb nicht nur eine Feuerwehr, sondern auch eine »Leckwehr« – speziell ausgebildete Crewmitglieder, die im Bekämpfen von Lecks erfahren sind. Aber auch ohne eigene Leckwehr gab es unter der Besatzung jedes Schiffes natürlich ein vorhandenes Know-how und eine Strategie zur Leckbekämpfung. Denn das Leck ist schließlich einer der schlimmsten Feinde des Seemanns.
    Als erstes Gegenmittel wäre da das Lecksegel zu nennen: Ein manchmal auch mit Draht verstärktes mehrlagiges Segel, das an der Bordwand herabgelassen werden und sich so über das Leck legen kann. Der Druck des eindringenden Wassers drückt das Lecksegel auf die Bordwand, das sich so auch im Leck verknäueln und es verstopfen kann.
    Tatsächlich wissen wir aus der Aussage des Matrosen Frederick Clench, dass die
Titanic
Segeltuch mitführte. Etwa zehn Minuten nach dem Zusammenstoß habe er auf dem Vorschiff nach unten in eine Ladeluke geblickt und ein dort lagerndes Segeltuch gesehen, das sich unter dem einströmendem Wasser nach oben gewölbt habe.
    Ein Lecksegel hatte den Vorteil, dass so auch große Lecks abgedichtet werden oder so weit verschlossen werden konnten, dass die Leckbekämpfung von innen in Angriff genommen werden konnte. Dabei ging es nicht einmal in erster Linie darum, das Leck völlig »trocken« zu bekommen, sondern wenigstens die Durchflussgeschwindigkeit zu verringern und damit Zeit zu gewinnen. Oder die Durchflussgeschwindigkeit sogar so weit zu verringern, dass sie unterhalb der Leistung der Pumpen lag, die das Wasser aus dem Schiffsrumpf pumpten.
    Im Fall der
Titanic
ging es um zwei Stunden, die der Untergang hätte hinausgezögert werden müssen. Angeblich führten selbst viel spätere, moderne Ozeanriesen wie die
Queen Mary
solche Lecksegel mit. Interessanterweise wird im Fall der
Titanic
aber nicht über einen einzigen Versuch zur Leckbekämpfung berichtet, nicht einmal der Gedanke wurde überliefert. Freilich: Bekämpft werden natürlich nur Lecks, die man
nicht
haben will.
    Dabei gab und gibt es noch viele weitere Techniken, einen Schiffsuntergang wie diesen hinauszuzögern – und gerade weil die Rettungsboote bei weitem nicht für alle Passagiere und Besatzungsmitglieder reichten, wären sie in diesem Fall zwingend anzuwenden gewesen. Unerklärlicherweise wurde aber darauf verzichtet.
    Als im Juni 1880 die
Cordelia,
im Mai 1885 die
Jeranos,
im März 1887 die
Hartville,
im Juni 1894 die
Fri
und im Juni 1897 die
Furtor
einen Eisberg rammten, wurden Teile der Ladung über Bord geworfen, um das Sinken zu verzögern. Die
Titanic
dagegen warf noch nicht einmal ihren schweren Anker und die Ankerketten ab, um den Bug zu entlasten. Noch heute kann man an dem Wrack zum Beispiel den auf dem Bug liegenden zentralen Anker sehen, der etwa 50 Tonnen wiegt. [143] Und auch die beiden seitlichen Anker kann man in ihrer ursprünglichen Lage bewundern (was übrigens auch gegen einen Steuerbordaufprall auf einen Eisberg spricht; siehe unten).
    Dass die Pumpen erst 45 Minuten nach dem Beginn des Wassereinbruchs angeworfen wurden, kann man im Grunde überhaupt nicht mehr erklären – jedenfalls nicht mit dem Verhalten bei einem Unfall. Schon eher mit dem Verhalten im Vollrausch. War die
Titanic
-Katastrophe also schlicht ein Alkoholunfall? Dieser Meinung könnte man fast sein, wenn da nicht die vielen Vorahnungen, die brennenden Bunker und die nüchterne Zielstrebigkeit gewesen wären, mit der das Eis angesteuert wurde. Für diese Navigation war man offenbar nicht zu betrunken. Schon eher diente der Alkohol dazu, Besatzung und Passagiere handlungsunfähig zu machen.

Rettungsboote: Normal ist das nicht …
    Nächstes Beispiel: die Wasserung der Rettungsboote. Nur noch einmal zur Erinnerung: Als die Rettungsoperation in der Unglücksnacht begann, hatte es die

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