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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Sie
gaben uns die Anweisung, nichts zu sagen, womit wir uns selbst
belasten könnten, es würde alles geregelt werden. Aber die Polizei
hatte ja die beiden Waffen, mit denen Guttenhofer und auch
Laura Kröger getötet worden waren, und ich wusste, es würde
nur eine Frage von Tagen sein, bis man uns drei wegen Mordes
Verhaften würde. Und dann kam alles doch ganz anders«, sagte
Reiter, der auf einmal ganz ruhig sprach. »Wir wurden zwar
verhaftet, allerdings verbrachten wir gerade mal drei Tage in
U-Haft, bis wir wieder laufengelassen wurden. Den Rest kennen
Sie.«
    »Das mit Ihren Vätern und der Staatsanwaltschaft?«
    »Hm. Es waren unsere Väter, die Rechtsanwälte und ein paar
aus der Staatsanwaltschaft. Die haben einen Deal ausgehandelt,
das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich weiß wirklich nicht,
wie viele Personen geschmiert wurden, aber es waren nicht wenige.
Dafür haben alle ihren guten Ruf gewahrt, und einige andere
sind richtig reich geworden. Das ist mein Geständnis, und ich
schwöre, dass es die reine Wahrheit ist.«
    »Wer war Ihr Anwalt?«
    »Frantzen, dieser schleimige Mistkerl. Wenn ich seine Visage
nur seh, krieg ich's Kotzen.«
    »Und die Anwälte von Möller und Gebhardt?«, fragte Brandt
der Form halber.
    »Möller hatte einen Dr. Klein und Gebhardt Dr. Blume.«
    »Sie sind doch so kräftig, warum haben Sie sich nie gegen
Gebhardt oder Möller körperlich gewehrt?«
    Reiter schüttelte den Kopf. »Ich bin jetzt vielleicht kräftig,
auch wenn ich mich im Moment völlig kraftlos fühle, aber damals
war ich ein schmales Hemd, einsneunzig groß und achtundsechzig
Kilo leicht.« Er schaute zu Boden und fuhr schließlich
fort: »Ich habe nach zwei Semestern mein Studium der
Zahnmedizin abgebrochen, weil ich mich nicht mehr konzentrieren
konnte. Ich bin auf Zahntechnik umgestiegen, da musste
ich nicht endlose Semester im Hörsaal verbringen und auch
noch promovieren. Und ich bin gelaufen, jeden Tag zehn, fünfzehn,
manchmal auch zwanzig Kilometer. Ich habe so exzessiv
Sport getrieben, dass es schon wieder ungesund war. Ich bin vor
mir selbst davongelaufen, bis ich merkte, dass das auch nicht
hilft.«
    »Haben Sie noch Kontakt zu Möller und Gebhardt?«
    »Nein, und ich will auch nie wieder etwas mit denen zu tun
haben. Wenn ich ins Gefängnis muss, dann bitte in ein anderes
als die.«
    »Und zu Ihren Eltern?«
    »Nur zu meiner Mutter und meiner Schwester, mein Vater
kann mich mal kreuzweise. Das ganze Pack ist so verlogen, egal,
ob der alte Möller, der alte Gebhardt oder mein Alter. Die haben
uns doch damals nur aus der Scheiße gezogen, damit sie nicht
selbst in der Scheiße versinken. Es ging ihnen nicht um uns, sondern
allein um ihr Ansehen in der Gesellschaft. Und mit Sicherheit
wollten sie auch austesten, wie weit ihre Machtarme reichen.
Sehr weit, sehr, sehr weit, wie Sie selbst mitgekriegt haben«,
sagte er zynisch und kurz darauf wesentlich leiser: »Aber ich bin
ja nicht besser, ich war all die Jahre über einfach nur feige. Ich
hätte vielleicht die Chance gehabt, dieses ganze Unheil zu verhindern.
Es hätte mich vielleicht das Leben gekostet, aber was
hab ich jetzt für ein Leben? Was waren die letzten fünfzehn Jahre?
Ein einziger großer Albtraum, der immer schlimmer wurde.
Wissen Sie, ich leide seit einer halben Ewigkeit unter Schlafstörungen,
ich habe Albträume, und ich sehe immer und immer wieder
die Szene vor mir, wie Laura vergewaltigt und hingerichtet
wurde. Es gab Zeiten, da wollte ich mich umbringen, weil ich es
nicht mehr ausgehalten habe.«
    »Aber warum haben Sie gestern noch nichts von alldem erwähnt?
«
    »Das verstehen Sie wahrscheinlich nicht, aber Ihr Besuch
kam für mich völlig überraschend, das war wie ein ansatzlos
geführter Schlag. Ich weiß, das klingt jetzt wieder wie eine Ausrede,
soll es aber nicht sein. Nachdem Sie gegangen waren, habe
ich mich hingesetzt und alles niedergeschrieben. Und glauben
Sie mir, während ich geschrieben habe, ist eine Riesenlast von
mir abgefallen. Aber was auch mit mir passiert, ich werde die
Bilder nie loswerden. Die haben sich in meinem Kopf wie auf
einem Film festgebrannt. Und dieser verdammte Film läuft in
einer endlosen Schleife immer und immer wieder vor meinem
geistigen Auge ab. Ich habe mich in Arbeit gestürzt, ich bin
nachts um die Häuser gezogen, aber nichts hat geholfen. Da lief
immerzu dieser Film ab.« Und nach einer kurzen Pause: »Ich
hatte

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