Das Todeskreuz
seine Schulter gelehnt hätte. Und auch er hätte ihr
gerne etwas gesagt, aber er merkte, dass es nicht der rechte
Augenblick war. Er schaute zur Uhr, Viertel vor sieben. Die Tür
ging auf und Eberl kam herein.
»Dr. Klein und Herr Möller sind da, soll ich ausrichten.
Dr. Klein würde gerne mit Ihnen sprechen«, sagte sie zu Elvira.
Sie nickte nur, erhob sich und ging nach draußen.
Mittwoch, 17.30 Uhr
Dr. Robert Klein saß in Möllers Arbeitszimmer, während
Möller am Fenster stand.
»Was heißt das, du kannst nichts machen? Du bist unser Anwalt,
wir kennen uns seit einer halben Ewigkeit, und auf einmal
ziehst du den Schwanz ein? Magnus wurde verhaftet, und du behauptest
allen Ernstes, nichts für ihn tun zu können? Das ist doch
lachhaft! Du hättest deine Tochter mal erleben sollen, mit welcher
unerträglichen Arroganz sie aufgetreten i s t . . .«
»Halt, Walter, das reicht. Ich habe deinem Sohn schon einmal
aus der Patsche geholfen und mich damit strafbar gemacht. Das
heißt, wir alle haben uns strafbar gemacht. Ich habe dich damals
gewarnt, aber du wolltest partout nicht auf mich hören. Mord ist
kein Kavaliersdelikt, sondern die schwerste aller Straftaten. Vor
zehn Jahren haben wir es gemeinsam geschafft, Magnus und seine
Freunde vor einer lebenslangen Freiheitsstrafe zu bewahren,
diesmal wird das nicht mehr möglich sein. Dein Sohn und die
beiden andern ...«
»Papperlapapp, du redest Unsinn! Ich ...«
»Nein, hör mir ganz genau zu. Wir haben eine einzige Chance,
und die werde ich dir jetzt erklären, und ich bitte dich, mich ausreden
zu lassen. Für Magnus können wir nichts, aber auch rein
gar nichts mehr tun. Er wird, ob du es wahrhaben willst oder
nicht, ins Gefängnis gehen, und zwar für eine sehr lange Zeit. Du
und ich, wir beide haben jetzt die Wahl, ob wir mitgehen oder
noch einmal einen Deal aushandeln. Ich spreche mit Elvira, und
ich bin sicher, sie wird dem Vorschlag zustimmen, den ich ihr
unterbreiten werde. Weder du noch ich haben jemanden getötet,
das waren dein Sohn, Reiter und Gebhardt. Ich habe vor zehn
Jahren Kopf und Kragen riskiert, damit die wichtigsten Beweismittel
für immer verschwanden. Das war vor zehn Jahren. Heute
werde ich meinen Kopf nicht mehr riskieren, und ich werde einen
Teufel tun und meine Tochter zu überreden versuchen, gegen das
Gesetz zu handeln. Du hast damals an deinen Sohn und deine
Reputation gedacht, diesmal denke ich ausnahmsweise an meine
Tochter.«
»Du Arschloch! Du hast dir doch eine goldene Nase an mir
verdient. Ohne mich wärst du nur ein kleiner popeliger Anwalt,
der irgendwelche bescheuerten Ehestreitigkeiten bearbeiten
würde.«
»Walter, uns in dieser Situation anzugiften bringt uns kein
Stück weiter. Ich weiß, dass ich dir eine Menge zu verdanken
habe, aber du mir ebenfalls, und das solltest du nie vergessen.
Wir können jetzt nur noch unsere Haut retten, aber nicht mehr die
von Magnus. Und sei ganz ehrlich, wenn auch nur ein Funken
Anstand in dir steckt, dann weißt du, dass das, was Magnus und
seine Freunde angerichtet haben, durch nichts in der Welt wiedergutzumachen
ist. Nicht mit allem Geld. Betrachte es bitte rational
und nicht emotional. Es ist vorbei. Und solltest du dennoch
darauf bestehen, dass ich wieder meine Hand ins Feuer halte,
muss ich dir leider eine Absage erteilen. Mach dich schon mal
mit dem Gedanken vertraut, deinen Sohn in Zukunft nur noch im
Gefängnis zu sehen. Selbstverständlich steht es dir frei, dir einen
andern Anwalt zu nehmen, aber ich fürchte, du wirst wenig Erfolg
haben.«
Walter Möller kaute auf der Unterlippe, schenkte sich ein Glas
Bourbon ein, trank es in einem Zug leer, zündete sich einen Zigarillo
an und schwieg eine ganze Weile, dann sagte er: »Und was
schlägst du vor?«
»Ich rede mit Elvira, erklär ihr alles und kann nur hoffen, dass
sie mit meinem Vorschlag einverstanden ist.«
»Welchem Vorschlag?«
»Dass wir da rausgehalten werden. Es darf nie publik gemacht
werden, dass wir vor zehn Jahren drei Mörder freigekauft
haben, es wäre unser aller Ruin, finanziell, materiell und
gesellschaftlich. Wie ist dein Kontakt zu Reiter und Gebhardt?
«
»Wir treffen uns regelmäßig, du weißt schon, wo.«
»In Buchmanns Etablissement?«
Möller nickte.
»Kannst du sie jetzt erreichen?«
»Ich probier's.« Er hob den Hörer ab und sagte: »Und du
siehst keinen andern Ausweg?«
»Nein. Wir können nur versuchen aus der
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