Das Tor nach Andoran (German Edition)
brauche seine ganze Aufmerksamkeit.«
Mandelao beruhigte Riana und versicherte ihr, Jehaso würde jedes gesprochene Wort klar und deutlich verstehen und auch begreifen.
Riana überlegte kurz, um die richtigen Worte zu finden. »Jehaso ich weiß von deinen Plänen und dem Fremden der dich zwingt uns festzuhalten und der Drohung, die er aussprach. Aber ich kann dir und den Bewohnern von Lanitoa helfen, wenn du uns hilfst,« setzte sie nach.
Die einzige Bewegung die Jehaso vollbringen konnte waren seine wild rollenden Augen, mit denen er die Gesellschaft, die vor seinem Bett stand anfunkelte. Zufrieden registrierte Riana diese Reaktion. Jehaso verstand demnach jedes Wort. Es blieb nur abzuwarten, ob er auf ihren Vorschlag eingehen würde. Sie würde es gleich wissen. »Deine Gedanken haben dich gestern verraten. Ich verstehe deine Beweggründe und deine Sorge um die Stadt und ihre Bewohner, daher mache ich dir folgenden Vorschlag.« Wiederum rollte der Stadtfürst mit den Augen und aus seinem Mund kam ein undeutlicher Ton, der sich wie ein Stöhnen ausnahm.
»Ich sage dir jetzt, was ich von dir verlange,« fuhr Riana fort und wechselte einen schnellen Blick mit Mandelao, der zustimmend nickte, dann forderte sie Jehaso auf, den fremden Magier zu rufen.
Mit einer schnellen Bewegung fuhr Mandelao Jehaso über den weit geöffneten Mund, den Jehaso abrupt schloss und wieder aufriss, als bekäme er keine Luft. »Wenn du versuchst, nach der Palastwache zu rufen, verwandle ich dich zu Stein,« drohte Mandelao, ehe ein Ton über die Lippen Jehasos kam.
Resigniert schloss der Stadtfürst den Mund und starrte Mandelao feindselig an.
»Ich kann Aretamis nicht rufen,« entgegnete Jehaso widerspenstig. »Er kommt, wann es ihm beliebt. Ich besitze keinen Einfluss auf sein Erscheinen.«
Betroffen sahen sich Riana und Mandelao an. Ihr Plan basierte darauf, den Magier im Palast eine Falle zu stellen und ihn zu überwältigen. Entweder hatte Jehaso Angst vor Kishos Magier und wollte Lanitoa retten, oder er log, was seine Fähigkeiten anging.
Damit stand fest, dass sie einen anderen Weg suchen mussten, um den Magier aus seinem Versteck zu locken, aber wie? Der Zauber Mandelaos ließ langsam nach und Jehaso fing an, noch ungelenk seinen Kopf zu bewegen. Die Hand, die an Rianas Kehle fassen wollte, fiel auf die Kissen und sein Oberkörper schwankte leicht hin und her. Wie zur Bestätigung sagte er vorwurfsvoll mit bitterem Unterton.
»Ihr werdet den Untergang der Stadt heraufbeschwören.« »Aretamis hat ein Heer, über das er gebietet und ihr seid nur zu fünft. Wie wollt ihr gegen eine solche Übermacht etwas ausrichten? Er wird die Stadt dem Erdboden gleichmachen, um zu bekommen, was er will.«
Gandulf kam mit schnellen Schritten von der Tür zum Bett herüber, packte den Stadtfürsten beim Hemd und funkelte Jehaso zornig an. »Auf welcher Seite stehst du?«
Jehaso sah den Wächter an. In seinem gehetzten Blick lauerte die fieberhafte Suche nach einem Ausweg. Gandulf sah mit unumstößlicher Sicherheit, dass er sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verraten würde. Er teilte seine Befürchtung den anderen mit, worauf Granak und Mandelao ihm zustimmten. Riana besaß noch leichte Zweifel, aber als Jehaso sie giftig anfauchte, war auch sie überzeugt.
»Dafür werdet Ihr büßen. Aretamis wird Euch töten.«
Jehasos Augen sprühten vor Wut über die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, zu der ihn der Zauber Mandelaos verurteilte.
Er zerrte und riss an den unsichtbaren Fesseln, die seinen Körper von der Brust abwärts lähmten. Während sich Mandelao mit Riana und Gandulf beriet, versuchte Jehaso, der sich unbeobachtet fühlte, den Klingelzug über seinen Kopf mit dem noch etwas tauben Arm zu erreichen.
Er musste die Wache verständigen, koste es, was es wolle. Den Fremden durfte es nicht gelingen, die Stadt zu verlassen. Es ging um das Weiterbestehen der Stadt und ihrer Bewohner. Was interessierte ihn die Geschichte, die der angebliche Magier zum Besten gab, wenn Lanitoa schon morgen untergehen konnte.
Seine Hand war nur noch wenige Zentimeter von der Quaste des Klingelzugs entfernt, als Gandulf den Versuch des Stadtfürsten bemerkte. Mit einem gewaltigen Satz sprang der Wächter zum Bett und versetzte Jehaso einen Schlag mit der Faust ans Kinn. Lautlos sank Jehaso in die Kissen zurück und rührte sich nicht mehr.
»Ich hab euch vor Jehaso gewarnt. Ich wusste, er wird bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die
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