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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich. »Wenn Sie all das schon gewußt haben, und wenn es so viel gibt, was gegen mich spricht, warum sitzen wir dann hier und plauschen gemütlich, statt daß …«
    »Ich Sie verhaftet hätte?« Dreistmeer lächelte, als ich widerstrebend nickte. »Aber warum denn, Mister Craven? Sie erzählen mir doch auch so alles, was ich wissen will. Und wahrscheinlich sehr viel ehrlicher.«
    Ein Weile weidete er sich ganz offen an meiner Verblüffung, dann lachte er leise und griff nach seiner Gabel, um mit dem Essen zu beginnen. »Im Ernst, Mister Craven«, fuhr er fort.
    »Ihre Frage ist nicht so ganz unberechtigt. Aber ich will Ihnen die Wahrheit sagen: Ich habe ein wenig geblufft. Es gibt keine Zeugen. Man hat zwei Männer gesehen, die über die Wagendä
    cher rannten, aber niemand hat ihre Gesichter erkannt. Ich habe einfach zwei und zwei zusammengezählt, wissen Sie?«
    »Oh«, sagte ich. Ich muß dabei wohl ein nicht sonderlich intelligentes Gesicht gemacht haben, denn Dreistmeers Grinsen wurde geradezu unverschämt.
    »Und ich habe es noch aus einem zweiten Grund getan«, fuhr er fort. »Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Mister Craven.«
    »Ein Geschäft?« wiederholte ich mißtrauisch.
    »Ja. Ich vergesse unser kleines Gespräch von gerade, und Sie erweisen mir dafür einen Gefallen.«
    »Vergessen? Einfach so?«
    Dreistmeer nickte. »Warum nicht? Die Eisenbahn wird den Schaden verkraften. Sie können der Gesellschaft ja anonym einen Scheck schicken, wenn das Ihr Gewissen entlastet.«
    Aus dem Munde eines Polizisten war das ein höchst sonderbarer Vorschlag, fand ich. Aber ich hütete mich, diesen Gedanken auszusprechen. Statt dessen fragte ich: »Und wie soll dieser kleine Gefallen aussehen, Mijnheer Dreistmeer?«
    »Frans«, sagte Dreistmeer. »Ich heiße Frans okay? Wir sind fast gleich alt, da könnten wir uns doch wirklich duzen!«
    »Na schön, Frans«, bestätigte ich. »Also was verlangst du?«
    »Du hältst nach wie vor an deiner Idee fest, Mijnheer DeVries aufzusuchen?« fragte er.
    »Dazu bin ich hier. Es war schwer genug, Amsterdam lebend zu erreichen, jetzt kann ich nicht einfach unverrichteter Dinge umkehren.«
    »Obwohl man zweimal versucht hat, dich umzubringen?«
    »Es ist nicht gesagt, daß DeVries irgend etwas damit zu tun hat, oder?« antwortete ich ausweichend. Natürlich hatte auch ich mir schon gewisse Gedanken über diese Frage gemacht es war doch ein sehr merkwürdiger Zufall, daß all diese unerfreulichen Dinge ausgerechnet dann begannen, als ich dem geheimnisumwitterten Mijnheer DeVries endlich näherzukommen schien.
    »Aber es ist auch nicht bewiesen, daß er nichts damit zu tun hat«, antwortete Frans ernst. »DeVries ist gefährlich, Robert.
    Ich bin seit zwei Jahren hinter ihm her, aber ich konnte ihm noch nichts nachweisen.«
    »Ist das der kleine Gefallen, den ich dir tun soll?« fragte ich.
    »Dir irgend etwas geben, womit du DeVries festnageln kannst?«
    Ich muß wohl ziemlich empört geklungen haben, denn Dreistmeer beeilte sich, den Kopf zu schütteln und zu antworten: »Ich will doch nicht, daß du für mich spionierst, Robert.«
    »Sondern?«
    »Wann ist deine Verabredung mit DeVries?«
    »Ich weiß es nicht. Ich sollte im Hotel auf ihn warten.«
    »Benachrichtigst du mich, wenn er sich meldet?« sagte Dreistmeer. »Ich möchte dich zu diesem Treffen begleiten.«
    »Begleiten? Du?«
    »Warum nicht?« antwortete Dreistmeer. »DeVries kennt mich so wenig persönlich wie ich ihn. Wie gesagt der Mann ist gefährlich, aber auch gerissen. Wir haben es in anderthalb Jahren nicht einmal geschafft, ihn aus seiner Festung herauszulocken.«
    »Nicht einmal mit einer richterlichen Vorladung?«
    »Woraufhin?« fragte Dreistmeer. »Die Niederlande sind ein Rechtsstaat, Mister Craven. Das Gericht kann nicht einfach einen unbescholtenen Bürger vor seine Schranken zitieren.
    Solange er sich nichts zuschulden kommen läßt, bin ich machtlos.«
    »Gerade hörte es sich aber nicht nach einem unbescholtenen Bürger an«, antwortete ich.
    Dreistmeer seufzte. »DeVries ist ein Verbrecher«, sagte er überzeugt. »Er zieht den Leuten das Geld aus der Tasche und setzt sie unter Drogen, aber ich kann nichts von alledem beweisen. Und da gibt es noch etwas.«
    »Und was ist das?«
    Diesmal zögerte Dreistmeer. »Hat … Jeremy dir von unserem Problem erzählt?« fragte er schließlich.
    Ich mußte einen Moment überlegen, ehe ich begriff, was er meinte, aber dann nickte ich. »Die

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