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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Leslie Sittler behauptet, am Freitagabend
Migräne bekommen zu haben und früh zu Bett gegangen
zu sein, was aber niemand bestätigen kann. Außerdem hat Leslie
zugegeben, ihre Mutter gehasst zu haben. Was käme da gelegener
als ein Freund, der ein bekannter Moderator und Stimmenimitator
ist? Durant presste die Lippen aufeinander und spann den Faden
weiter. Leslie hat ihre Mutter gehasst und Mahler in ihre
Mordpläne eingebunden. Sie ist intelligent und sicher auch clever. Andererseits käme sie dann auch für den Mord an Buchmann
in Frage. Aber welches Motiv hätte sie haben können, auch noch
Buchmann umzubringen? Vor allem aber, warum hätte Mahler
dabei mitmachen sollen? Geld? Nein, so schätze ich ihn nicht
ein, und außerdem würde er mit einer solchen Tat seine gerade
begonnene Karriere nicht nur aufs Spiel setzen, es gäbe gar keine
Karriere mehr, höchstens eine im Knast. Außerdem hat Mahler
am Freitagabend eine Gala in Friedberg moderiert, ich müsste
höchstens wissen, wann er dort angekommen ist und wie lange
die Gala ging. Nee, das ist zu weit hergeholt, der oder die Täter
sind in einem andern Umfeld zu suchen, doch wo? Angehörige
von Opfern, wie wir schon vermutet haben? Morgen sprechen
Brandt und ich mit Heiko Kröger und Tobias Hohl, dem ehemaligen
Verlobten von Laura. Er ist Zahnarzt und weiß, wie man
eine Spritze setzt, so wie bei der Sittler. Aber es sind zehn lange
Jahre vergangen. Warum erst jetzt und nicht schon vor fünf oder
acht Jahren? Und wer hat die Sittler so lange beobachtet und alles
über ihren Tagesablauf gewusst? Wer wusste davon, dass sie sich
zweimal pro Woche zu einer festgelegten Zeit einen Callboy ins
Haus holte? Es kann nur jemand sein, der entweder aus einer sicheren
Entfernung das Haus ... Blödsinn! Irgendwann wäre der
oder die aufgefallen. Nein, die Informationen müssen von jemand
anderem stammen. Alina Cornelius? Möglich, aber auch
eher unwahrscheinlich. Sie hat doch von der Sittler nur profitiert.
Sie ist sogar mit ihr ins Bett gegangen, und das tut man nicht,
wenn man es nicht will. Die Sittler war in materiellen Dingen
großzügig, wenn sie selbst einen Vorteil davon hatte. Sie hat ihre
Tochter reichlich bedacht und die Cornelius auch. Buchmann.
Buchmann, Buchmann, Buchmann. Wie passt er ins Bild? Er war
mit der Sittler zur gleichen Zeit in Darmstadt. Sie waren beide
korrupt und haben Prozesse getürkt. Geht es vielleicht gar nicht
um Kröger und Guttenhofer, sondern um einen ganz andern Fall?
Einen Fall, den wir noch gar nicht bedacht haben oder der bis
jetzt übersehen wurde? Aber Berger übersieht so was nicht, nicht
der. Es geht um Kröger und Guttenhofer und eventuell noch um
einen andern Fall. Ist der Täter jemand, der einfach nur Selbstjustiz
übt, der sich als Rächer der Schwachen aufspielt? Wenn das
so ist, wird es noch schwerer, denjenigen zu finden. Aber derjenige
muss sehr genau über die damaligen Fälle informiert sein, er
muss die Aktenlage kennen und wissen, was die Sittler und ihre
Kollegen angestellt haben. Wenn er sich jedoch als Rächer der
Schwachen aufspielt, könnte es sich tatsächlich auch um einen
religiösen Fanatiker handeln. Er kennt sich in der katholischen
Liturgie aus ... Julia, du verrennst dich jetzt aber total. Schluss
für heute. Ich werde trotzdem noch mal mit Leslie, Matthias
Mahler und Alina Cornelius sprechen. Das wird ein verdammt
harter Tag morgen, dachte sie, als sie sich wusch. Eine ganze
Stunde blieb sie in der Wanne, bis ihr fast die Augen zufielen. Sie
trocknete sich ab, putzte die Zähne und zog sich ihre übliche
Nachtwäsche an, ein weites und langes Shirt und einen Slip.
Dann machte sie den Fernseher aus, trank noch einen Schluck
Wasser und legte sich hin, rollte sich in ihre Decke und schlief
fast augenblicklich ein.
     

Dienstag, 22.15 Uhr
     
    Er hing an einem Andreaskreuz, die Arme und Beine
festgekettet, dazu eine Kette um den Hals und ein schwarzer Lederriemen
um seine Genitalien, der allmählich immer fester gezogen
wurde. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wollte schreien,
doch jedes Mal, wenn er ansetzte, krachte der Baseballschläger
auf seinen Rücken. Er wusste nicht, wo er sich befand. Es
war ein dunkler Kellerraum, das einzige Licht wurde von einer
Kerze gespendet, die in etwa zwei Meter Entfernung stand. Seit
knapp zwei Stunden wurde er hier gefangen gehalten. Er spürte
seine Arme kaum noch, sein Mund war trocken, er hatte

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