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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Besatzung lediglich mit 2200 Menschen und 20 Booten zu tun. Eigentlich konnte die
Titanic
jedoch 3500 Menschen und 68 Rettungsboote (64 Rettungsboote und 4 Klappboote) an Bord nehmen. Das logistische Problem war also viel kleiner, als es hätte sein können.
    Wie bereits früher beschrieben, war diese Tatsache Gegenstand der Diskussion vor der britischen Untersuchungskommission. Am zwanzigsten Tag wurde dort der
Titanic
-Konstrukteur Alexander Carlisle ausführlich zum Thema Rettungsboote befragt, wobei er erklärte, dass es kein Problem gewesen wäre, 64 bzw. 68 Rettungsboote mitzuführen (also vier pro Davitpaar). Aber dann kam man auch auf das Bemannen und Fieren der Rettungsboote zu sprechen. Hätte man diese Boote denn auch problemlos einsetzen können, wurde Carlisle gefragt:
    Frage: Hätte es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben, diese Boote mit Passagieren zu füllen?
    Carlisle: Das würde sehr stark vom Wetter abhängen; bei schlechtem Wetter wären die Boote von geringem oder gar keinem Nutzen. [144]
    Klar: Bei schwerem Seegang wäre es sehr schwierig gewesen, die Boote mit den Passagieren heil ins Wasser zu bringen. Nun wissen wir aber, dass das Wetter in der Unglücksnacht ausgezeichnet war: klarer Himmel, weder Wind noch Wellen – ideale Bedingungen also zum Aussetzen der Rettungsboote. Und natürlich war das Rettungsbootsystem exakt für den Zweck konstruiert worden, so viele Passagiere in so kurzer Zeit wie möglich von Bord zu bringen – am besten zu vergleichen mit den heutigen Notrutschen im Flugzeug. Daher schätzte Konstrukteur Alexander Carlisle vor dem britischen Untersuchungsausschuss auch, dass man die ursprünglich geplanten 64 Rettungsboote mit ihrer Kapazität von über 4000 Passagieren problemlos in einer Stunde (!) hätte zu Wasser bringen können.
    Die erforderliche Zeit für die Wasserung von 32 Rettungsbooten (also zwei pro Davitpaar) mit 2100 Passagieren schätzte er sogar nur auf eine halbe Stunde. Da ein Boot ja bereits an den Davits hing, wäre es sehr einfach gewesen, dieses zu fieren, die Leinen zurückzuholen, an dem zweiten Boot festzumachen und anschließend dieses zu fieren.
    Tatsächlich aber hatte es die Besatzung der
Titanic
noch viel einfacher, denn sie musste nur die Hälfte dieser Rettungsboote fieren (oder ein Viertel der ursprünglich geplanten Menge von 64), nämlich 16. Insbesondere entfiel dabei der zeitraubende Arbeitsgang, die Leinen von dem gewasserten Boot für das zweite zu fierende Boot zurückzuholen. Da diese 16 Rettungsboote bereits an den Davits hingen, mussten sie lediglich abgedeckt, ausgeschwungen, gefüllt und gefiert werden. Schließlich hatte man es ja auch nur mit etwa 1200 Personen zu tun. Mehr passten ja nicht in die Boote.
    In jener Nacht brachte es die Besatzung der
Titanic
jedoch fertig, für die Wasserung der insgesamt 20 Boote (16 Rettungsboote, 4 Klappboote) netto eine Stunde und 20 Minuten zu brauchen. Rechnet man die Zeit mit, die nach der Kollision verstrich, bis man das erste Boot zu Wasser ließ (0.45 Uhr), dauerte es von der Kollision um 23.40 Uhr bis zur Wasserung des letzten Bootes um 2.05 Uhr sogar zwei Stunden und 25 Minuten. Eine reife Leistung.
    Der fehlende Wille zur Rettung
    Und dabei waren die Boote nicht etwa voll. Trotz dieser enorm langen Zeitspanne schaffte es die Besatzung nicht, die Boote vollständig zu bemannen, sondern viele Boote wurden nur zur Hälfte oder drei Vierteln mit Passagieren besetzt und so zahlreiche Menschen völlig sinnlos dem Ertrinken überlassen. Es ist wohl nicht übertrieben, diese »Leistung« als völlig indiskutabel zu bezeichnen. Sie reiht sich indessen nahtlos in das bisher schon kriminelle Verhalten der Schiffsführung ein, das spätestens damit begann, mit einem brennenden Schiff den Hafen zu verlassen.
     
    Der Ausguckwächter Frederick Fleet, der solche Schwierigkeiten gehabt hatte, den Eisberg, mit dem die
Titanic
kollidiert war, zu beschreiben, hatte auch Probleme beim Zählen. Genau wie zuvor der Steward Crawford (Boot Nr. 6) erzählte er dem US -Ausschuss, sein Rettungsboot (Nr. 8) sei voll gewesen, hätte aber »weiter vorne, wo ich saß, noch einige aufnehmen können«. Voll, aber »hätte noch einige aufnehmen können«? Wie viele denn an Bord gewesen seien, wollte Senator Smith wissen. Etwa 30, antwortete Fleet. Ob es denn ein reguläres Rettungsboot gewesen sei, fragte Smith, der inzwischen offenbar wusste, wie viele Personen ein solches Rettungsboot an Bord nehmen

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