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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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reden?«
    »Bitte«, sagte sie und machte die Tür frei. Sie ging vor ihnen
in den großen und ultramodern und doch kalt eingerichteten
Wohnbereich, der hauptsächlich aus Stein, Stahl und Glas bestand.
    »Frau Buchmann«, begann Brandt, »wir müssen Ihnen leider
mitteilen, dass Ihr Mann tot ist.«
    Für einige Sekunden herrschte vollkommene Stille, bis sie mit
emotionsloser Stimme sagte: »Tot? Wo ist er jetzt?«
    »In der Gerichtsmedizin«, antwortete Sievers. »Können Sie
morgen so gegen zehn vorbeikommen, um ihn zu identifizieren?«
    »Ja, sicher«, sagte sie. »Was ist passiert?«
    »Er wurde ermordet. Ein Streifenwagen hat ihn gefunden, das
heißt, der Mercedes wurde gefunden, und als die Beamten den
Kofferraum aufmachten sahen sie Ihren Mann darin liegen.«
    Brandt registrierte jede Regung in Frau Buchmanns Gesicht,
doch da war nichts, keine Trauer, kein Gefühlsausbruch, nur ein
leichtes Zucken der Mundwinkel. Tut sie nur so, oder ist das ihr
wahres Gesicht?, fragte er sich, während sie zum Barfach ging
und sich einen Cognac einschenkte.
    »Wo wurde er gefunden? In Köln?«, fragte sie.
    »Nein, eigentlich gleich hier um die Ecke.«
    »Was? Er ist doch gestern Abend nach Köln gefahren wie
jeden Sonntagabend, wenn er am nächsten Tag Aufzeichnung
hatte.«
    »Um welche Zeit hat er das Haus verlassen?«, fragte Brandt.
    »Wie immer so gegen sieben, damit er spätestens um neun in
Köln ist und sich noch auf die Sendung vorbereiten kann. Weiß
man schon, wer ihn ermordet hat?«
    »Nein, leider nicht. Dürfen wir uns setzen?«
    »Entschuldigen Sie, natürlich. Ich bin völlig durcheinander.
    Aber irgendwie habe ich mit einer solchen Nachricht gerechnet,
ich meine, dass er tot ist. Er hat sich sonst immer gemeldet, er hat
angerufen, sobald er angekommen war und ... Ich begreife das
nicht.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Zwei Söhne aus der ersten Ehe meines Mannes, aber die studieren
beide in den USA, in Harvard, um genau zu sein. Selbst
wenn sie wollten, könnten sie frühestens übermorgen hier sein.«
    »Gibt es sonst jemanden, der Ihnen j e t z t . . .«
    »Ich komme schon zurecht«, unterbrach sie ihn, als wüsste
sie, was Brandt sagen wollte.
    »Hatte Ihr Mann Feinde?«
    Frau Buchmann zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.
    Falls ja, hat er nie mit mir darüber gesprochen.« Und nach einer
kurzen Pause: »Nein, ich glaube nicht.«
    »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«, fragte Brandt.
    »Seit acht Jahren. Warum?«
    »Nur so. Wie war Ihre Ehe?«
    »Was hat das mit dem Tod meines Mannes zu tun? Er war ein
fürsorglicher Ehemann und Vater, wenn Sie es genau wissen wollen.
    Es hat uns an nichts gemangelt.«
    »Gab es in letzter Zeit, speziell in den letzten Tagen, irgendwelche
besonderen Vorkommnisse wie etwa anonyme Anrufe.
    Drohbriefe oder Ähnliches?«, fragte Brandt routinemäßig.
    »Nein, nichts dergleichen. Mein Mann hätte doch sofort die
Polizei informiert, er ist schließlich Richter. Natürlich gab es hin
und wieder Drohungen, aber die kamen von Verbrechern, die
mein Mann dorthin gebracht hat, wo sie hingehören. Und falls
Sie es noch nicht wissen, er hat vor zwei Jahren eine erfolgreiche
Fernsehkarriere begonnen, seine Sendung war die quotenstärkste
unter allen Gerichtsshows.«
    »Das ist uns bekannt. Sie sagen, Ihr Mann ist sonntags immer
gegen neunzehn Uhr losgefahren, damit er etwa um einundzwanzig
Uhr in Köln war. Sie haben Ihren Mann aber erst heute Vormittag
um kurz vor halb zwölf als vermisst gemeldet. Kam es
Ihnen nicht merkwürdig vor, dass er Sie gestern Abend nicht angerufen
hat?«
    Einen Moment war Stille, bis Frau Buchmann antwortete:
»Nein, ich war gestern Abend ausnahmsweise nicht zu Hause.
    Ich habe bei meiner Schwester übernachtet, das heißt, wir waren
bis weit nach Mitternacht in einer Bar. Mein Mann wusste davon
und hat gesagt, er würde sich heute Vormittag melden. Als er das
nicht tat, habe ich erst versucht ihn auf seinem Handy zu erreichen,
aber da sprang nur die Mailbox an, danach habe ich im
Hotel angerufen, wo man mir mitteilte, dass er gar nicht eingecheckt
hatte. Daraufhin habe ich die Polizei informiert, weil ich
mir Sorgen machte.«
    »Wo wohnt Ihre Schwester?«
    »Sie glauben mir wohl nicht?«, fragte sie pikiert.
    »Für mich zählen nur Fakten«, antwortete Brandt, der eine ungewöhnlich
starke Abneigung gegen diese Frau empfand, die so
kalt war wie dieses Haus. Hier hätte er sich nie wohlfühlen können.
Es

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