Das Todeskreuz
was wir nicht widerlegen
können, dann kommt er unter Umständen mit einer relativ milden
Strafe davon.«
»Es werden mindestens zehn Jahre, aber eigentlich ist mir das
egal. Ich bin nur froh, dass der Spuk endlich vorbei ist. Wir sollten
Peter Bescheid sagen.« Eberl nahm die Kassette und das Videoband
aus den Geräten, ging damit in ihr Büro und legte die
Bänder zusammen mit dem schriftlichen Geständnis in die mittlere
Schublade. Anschließend schloss sie ihren Schreibtisch ab.
»Hat das einen Grund?«, fragte Durant.
»Wir wollen doch beide nicht, dass schon wieder etwas auf
wundersame Weise verschwindet.«
Sie begaben sich zu Brandt und Spitzer, die sich mit Magnus
Möller befassten, und teilten ihnen und Elvira Klein, die auch
herausgekommen war, auf dem Gang die wichtigsten Details aus
der Vernehmung und dem Geständnis von Gebhardt mit.
»Er hat also Reiters Version bestätigt«, sagte Brandt. »Damit
haben wir Möller endgültig am Schlafittchen. Ich frag mich nur,
wo sein Anwalt bleibt.« Dabei warf er Elvira Klein einen kurzen
Blick zu, den sie ebenso kurz erwiderte.
»
Der kommt noch«, sagte Durant und schaute auf die Uhr.
»Jetzt haben wir schon halb sieben, und dabei wollte ich doch um
sechs bei diesem Hohl sein. Na gut, dann wird der Abend etwas
länger. Schaffen Sie Möller auch ohne mich?«
»Ja, ja«, antwortete Brandt, »fahren Sie nur zu Hohl. Wir sehen
uns morgen.«
Durant verabschiedete sich, Brandt ging mit Spitzer zurück in
das Vernehmungszimmer.
»Es sieht schlecht aus für Sie, sehr schlecht sogar«, sagte
Brandt. »Soeben hat Herr Gebhardt gestanden und Herrn Reiters
Version bestätigt. Beide behaupten unabhängig voneinander,
dass Sie Laura Kröger erschossen haben. Die Schlinge zieht sich
immer fester um Ihren Hals zu.«
Möller wurde mit einem Mal aschfahl im Gesicht, seine
Mundwinkel zuckten, seine die ganze Zeit zur Schau getragene
Selbstsicherheit war von einer Sekunde zur andern verflogen.
»Sie sagen ja gar nichts dazu. Hat es Ihnen etwa die Sprache
verschlagen? Sie sind doch sonst so eloquent und um keine Ausrede
verlegen.«
»Ich möchte mit meinem Anwalt sprechen«, erwiderte er mit
monotoner Stimme.
»Der ist noch nicht aufgetaucht, aber wir kommen vorläufig
auch ohne ihn zurecht. Wie es scheint, verlieren Sie nach und
nach Ihre Freunde. Selbst Ihr Vater ist noch nicht hier, was mich
doch sehr wundert.«
»Ohne meinen Anwalt kriegen Sie kein Wort mehr aus mir
raus.«
»Auch gut, dann brechen wir an dieser Stelle ab, und Sie können
sich später mit Ihrem Anwalt besprechen. Bis dahin dürfen
Sie es sich in Ihrer Zelle gemütlich machen, sofern das möglich
ist.«
»Sie kommen damit nicht durch, ich habe ...«
Brandt zog die Brauen hoch und sagte: »Sie haben was?«
»Das werden Sie schon noch früh genug erfahren. So leicht
gehe ich nicht in den Bau, darauf können Sie Gift nehmen«, erklärte
er mit plötzlich wiedergewonnener Selbstsicherheit, und
Brandt fragte sich, wie Möller es schaffte, sich so schnell auf
neue Situationen einzustellen.
Brandt machte das Tonband aus und sagte: »Wissen Sie, was
mich an Ihnen so ankotzt? Ihre unerträgliche Arroganz. Bei Ihnen
frag ich mich ernsthaft, ob das angeboren ist. Wahrscheinlich
liegt das in den Genen, Sie haben offenbar eine Menge von
Ihrem Vater.« Und zu einem Beamten: »Schaff ihn mir aus den
Augen.«
Er wartete, bis Möller von dem Beamten abgeführt wurde,
und ging dann mit Spitzer und Elvira Klein ins Büro, wo Eberl
hinter ihrem Schreibtisch saß und sich Reiters Geständnis durchlas.
Sie blickte auf und fragte: »Was ist mit Möller?«
»Der Mistkerl wartet auf seinen Anwalt«, antwortete Brandt
nur und schenkte sich ein Glas Wasser ein.
»Kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?«, fragte Elvira
Klein.
»Bitte, gehen wir nach nebenan, dort sind wir ungestört.«
Er machte die Tür hinter sich zu. Elvira Klein wirkte ungewöhnlich
nervös.
»Ich frage mich, wo mein Vater bleibt.«
»He, ganz ruhig. Ruf ihn an, dann weißt du's. Aber mein Gefühl
sagt mir, dass er und der alte Möller so einiges zu bereden
haben, und so was kann dauern. Das ist für mich ein gutes Zeichen.
«
»Was macht dich da so sicher?«, fragte sie zweifelnd.
»Mein Bauch hat mich noch nie angelogen«, antwortete er
gelassen und setzte sich ihr gegenüber. Er betrachtete ihre Hände,
ihre Finger und sah sie lange an und spürte, dass sie sich am
liebsten an
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