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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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der NUMA und bat ihn, eine Nachricht zu hinterlassen. Guzman lächelte. Die Nachricht, die er für Mr. Austin hatte, würde er nur persönlich abliefern können. Er wählte eine andere Nummer. Der Empfänger saß in einem Wagen vor Zavalas Haus in Arlington.
    »Abbruch«, sagte Guzman und trennte die Verbindung. Die beiden Männer in dem Auto sahen sich an und zuckten mit den Achseln. Dann ließen sie den Motor an und fuhren davon.
    Am Potomac wickelte Guzman das Gewehr sorgfältig in die Decke ein und verschwand leise wie ein Gespenst im Unterholz.

35.
    Der Prahm glitt wie im Traum durch den unheimlichen Nebel.
    Feuchte Schwaden stiegen aus dem Fluss und formten sich zu ektoplasmatischen Geistern, die wie zur Warnung mit den durchscheinenden Armen winkten.
Bleibt weg.
Gamay lenkte das Boot, während Chi wie eine geschnitzte Galionsfigur aus Mahagoni im Bug saß und mit scharfem Blick die dünnen Schleier nach menschlichen und anderen Hindernissen absuchte.
    Sie hatten an einer kleinen Insel in der Mitte des Flusses übernachtet und waren im Morgengrauen aufgebrochen. Chi hatte an Land auf dem übergroßen Hügel geschlafen, Gamay im Boot. Die Begegnung mit dem alten Gelbbart ließ sie noch immer erschaudern. Chi versicherte ihr, hier drohten ihr keine Schlangen. Selbst ein Wurm wäre ihr jetzt nicht recht, sagte sie und zog den unbequemen, aber relativ sicheren Prahm vor. Ein lautes Zischen ließ sie aufwachen, aber sie stellte erleichtert fest, dass es bloß von dem Gaskocher stammte.
    Chi kochte Kaffee. Nach einem schnellen, einfachen Frühstück machten sie sich früh wieder auf den Weg.
    Die Vorräte aus der Speisekammer der
chicleros
würden noch tagelang reichen. Da ihnen in dem Prahm nur wenig Platz blieb, hatten sie eines der anderen Boote mit Nahrung, Wasserflaschen und Treibstoff beladen und zogen es hinter sich her. Diese zusätzliche Last verlangsamte ihr Vorankommen, aber die Vorräte waren unverzichtbar, falls sie überleben wollten.
    Die Nebelphantome lösten sich schließlich in der Morgensonne auf, und es herrschte wieder klare Sicht, wenngleich sich stattdessen drückende Schwüle einstellte.
    Gamay hatte einen verbeulten Strohhut gefunden, der ihren Kopf vor einem Sonnenstich und ihre Augen vor dem blendend hellen tropischen Licht schützte.
    Der Fluss schlängelte sich durch die Landschaft. Vor jeder Biegung hob Chi die Hand, woraufhin Gamay Gas wegnahm und den Motor im Leerlauf tuckern ließ. Jedes Mal trieben sie einige Minuten lang mit der Strömung und lauschten angestrengt, ob Stimmen oder Motoren zu hören waren. Sie fürchteten nicht länger einen Angriff von hinten, sondern richteten sich auf Überraschungen von vorn ein. Und keinesfalls wollten sie hinter einer Kurve unvermutet auf eine Bootsladung Banditen stoßen.
    Was den Hubschrauber anging, hatten sie noch immer keine Gewissheit erlangt. Nach wie vor wussten sie nicht, ob Freund oder Feind darin saß. Der Helikopter hatte sie vor den Stromschnellen gerettet. Allerdings hatten sie nicht vergessen, dass sie ihm außerdem ihr Kentern verdankten.
    Manchmal sprang ein Fisch aus dem Wasser, und das Platschen beim Eintauchen war laut wie ein Pistolenschuss in einer Tonne. Ansonsten hörten sie außer dem metallischen Gurgeln am Aluminiumrumpf des Boots nur das Schnattern und Kreischen der Vögel in den Bäumen sowie das Brummen und Sirren der Insekten.
    Gamay war froh, dass sie ausreichend Insektenschutzmittel gefunden hatten. Sie musste es häufig von neuem auftragen, denn der Schweiß und gelegentliche Regengüsse spülten die Lotion immer wieder ab. Chi schien von den Insekten nicht weiter belästigt zu werden. Natürliche Selektion, vermutete Gamay. Jeder Maya, der anfällig für Malaria oder eine andere von Insekten übertragene Krankheit war, dürfte den Viechern schon längst zum Opfer gefallen sein.
    Nach einigen Stunden veränderte sich der Charakter des Wasserlaufs. Das Bett verengte sich auf ungefähr die halbe ursprüngliche Breite. Die Tatsache, dass für die gleiche Menge Wasser jetzt nur noch die Hälfte Platz blieb, sorgte für eine starke, wenngleich ruhige Strömung. Das flache Land war hügeliger geworden, die Uferböschungen waren steiler, höher und von undurchdringlichem Dickicht bewachsen.
    Vorher hatte Gamay sich geärgert, dass sie zwar beständig, aber nur so langsam wie die
African Queen
vorankamen. Sie war sich nicht sicher, ob ihr diese Schlittenfahrt jetzt unbedingt besser gefiel. Je schneller sie wurden,

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