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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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liebster Propagandafilm über das Ereignis, besagt über den Untergang: »Wasser strömte herein und setzte die ersten fünf Schotts so schnell unter Wasser, dass die Pumpen nichts mehr ausrichten konnten.« So funktioniert die Sache jedoch nicht. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Frage der Mathematik: das eindringende Wasser gegen die Pumpleistung.
    Und auch wenn man den Effekt nicht unmittelbar sehen kann, so muss die Pumpleistung doch von der Menge des eindringenden Wasser subtrahiert werden. Und das heißt, dass die Pumpen in jedem Fall kostbare Minuten herausschinden können, wenn sie sofort angeworfen werden.
    Auf der
Titanic
dauerte es jedoch nicht weniger als 45 Minuten, bis Kapitän Smith den Befehl dazu gab. Sollte das wirklich stimmen, ist das gleichbedeutend mit Sabotage. Denn je früher die Pumpen angeworfen werden, umso besser. Die Pumpen anzuwerfen schadet auch nichts. Es kann keine Fehlentscheidung sein, weil dadurch weder Kosten oder Schäden entstehen noch Beunruhigung oder Panik unter den Passagieren. Auch Außenstehende (z.B. andere Schiffe oder die Öffentlichkeit) bekommen davon nichts mit.
     
    Aber ich greife vor. Wie bereits oben ausgeführt, gibt es bei einem echten »Missgeschick« den Moment des »Erwachens« und der Umkehr: Man begreift, was man angerichtet hat, und versucht, den Schaden zu minimieren oder ungeschehen zu machen.
    Das Interessante ist, dass man auf der
Titanic
diesen Moment des Erwachens oder der Umkehr nicht beobachten kann. Und das ist mindestens genauso interessant wie all die technischen Diskussionen. Tatsächlich verhielten sich Kapitän Smith und seine Leute nach dem Unfall genauso grob fahrlässig und gleichgültig wie davor. Und das ist für einen »Unfall« äußerst untypisch. Normalerweise wird bei einem Unfall das eigene schädliche Verhalten erkannt und eingestellt bzw. umgekehrt.
     
    So merkwürdig es klingt, aber das sofortige Schließen der wasserdichten Schott-Türen durch den Ersten Offizier Murdoch war nur im ersten Moment richtig. Bei einem kleinen Leck hätte man so verhindern können, dass das Wasser in die anderen Abteilungen überläuft, und dadurch das Leck bekämpfen und abdichten können.
    Bei einem großen Leck, das auch sonst nicht bekämpft wurde, war es genau das Falsche: Weil das Wasser so nicht mehr nach hinten abfließen konnte, liefen die vorderen Abteilungen voll, was zu einem starken Absacken des Bugs führte.Weil das Wasser immer weiter stieg, lief es schließlich über die Schottwände hinweg. Damit setzte ein sich exponentiell beschleunigender Prozess ein. Denn je mehr Wasser überlief, umso mehr neigte sich das Schiff über Bug und umso mehr Wasser lief über die Schottwände. Ergebnis war ein regelrechtes Abtauchen.
     
    »Das Überlaufen des Wassers über die vorderen Schottwände wurde durch die sich verschlimmernde Neigung nach vorne verstärkt, die wiederum die überlaufende Menge des Wassers erhöhte«, so J. David Rogers von der Missouri University of Science and Technology in einem Vorlesungspapier zum Untergang der
Titanic
.
    »Deshalb wäre es besser gewesen, die wasserdichten Türen offen zu lassen, um dem Seewasser zu gestatten, in die Heizräume und den Maschinenraum einzudringen. Durch die Verteilung des Wassers nach hinten wäre die Neigung nach vorne verringert und die Wasseraufnahme verringert worden, indem der Bug so hoch wie möglich über Wasser geblieben wäre. Dadurch wäre das Schiff zwar nicht gerettet, aber das Sinken um zwei bis vier Stunden verzögert worden.« [142]
    Siehe da! Allein damit hätte kein einziger Mensch sein Leben verlieren müssen, denn am Ende fehlten nur etwa zwei Stunden vom Untergang der
Titanic
bis zur Ankunft des Rettungsschiffes
Carpathia
an der Unglücksstelle!
    Leckbekämpfung Fehlanzeige
    Das erste Mittel hätte natürlich darin bestanden, den Wassereinbruch zu bremsen oder zu stoppen. Das Erstaunliche im Zusammenhang mit der
Titanic
ist, dass in der bisherigen Diskussion nicht ein einziges Mal ein bestimmter Begriff auftauchte, der normalerweise zu jedem Schiff dazugehört wie das kleine Einmaleins – zumindest aber wie die Feuerwehr oder die Brandbekämpfung. Und dieser bisher unterschlagene Begriff heißt »Leckbekämpfung«.
    Auffällig ist, dass das Thema Leckbekämpfung im Zusammenhang mit dem Untergang der
Titanic
nicht ein einziges Mal erwähnt wird – so ähnlich wie das Thema Logbuch und Seekarten –, weder in den vielen tausend Seiten starken

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