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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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sie so nah an sich, dass sie seinen stinkenden Zwiebelatem riechen konnte, als er lachte.
    Aber ihre rasende Wut überdeckte den Schmerz. Sie gab ein wenig nach, um etwas Freiraum zu erlangen und ihn glauben zu lassen, sie würde sich nicht länger wehren.
    Dann neigte sie den Kopf ein kleines Stück und spähte aus dem Augenwinkel nach seine r Sandale. Mit voller Wucht trat sie auf seinen Spann und konzentrierte dabei ihre ganzen einundsechzig Kilo Körpergewicht auf ihren Absatz, den sie zudem hin und her bewegte, als würde sie einen Zigarettenstummel austreten.
    Er grunzte wie ein Schwein und lockerte seinen Griff. Gamay konnte schräg hinter sich sein Gesicht erkennen. Mit einer kurzen harten Bewegung schwang ihr Ellbogen zurück und traf ihn auf Nase und Wangenknochen. Es gab ein befriedigendes Knirschen. Er schrie auf, und sie war frei. Sie wirbelte herum und stellte enttäuscht fest, dass er noch immer auf den Beinen stand. Er hielt sich die Nase, aber auch bei ihm war die Wut stärker als der Schmerz, und so ging er auf sie los, die schmutzigen Finger nach ihrer Kehle ausgestreckt. Zwar handelte es sich bei ihm um eine besonders armselige Ausgabe menschlicher Existenz, aber Gamay wusste dennoch, dass sie seinem Gewicht und seinen Körperkräften nicht gewachsen war.
    Wenn er sie packte, würde sie einen Kniestoß in seine Weichteile antäuschen, womit er eventuell rechnete, und ihm dann die Knöchel in die Augenhöhlen rammen. Mal sehen, wie ihm das gefiel. Sie ging in Position, und er stolperte auf sie zu.
    »Basta!«
    Der Befehl stammte von dem großen Mann, der wie Pancho Villa aussah. Er lächelte noch immer, aber seine Augen funkelten wütend.
    Gelbzahn blieb stehen. Er rieb sich das Gesicht, auf dessen kränklicher Haut sich bereits ein Bluterguss abzeichnete. Als er zurücktrat, griff er sich in den Schritt. Die Botschaft war eindeutig.
    »Ich habe hier auch etwas für dich«, sagte er auf Englisch.
    Gamay machte einen schnellen Schritt auf ihn zu. Er zuckte zusammen, was seine Kameraden lauthals in schmutziges Gelächter ausbrechen ließ.
    Pancho Villa war verblüfft, wie furchtlos diese schlanke Frau reagierte. Er ging zu ihr.
    »Wer sind Sie?«, fragte er und fixierte sie eindringlich.
    »Ich bin Dr. Gamay Trout. Das hier ist mein Führer«, sagte sie schnell und half Chi beim Aufstehen. Chis Miene verriet ihr, dass er sogleich begriffen hatte, welches Schicksal ihm drohte, falls diese Männer seine wahre Identität erfuhren. Er nahm die unterwürfige Haltung eines Dieners ein.
    Der große Mann ging mit einem geringschätzigen Blick über Chi hinweg und konzentrierte seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Gamay. »Was machen Sie hier?«
    »Ich bin amerikanische Wissenschaftlerin. Ich habe von den alten Bauwerken hier gehört und bin hergekommen, um sie mir anzuschauen. Diesen Mann habe ich angeheuert, um mich herzubringen.«
    Er musterte sie einen Moment lang. »Was haben Sie gefunden?«
    Gamay zuckte mit den Achseln und schaute sich um. »Nicht viel. Wir sind gerade erst angekommen. Da drüben haben wir ein paar Reliefs entdeckt, das ist alles. Ich glaube nicht, dass es hier viel zu sehen gibt.«
    Pancho Villa lachte. »Sie haben nicht gewusst, wo man nachsehen muss. Ich zeige es Ihnen«, sagte er.
    Er erteilte einen knappen Befehl auf Spanisch. Gelbzahn stieß Gamay mit der Schrotflinte an, wich aber zurück, als sie ihn wütend anstarrte. Stattdessen konzentrierte er seine Schikanen auf Dr. Chi, weil er wusste, dass ihr das nicht gefiel.
    Sie gingen ans andere Ende der Ebene, wo der Boden von ungefähr einem Dutzend Gräben durchzogen war. Die meisten davon waren leer. In einem jedoch lagen zahllose Tongefäße.
    Auf Panchos Anweisung holte Elvis zwei Töpfe aus dem Graben und hielt sie Gamay nacheinander unter die Nase.
    »Ist es das, wonach Sie suchen?«, fragte der große Mann.
    Sie hörte, wie Chi geräuschvoll einatmete, und hoffte, die anderen würden es nicht bemerken.
    Dann nahm sie einen der Töpfe in die Hand und betrachtete die Figuren, die mit schwarzen Linien auf die cremefarbene Oberfläche gemalt waren. Es schien sich um die Darstellung eines historischen oder mythologischen Ereignisses zu handeln.
    Diese Keramiken waren ein Beispiel für den Stil der Codices, den Dr. Chi zuvor erwähnt hatte. Sie gab den Topf zurück.
    »Sehr hübsch.«
    »Sehr hübsch«, äffte Pancho Villa sie nach. »Sehr hübsch. Haha. Sehr hübsch.« Nach einer kurzen lautstarken Diskussion führten die

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