Das Todeskreuz
Grund?«
»Keine Ahnung, kann mich nicht erinnern.«
»Ich glaube schon, dass Sie das können. So vergesslich sind
Sie nicht, wie Sie eben bewiesen haben. Und die Waffe lag neben
Ihnen.«
»Das hab ich nicht gesagt, das stimmt nicht, das wollen Sie
mir nur unterschieben. Reiter hat die Kanone vorne bei sich gehabt
und ...«
»Vorne. Wo? Zwischen den Beinen?«
»Ja, zwischen den Beinen. Und mit einem Mal hat er losgeballert.
Einfach so.«
»Einfach so. Verstehe. Er hat vorher nichts gesagt, keine Andeutungen
gemacht, dass er gleich jemanden erschießen wird?«
»Nein, nein, nein!«, beteuerte Gebhardt und wischte sich wieder
mit dem Handrücken über die Stirn und die Nase.
Die Tür ging auf, und Brandt kam herein und gab Eberl und
Durant ein Zeichen. »Wir lassen Sie kurz allein. Hier drin kann
Ihnen nichts passieren, Reiter ist in einem andern Raum.«
»Was ist mit rauchen? Krieg ich endlich 'ne Zigarette?«
»Wie ich schon sagte, hier ist Rauchverbot. Vielleicht später
in Ihrer Zelle.«
»Scheiße! Ich halt's hier drin nicht aus.«
»Sie werden's sogar noch viel länger aushalten müssen, wenn
Sie nicht endlich mit der Wahrheit rausrücken. Es liegt ganz allein
in Ihrer Hand. Und wie ich ebenfalls bereits sagte, ein Geständnis
wirkt sich immer strafmildernd aus. Wir lassen Ihnen
jetzt ein bisschen Zeit zum Überlegen.« Draußen fragte Durant:
»Wie ist es gelaufen?«
»Wir haben Möller dabei. Darf ich vorstellen, Staatsanwältin
Klein, Frau Durant.«
»Angenehm«, sagte Elvira Klein und reichte Durant die Hand,
welche die ihr bis eben nur vom Hörensagen bekannte Staatsanwältin
unauffällig musterte, um sich ein erstes Bild von ihr zu
verschaffen. Und dieses Bild zeigte ihr eine Frau, die einen offenen
und sympathischen Eindruck machte, auch wenn sie momentan
unter gehörigem Stress stand und die Anspannung sich
förmlich in ihrem Gesicht, vor allem ihren Augen, abzeichnete.
Eine sehr gutaussehende und attraktive Frau, dachte sie. Ich frag
mich, warum die keinen Mann abbekommt. Na ja, vielleicht zu
dominant, auch wenn ihr Händedruck eher sanft und verhalten
war. Aber das will nichts heißen, denn sollte sie tatsächlich einige
Eigenschaften besitzen, die man auch mir vorwirft, würde es
mich nicht wundern, wenn die meisten Männer sich von ihr abgeschreckt
fühlen.
»Ebenso«, erwiderte Durant. »So lerne ich Sie auch mal persönlich
kennen. Ich hab schon viel von Ihnen gehört.«
»Ach ja? Von wem?«
»Wir haben eine gemeinsame Freundin, Andrea Sievers.«
Elvira Klein lächelte kurz und sagte: »Und sie sprechen über
mich?«
»Nein, nicht was Sie denken, aber wir können uns ja ein andermal
unterhalten, im Moment stehen wichtigere Punkte auf der
Tagesordnung.«
»Stimmt. Wie kommen Sie voran?«
»Nicht mehr lange, und er wird zusammenbrechen. Noch windet
er sich und behauptet, dass Reiter auf Guttenhofer geschossen
habe.«
»Fragen Sie ihn nach dem Schützenverein«, meinte Brandt.
»Reiter hat ausgesagt, dass Gebhardt schon als Junge mit seinem
Vater in den Schützenverein gegangen ist und sogar mehrere
Pokale gewonnen hat. Er ist ein hervorragender Schütze. Reiter
hingegen behauptet, sich nie für Waffen interessiert zu haben,
was ich ihm auch glaube. Seine Aussage ist derart präzise, er
konnte sich an jede Einzelheit erinnern. Ich kann mir beim besten
Willen nicht vorstellen, dass er mit den Morden etwas zu tun
hat.«
»Gebhardt war definitiv an mindestens einem Mord beteiligt,
das heißt, er hat mindestens einen begangen«, sagte Durant und
sah durch die Glasscheibe, hinter der Gebhardt unruhig im fensterlosen
Raum auf und ab tigerte. Nervös, unruhig, fahrig, sich
ständig mit den Händen übers Gesicht und die Haare streichend.
»Er hält nicht mehr lange durch, aber das kommt davon, wenn
man über Jahre hinweg Drogen nimmt. Hat Reiter eigentlich irgendwas
davon erwähnt, dass Gebhardt schon damals regelmäßig
Drogen konsumiert hat?«
»Ja«, bestätigte Brandt. »Drogen, Alkohol, alles, was ihm
eben so in die Finger kam, außer dem richtig harten Stoff. Er ist
ein äußerst labiler Typ, den Sie leicht knacken können. Sprechen
Sie ihn auf den Schützenverein an, das versetzt ihm den Todesstoß.
«
»Okay. Und Möller?«
»Ich hätte Sie gerne dabei, aber Sie sind ja beschäftigt«, sagte
Brandt bedauernd. »Deshalb werde ich die Vernehmung mit
meinem Boss durchführen. Sollten Sie jedoch rechtzeitig fertig
werden,
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