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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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abgetrennten Verfahrens
gibt, das heißt, Möller würde einen eigenen Prozess bekommen,
und wie ich die Sache sehe, wird es genau so ablaufen. Und ich
gebe noch etwas zu bedenken - ich werde bei Möller unter gar
keinen Umständen die Anklage vertreten, denn ich bin befangen,
schließlich kenne ich die Möllers, seit ich ein Kind war. Bei Reiter
und Gebhardt habe ich kein Problem. Aber mein größtes Problem
ist sowieso ein ganz anderes.«
    »Und was?«
    »Peter, ich möchte nichts essen, ich möchte eigentlich nur
noch nach Hause. Wenn du Hunger hast, ich hab einiges im Kühlschrank.
«
    »Bist du sicher, dass ich mitkommen soll?«
    »Es ist nur eine Bitte, du musst natürlich nicht, wenn du lieber
zu dir willst. Ich meine, deine Töchter werden sich bestimmt fragen,
wo du schon wieder bist.«
    »Mach dir um Sarah und Michelle keine Gedanken, ich hab
schon vorgesorgt.«
    »Hast du ihnen etwa von mir erzählt?«
    »Nein, wir hatten doch ausgemacht, dass wir es langsam angehen
werden. Warte, ich zahl nur schnell, die Flasche nehmen
wir aber mit.«
    Elvira Klein lächelte ihn dankbar an, er beglich die Rechnung,
und sie gingen zu ihrer Wohnung.
    »Verrätst du mir eins?«, fragte sie auf dem Weg. »Warum bist
du gestern bei mir geblieben? Weil ich dir leidgetan habe?«
    »Auch.«
    »Auch? Und weiter?«
    »Weil ich es wollte.«
    »Und ist es heute immer noch so?«
    »Was willst du hören? Dass ich mich ...«
    »Dass du was?«
    Er hatte eine Antwort auf ihre Frage, aber er sprach sie nicht
aus.
    »Ich bin doch überhaupt nicht liebenswert, ich hab ja nicht
mal richtige Freunde.«
    »Wer behauptet, du seist nicht liebenswert? Doch höchstens
du selbst.«
    Sie standen vor dem Aufzug, fuhren nach oben und betraten
die Wohnung. Elvira Klein zog das Oberteil ihres Hosenanzugs
aus und hängte es über einen Bügel.
    »Ja, ich halte mich selbst nicht für liebenswert. Und wenn
dann auch noch die einzige Person, von der du meinst, geliebt zu
werden, sich als Heuchler entpuppt...«
    »Elvira«, sagte Brandt und stellte die Flasche auf den Tisch,
»denk mal an Prof. Kuntze und seine Geschichte. Sie ist nicht zu
vergleichen mit deiner, denn jeder Mensch hat eine eigene Geschichte,
aber du hast sehr viele Seiten, die gut sind. Schau mich
an«, fuhr er fort und sah ihr in die Augen. »Ich habe eine gescheiterte
Ehe hinter mir, ich hatte drei Jahre lang eine Beziehung mit
Andrea, ich bin allein erziehender Vater von zwei Töchtern, die
immer mehr ihre eigenen Wege gehen. Meinst du, ich fühl mich
wohl in meiner Haut? Vielleicht können wir uns ja gegenseitig
auffangen, ich bin jedenfalls bereit.«
    Mit einem Mal schlang sie ihre Arme um seinen Hals und
legte ihren Kopf an seinen. Ein Zucken ging durch ihren Körper,
sie zitterte, Brandt fühlte die Tränen an seiner rechten
Wange.
    »Es ist doch alles nicht so schlimm«, wollte er sie beruhigen.
»Das weiß ich ja«, sagte sie jedoch mit stockender Stimme.
»Ich weiß nur nicht, was mit mir los ist. Ich frag mich, wie
ich das alles verkraften soll.« Sie löste sich von ihm, holte ein
Taschentuch und wischte die Tränen ab. »In den letzten nicht
mal achtundvierzig Stunden ist so unendlich viel passiert, das
hält doch kein normaler Mensch aus. Und ja, verdammt noch
mal, ich fühle mich wohl in deiner Nähe, und ich wünsche mir
nichts mehr, als jemanden wie dich zu haben. Und ich habe
nicht gelogen, als ich gestern sagte, dass ich dich immer schon
gemocht habe. Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
«
    »Ich weiß«, erwiderte er trocken.
    »Was weißt du?«, fragte sie mit hochgezogenen Brauen.
    »Du hast recht.«
    »He, jetzt weich nicht aus. Was weißt du?«
    »Ich hab einen Bärenhunger, lass mich doch mal einen Blick
in deinen Kühlschrank werfen. Mein Magen verlangt nach etwas
Essbarem. Und du solltest auch was essen.«
    »Ja, Papa«, entgegnete sie.
    Brandt sah sie durchdringend an und sagte: »Hör zu, das Einzige,
was ich verlange, ist, dass du mich nie, aber auch nie wieder
Papa nennst. Ich bin kein Vaterersatz, und ich will auch keiner
sein, ich habe nämlich schon zwei Töchter. Okay?«
    »Okay. So war das auch gar nicht gemeint, es war nur ein
Scherz.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Brandt machte ein paar belegte Brote, sie aßen und tranken
und unterhielten sich, und als es fast Mitternacht war, meinte er:
»Wir sollten schlafen gehen. Ich mach's mir wieder auf der
Couch gemütlich und ...«
    »Nein, das

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