Das Todeswrack
Töpfe mit den schwarzen Linien seien die besten, sagt er. Etwa zwei- bis fünfhundert Dollar pro Topf. Sein Boss bekommt einen Anteil und sorgt für den Weitertransport.«
»Wohin?«, fragte Trout.
»Er ist sich nicht sicher«, übersetzte Morales. »Er glaubt, sein Chef stehe mit Leuten in Verbindung, die von Petan aus operieren, unmittelbar auf der anderen Seite der Grenze in Guatemala.«
»Wie werden die Artefakte dort hingeschafft?«
»Er sagt, sie brächten die Gegenstände in ihren kleinen Booten den Fluss hinunter bis zu einer Stelle, wo Lastwagen auf sie warten. Dann führt der Weg vielleicht weiter nach Carmelita oder auch über die Grenze nach Belize. Ich habe gehört, was dann passiert. Die Artefakte werden auf Flugzeuge oder Schiffe verladen und nach Belgien oder in die Vereinigten Staaten gebracht, wo die Leute sehr viel Geld für sie zahlen.«
Er warf Ruiz einen kurzen, beinahe mitleidigen Blick zu.
»Wenn dieser zahnlose Idiot nur wüsste, dass die Bosse Hunderttausende von Dollar kassieren und er das ganze Risiko trägt.« Er kicherte. Ruiz glaubte, Morales hätte einen Witz gemacht, wenngleich er aufgrund seiner begrenzten Englischkenntnisse nicht verstand, dass er selbst die Zielscheibe des Spottes war. Er setzte sein zahnloses Grinsen auf. Trout dachte nach. Gamay und Chi mussten zufällig auf die Schmuggler gestoßen sein. Sie flohen auf dem Fluss und benutzten dabei die gleiche Route wie die Diebe. Als der Helikopter sie entdeckte, versuchten sie gerade, ihre Verfolger hinter sich zu lassen. Paul bat Morales herauszufinden, wie weit die Ladestelle der Lastwagen von den Stromschnellen entfernt lag.
»Ein paar Nächte auf dem Fluss, sagt er. Er weiß nicht, wie viele Meilen das sind. Er sagt, der Fluss trockne manchmal stellenweise aus, so dass es nach der Regenzeit oft nur sehr langsam vorangehe.«
Trout bat den Piloten, aus dem Helikopter eine Karte der Gegend zu holen. Ein Fluss war nicht eingezeichnet, was mit Ruiz’ Angaben übereinstimmte. Sie konnten nicht feststellen, welche Route Gamay einschlagen würde.
Die Befragung wurde durch einen Zwischenfall unterbrochen.
Ein Junge von ungefähr zehn Jahren lief quer über das Maisfeld und rief etwas mit hoher Stimme. Er rannte bis zum Helikopter und teilte ihnen keuchend mit, dass sein Vater wieder da sei.
Sie banden Ruiz fest und kehrten zu der Hütte zurück.
Der Farmer sagte, eigentlich wäre er früher zu Hause gewesen, aber er habe die Gelegenheit nutzen wollen, seinen Bruder zu besuchen, der in der Nähe des Dorfes wohne. O ja, sagte er nach einer ausführlichen Beschreibung des Familientreffens, mit dem Priester habe er auch gesprochen, aber der besitze das Funkgerät nicht mehr.
Trout verlor den Mut – und fasste sogleich wieder neue Zuversicht, denn der Bauer sagte, stattdessen habe der Geistliche das Mobiltelefon benutzt, das er für Notfälle, zumeist medizinischer Art, im Haus hatte. Der Priester hatte die Behörden verständigt und den Farmer gebeten, folgende Botschaft zu überbringen, die dieser sich auf einem Stück Papier notiert hatte: »Sag den Männern in dem Helikopter, dass jemand zu ihnen geschickt wird.«
Jetzt, da die Rettung direkt bevorstand, wurde Trout sogar noch ungeduldiger. Er lief am Rand des Maisfelds auf und ab und schaute immer wieder in den wolkenlos blauen Himmel empor. Wenig später hörte er ein schwaches Brummen. Er lauschte angestrengt.
Das Geräusch wurde lauter, bis er das Vibrieren der Luft auch auf der Haut spüren konnte.
Ein grünbraun lackierter Huey schoss über den Bäumen heran, unmittelbar gefolgt von einem zweiten. Trout schwenkte die Arme. Die Helikopter flogen einen engen Kreis über das Feld und landeten dann am Rand der Anpflanzung. Noch bevor die Rotoren zum Stillstand gekommen waren, öffneten sich die Türen, und Männer in Tarnanzügen stiegen aus. Morales, der Pilot, der Bauer und seine Familie eilten herbei, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Es waren insgesamt sechs, darunter ein Hauptmann im vorderen Hubschrauber und ein Sanitäter in der zweiten Maschine.
Der Sanitäter untersuchte die anwesenden Absturzopfer und attestierte ihnen gute Gesundheit, abgesehen von ein paar oberflächlichen Verletzungen.
Trout und Morales gingen zu dem Helikopterwrack, aber Ruiz war verschwunden. Der
chiclero.
hatte sich aus den hastig angelegten Fesseln gewunden. Nach einer kurzen Unterredung entschieden sie sich gegen eine zeitraubende Suche. Trout hätte gern herausgefunden,
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