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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gestoßen, unter anderem darauf, dass Ihre Mutter so korrupt war,
dass sie zusammen mit Buchmann und Hoffmann und noch anderen
die wichtigsten Beweismittel verschwinden ließ und dafür
eine Menge Geld kassierte, weil die Mörder höchst einflussreiche
und betuchte Väter hatten.«
    Durant machte eine Pause und wartete die Reaktion von Leslie
ab, die sich in aller Ruhe eine weitere Zigarette anzündete.
Doch Durant merkte, dass Leslie zunehmend nervöser wurde.
Sie blies den Rauch in Durants Richtung und sagte: »Tja, wenn
das so war, werden Sie wohl recht haben. Ich wusste davon bis
jetzt nichts.«
    »Ich hatte gestern ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit
Herrn Tobias Hohl, und als ich mich danach hingesetzt und eine
Liste aller Tatverdächtigen erstellt habe, blickte ich anfangs überhaupt
nicht mehr durch. Erst heute Morgen im Präsidium kam es
dann allmählich. Alles machte auf einmal Sinn, das Motiv, die
Planung, die Ausführung der Morde ...«
    »Bevor Sie weitersprechen, stehe ich jetzt unter Mordverdacht
oder nicht? Falls ja, verständige ich meinen Anwalt, das Recht
dazu habe ich.«
    »Lassen Sie mich kurz meine Ausführungen zu Ende bringen,
dann haben Sie immer noch Gelegenheit, Ihren Anwalt anzurufen.
Ich fürchte nur, der wird Ihnen auch nicht mehr helfen können.
Frau Sittler, Sie sind eine phantastische Schauspielerin, das
muss ich Ihnen lassen. Die Show, die Sie am Sonntag abgezogen
haben, war Oscar-reif. Wie haben Sie das geschafft, so auf Kommando
zu heulen? Langes Training, oder wie hab ich mir das
vorzustellen?«
    Leslie nahm einen weiteren tiefen Zug, erhob sich und ging
ein paar Schritte auf und ab. »Ich brauch nur ein wenig Bewegung,
das dauernde Sitzen bekommt meinem Rücken nicht. Fahren
Sie fort.«
    »Sie haben Ihre Mutter gehasst, seit Sie denken können, und
dieser Hass hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert, bis ins Unermessliche.
Und irgendwann haben Sie mit Ihrer Recherche begonnen,
weil Sie sich fragten, warum Ihre Mutter zur Agoraphobikerin
wurde. Und Sie hatten Erfolg. Was Sie herausgefunden
hatten, das war Sprengstoff pur. Es hatte nämlich mit dem Fall
Laura Kröger und Peter Guttenhofer zu tun. Als Jurastudentin
bekommt man Einblick in sehr viele Vorgänge, und wenn man
sehr clever ist, und das sind Sie, dann findet man auch heraus,
welche Sauereien die Mutter gemacht hat. Korrigieren Sie mich,
wenn ich etwas Falsches sage.«
    »Nein, nein, fahren Sie nur fort, ich höre gerne interessante
Geschichten, vor allem so fiktive, an den Haaren herbeigezogene.
«
    »Sie haben Jura studiert, um damit vielleicht Ihrer Mutter ein
bisschen besser zu gefallen, denn davor war sie ja keine Mutter,
sie hat Sie nie geliebt, sie hat sich von der Liebe quasi freigekauft.
Aber Ihre Mutter interessierte auch Ihr Hang zur Juristerei
nicht, es war ihr egal, was Sie machten. Und der Hass wurde
größer und größer und größer. Und Sie haben fleißig weiter recherchiert,
bis Sie endlich auf den Fall gestoßen sind, der jedes
Vorstellungsvermögen überschreitet. Die Frage für mich ist nur,
kannten Sie erst den Fall oder erst Heiko Kröger?«
    Julia Durant stand ebenfalls auf und stellte sich dicht vor Leslie,
die sich wieder eine Zigarette angezündet hatte und Durant
nur ansah.
    »Das ist im Augenblick eigentlich auch nicht wirklich relevant.
Hass, es geht um Hass. Oder besser, um Liebe und Hass. Sie haben
Ihre Mutter gehasst und Ihre Mutter Sie. Sie haben jahrelang gekämpft,
es muss furchtbar gewesen sein, immer und immer wieder
gegen diese Mauer aus Lieblosigkeit und Hass anzurennen. Das
macht mürbe, und man muss schon verdammt stark sein, um daran
nicht zugrunde zu gehen. Sie sind unglaublich stark und haben
sich durchgesetzt, gegen alle Widerstände, gegen Ihre Mutter, gegen
die ganze Welt. Und schließlich haben Sie die andern zu Ihrem
Spielball gemacht. Wie ist das, wenn man gehasst wird? Wenn
man um eine Umarmung geradezu betteln muss, wenn man mit
Nichtachtung gestraft wird, obwohl man die Beachtung doch verdient
hat, wenn man besonders gut in der Schule ist oder sogar der
Mutter nacheifert und ebenfalls Juristin werden möchte und trotzdem
keine Anerkennung findet? Das muss doch ein gnadenlos beschissenes
Gefühl sein. Ich kann's mir nicht vorstellen, ich wurde
immer geliebt, meine Eltern waren immer für mich da, egal, was
auch passierte. Ich wurde getröstet...«
    »Ich hatte meine Großeltern«, sagte Leslie kühl und

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