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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Morden, und er sagt sich, wenn ich
nicht schnell gestehe und die andern belaste, bin ich am Ende
der Hauptschuldige. Ganz getreu dem Motto, wer zuerst
kommt, kriegt die geringste Strafe oder geht vielleicht sogar
straffrei aus.«
    »Nein«, sagte Brandt kopfschüttelnd. »Reiter war vorhin extrem
emotional und hat Details genannt, die zu plausibel klingen,
als dass er sich mit dem Geständnis nur einen Vorteil erkaufen
will. Nee, das war echt, meine Erfahrung sagt mir, dass
er nicht geschauspielert hat. Und, das hätte ich beinahe vergessen,
er war vor ein paar Monaten bei einem Priester in Heidelberg
und hat bei ihm die Beichte abgelegt. Er kann sich allerdings
nicht an den Namen der Kirche erinnern, sagt aber, dass
er sie wiedererkennen würde. Und er hat gesagt, dass er den
Priester von seinem Beichtgeheimnis entbinden wird. Ich denke,
das alles spricht für ihn, denn er konnte ja noch nicht mal am
Wochenende wissen, dass wir plötzlich auf der Matte stehen
würden. Aber mach dir selbst ein Bild von ihm. Und jetzt sollten
wir rübergehen, sonst ...«
    »Sonst was?«
    »Geht die Tür auf, und irgendwer kommt auf dumme Gedanken
«, antwortete Brandt lächelnd. »Auf, die Zeit läuft uns noch
davon, und ich will die Durant nicht dabeihaben, wenn wir Möller
hochnehmen.«
    »Einen Moment noch«, sagte Elvira Klein und hielt Brandt
am Arm fest. »Was soll ich mit meinem Vater machen? Ich bin
ratlos.«
    »Nichts. Er muss jetzt eine Entscheidung treffen, und wofür er
sich auch entscheidet, es wird verdammt hart für ihn werden.
Aber mach es nicht zu deinem Problem, du bist raus aus seiner
Nummer. Du hast doch nur deine Arbeit getan. Wärst du nicht
Staatsanwältin, hätte ein anderer das an deiner Stelle übernommen.
    Du bist erwachsen und deinem Vater keine Rechenschaft
mehr schuldig, im Gegenteil, er muss sich dir gegenüber verantworten.
«
    »Das sagst du so einfach.«
    »Es ist so einfach. Ich kann dich verstehen, du bist seine Tochter
und fühlst dich in gewisser Weise ihm gegenüber verpflichtet
oder in der Schuld oder was immer. Aber er hat dich angelogen
und h a t . . .«
    »Ja, ich weiß, er hat kriminell gehandelt. Du hast ja recht, nur,
ich kapier's noch immer nicht, es ist einfach unbegreiflich.«
    »He, wir haben die Kerle geschnappt, das ist doch schon
was«, sagte er aufmunternd und fasste sie bei den Schultern,
etwas, das er sich vor vierundzwanzig Stunden nicht im Entferntesten
getraut hätte, an das er nicht einmal gedacht hätte, weil
er nie auf die Idee gekommen wäre, Elvira Klein zu berühren,
denn sie war die unnahbare, die kühle, die unberührbare Staatsanwältin.
    Und nun waren sie in diesem kleinen Raum, standen
sich gegenüber, und es war, als hätte es nie irgendwelche Auseinandersetzungen
zwischen ihnen gegeben. »Wenn deinem Vater
etwas an dir gelegen ist, wird er es nicht auf einen Kampf
mit dir ankommen lassen. Und denk dran, fünfzig Prozent des
Falls sind gelöst. Die andern fünfzig lösen wir auch noch. Mit
dem Mord an der Sittler ist eine Lawine losgetreten worden, mit
der keiner gerechnet hat. Tut mir leid, dass auch dein Vater mit
drin hängt.«
    »Dein Optimismus in allen Ehren, aber das mit den andern
fünfzig Prozent wird wohl nicht so leicht werden.«
    »Doch, wird es. Frau Durant und ich sind ein relativ gutes
Team.«
    »Sie kommt aus Frankfurt.«
    »Nein, aus der Nähe von München.«
    »Das ist natürlich was völlig anderes«, sagte sie mit einem
Lächeln, das eine ganz andere Elvira Klein zeigte, eine sympathische
und zugängliche, die endlich dabei war, ihren Panzer abzulegen.
    Ihm gegenüber.
     

Mittwoch, 16.10 Uhr
     
    Brandt hielt vor dem Eingang des Flachbaus, der Streifenwagen
direkt hinter ihm. Die Beamten sprangen heraus und
liefen mit schnellen Schritten in das Gebäude. Brandt sagte zu
der verdutzt dreinblickenden jungen Dame, mit der er am Mittag
schon einmal gesprochen hatte: »Ist Herr Möller im Haus?«
    »Ja, aber ...«
    »Danke, wir kennen den Weg. Und bitte Hände weg vom Telefon.
« Und nachdem sie die Glastür passiert hatten, sagte Brandt
zu Elvira Klein: »Sie warten bitte vor der Tür, ich möchte nicht,
dass man Sie gleich erkennt.«
    »Warum?«
    »Ganz einfach, ich will nicht, dass Möller Sie gleich erkennt.
Sie können ja von hier draußen alles mithören, wir lassen die Tür
offen.« Er zwinkerte ihr zu, ohne dass die beiden Schutzpolizisten
es mitbekamen, und gab ihnen ein Zeichen,

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