Das Todeskreuz
gut ausgekommen?
«
»Ich sagte Ihnen doch schon, ich habe das Beste aus meiner
Situation gemacht. Außerdem war längst nicht alles schlecht, im
Gegenteil, beide hatten oder haben ihre guten Seiten, sonst hätte
ich es nicht so lange ausgehalten.«
»Danke, das war's schon.« Durant trank ihren Tee aus. »Der
schmeckt übrigens köstlich, vielleicht verraten Sie mir bei Gelegenheit,
wo sie den herhaben.« Sie erhob sich und mit ihr Alina
Cornelius, die ihr einen langen Blick zuwarf und sie zur Tür begleitete.
Dort sagte Durant: »Haben Sie sich eigentlich schon
entschieden, was Sie in Zukunft machen werden?«
»Nein, das hat auch noch Zeit. Vorerst werde ich in Frankfurt
bleiben. Ich trage mich mit dem Gedanken, hier oder im Umkreis
eine Praxis zu eröffnen. Es drängt mich ja keiner. Machen Sie's
gut, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, wenn Sie den Fall
gelöst haben.«
»Ja, vielleicht. Tschüs und nochmals danke für den Tee. Eine
Frage noch - meinen Sie, dass Leslie jetzt zu Hause ist?«
»Keine Ahnung, aber soweit mir bekannt ist, bereitet sie sich
auf ihr Examen vor und besucht deshalb nur noch sehr unregelmäßig
die Uni.«
»Sie ist schon so weit?«, fragte Durant erstaunt.
»Sie hat ihr Studium mit neunzehn begonnen, sie könnte eigentlich
schon längst fertig sein, aber sie hat sich Zeit gelassen.
Wenn Sie möchten, ruf ich kurz bei ihr an und ...«
»Nein, bitte nicht, ich komme gerne unangemeldet«, erwiderte
Durant lächelnd und winkte Alina vom Treppenabsatz noch
einmal zu. hörte kurz darauf, wie die Tür geschlossen wurde, und
blieb plötzlich stehen. Sie drehte sich um. ging wieder nach oben
und klopfte an.
»Haben Sie etwas vergessen?«, fragte Alina.
»Ja. Darf ich noch mal reinkommen?«
»Bitte, Sie sind jederzeit willkommen.«
»Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass noch zwei Morde geschehen
sind, die dieselbe Täterhandschrift aufweisen, das heißt,
Corinna Sittler war erst der Auftakt zu einer Serie.«
»Das ist ja schrecklich!«, stieß Alina entsetzt hervor und
schüttelte den Kopf. »Das heißt, es wurden drei Menschen umgebracht?
«
»Das heißt es. Bevor ich Ihnen weitere Fragen stelle, würde
ich gerne wissen, wo Sie am Sonntagabend zwischen zwanzig
und vierundzwanzig Uhr waren.«
»Am Sonntagabend war ich in der Alten Oper, das können
mehrere Personen bezeugen. Deshalb hatte ich auch mein Handy
ausgeschaltet und die Nachricht von Leslie erst sehr spät abgehört.
Ich kann Ihnen gerne meine Eintrittskarte zeigen und ...«
»Schon gut. Und am Dienstagabend?«
»Da war ich leider hier zu Hause, habe allerdings zwischen
neun und halb elf mit meiner Mutter telefoniert, was Sie ja leicht
nachprüfen können. Darf ich jetzt erfahren, was Sie noch einmal
zu mir führt?«
»Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie das, was ich Sie jetzt
frage, unter allen Umständen für sich behalten? Ich weiß, ich
handle im Augenblick gegen alle Regeln der Polizei, doch ...«
»Fragen Sie, von mir erfährt niemand auch nur ein Sterbenswörtchen.
Aber setzen wir uns doch und trinken noch einen Tee.
Bitte.« Sie nahmen Platz, Alina schenkte ein und sagte: »Sie sind
eine sehr konsequente Frau, aber auch sehr unsicher.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Durant erstaunt, überrascht
und im Augenblick tatsächlich etwas verunsichert.
»Das erklär ich Ihnen ein andermal.«
»Nein, sagen Sie's.«
»Sie stellen eine Menge Fragen, aber nicht unbedingt die richtigen.
Sie wollen etwas wissen, aber Sie trauen sich nicht, die
Dinge beim Namen zu nennen. Das hört sich geschwollen an, ich
weiß, aber ich spreche nur aus, was ich fühle.«
»Und was fühlen Sie?«
»Schwingungen, Energien, sehr starke Schwingungen und
Energien«, entgegnete Alina geheimnisvoll lächelnd und trank
von ihrem Tee.
»Frau Cornelius, Sie sind doch ...«
»Nennen Sie mich Alina, Cornelius hört sich so unpersönlich
an. Aber bitte nur, wenn Sie es möchten. Und wie gesagt, ich bin
verschwiegen wie ein Grab.«
»Gut, Alina. Sie sind Psychologin und demzufolge auch eine
recht gute Menschenkennerin, zumindest gehe ich davon aus.
Würden Sie Leslie einen oder gar mehrere Morde zutrauen?«
Alina senkte für einen Moment den Blick, dann sah sie Durant
an und meinte: »Sehen Sie, jetzt fangen Sie an die richtigen Fragen
zu stellen. Vorhin sagte ich, dass Sie sich anhören würden,
als würden Sie Leslie verdächtigen, und Sie antworteten sehr
ausweichend, was ich
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