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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausweichen. Die Stämme krümmten sich zusammen, und die Äste peitschten den Boden, rollten sich wie die Zungen von Eidechsen zusammen, um dann blitzartig vorzuschnellen.
    Nottr schlug einige der Äste ab, doch nach wenigen Schritten blieb er stehen, denn ihm wurde bewusst, dass es zu schwierig war, diesen magischen Wald zu durchqueren. Die Bäume standen zu dicht, und es war unmöglich, alle Äste abzuschlagen. Irgendwann würde ihn einer der Eisäste treffen und niederschlagen. Das wäre dann das Ende für alle.
    Doch bevor er noch zu einer Entscheidung gelangen konnte, hörte er hinter sich wilde Schreie. Als er sich umdrehte, sah er Olinga, Sadagar und Dardo in einer Spalte verschwinden.
    Sofort rannte er hin, doch vor seinen Augen schloss sich die Spalte mit einem durchdringenden Grollen.
    Nottr schrie vor Wut und Angst um Olinga und seine Freunde und rammte das flammende Schwert in die Eisschicht, doch nur Dampfwolken stiegen zischend hoch.
    »Das Eis hat sie verschlungen«, stammelte Barko. »Dardo, mein Bruder.«
    Nottr tobte wie ein Wahnsinniger, sein Gesicht war zu einer erschreckenden Fratze geworden. Immer wieder drosch er mit dem Schwert auf den Boden, doch seine Bemühungen waren sinnlos.
    »Beherrsche dich, mein Freund!« sagte Aravo. »Ich kann deinen Schmerz verstehen, aber deine Wut hilft uns nicht weiter.«
    Der Barbar knurrte wie ein Raubtier. Nie zuvor in seinem Leben war er so wütend gewesen. Seine Augen schienen Blitze zu versprühen.
    Einige der wolfsähnlichen Geschöpfe liefen auf die Gruppe zu.
    »Achtung, Nottr!« schrie Barko. »Die Bestien greifen uns an!«
    Nottr wirbelte herum, blieb breitbeinig mit gesenktem Kopf stehen und starrte die Untiere bösartig an. Die schmalen, durchsichtigen Leiber funkelten in der Sonne.
    »Kommt nur«, fauchte Nottr, der den Schwertknauf so fest umklammerte, dass seine Hand weiß geworden war.
    Zwei der Eisgeschöpfe sprangen ihn gleichzeitig an. Nottr wich nicht einen Schritt zurück, sein Auge war sicher. Sein Schwertarm bewegte sich in einer gleichmäßigen, fließenden Bewegung. Dem ersten Geschöpf schlug er den Schädel ab, und das zweite spaltete er in zwei Hälften.
    Dieser Kampf war ganz nach seinem Geschmack. Jetzt konnte er seine aufgestaute Wut entladen. Er war so kampfgierig, dass er den Angriff der anderen Geschöpfe nicht erwartete, sondern ihnen tollkühn entgegenlief. Links und rechts schlug er zu. Sein Arm bewegte sich so rasch, dass ihm das Auge nicht folgen konnte. Der Kampf mit den Bestien war unheimlich, denn er war völlig geräuschlos. Kein Laut kam aus den wolfsähnlichen Schnauzen, die weit aufgerissen waren und spitze Zähne entblößten. Todesmutig stürzten sie sich Nottr entgegen, doch sein glühendes Schwert schlug sie in Stücke und brachte ihre Leiber zum Schmelzen. Schwer atmend senkte Nottr endlich das Schwert, als alle Eismonstren zerschlagen waren.
    »Was nun?« fragte Aravo.
    »Wir müssen unsere Freunde suchen«, antwortete Nottr. »Ich bin sicher, dass sie noch am Leben sind. Und ich brenne danach, endlich dem Eisgott gegenüber zu treten. Mein Schwert wird ihn vernichten!«
    »Gut gesprochen, mein tapferer Freund«, brummte Barko. »Aber verrate mir, wo du den Eisgott finden willst!«
    Nottr knirschte mit den Zähnen, dann blickte er sich um. »Vermutlich haust er irgendwo tief unter der Erde. Wir müssen einen Zugang finden.«
    Wenige Schritte von ihnen entfernt bekam der Eisboden Risse, und knarrend tat sich ein Abgrund auf.
    Vorsichtig trat Nottr näher, dann sprang er zurück. Der Abgrund fiel senkrecht in die Tiefe ab.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass uns der Eisgott oder wer nun immer über dieses Eisland herrscht, ständig beobachtet«, sagte Aravo nachdenklich. »In den alten Sagen wird von den tausend Augen der Eisgötter gesprochen.«
    »Der Eisgott spielt mit uns«, flüsterte Barko. »Er will uns leiden sehen. Wir sind nichts anderes als ein Spielzeug für ihn.«
    »Hörst du mich, verdammter Eisgott?« brüllte Nottr und riss sein Schwert hoch. »Hörst du mich?«
    Die Schachtöffnung bekam plötzlich Risse, und große Eisbrocken brachen ab, die donnernd in die Tiefe stürzten. Immer größer wurde die Öffnung, und sie mussten zurückweichen. Der Schacht erweiterte sich, und die Eisoberfläche zerriss an unzähligen Stellen und sah nun wie ein gigantisches Spinnennetz aus. Überall war die Eiswüste in Bewegung geraten. Nun zog sich ein tiefer Spalt bis zum Eisdschungel hin. Die Bäume fielen in

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