Das Tor nach Andoran (German Edition)
sich ihm näherte. Den Atem anhaltend beobachtete er wie der Schatten vor dem Gemach, in dem Mandelao und Granak untergebracht waren stehen blieb und sein Ohr an die Tür presste, um zu lauschen.
Nach einiger Zeit wandte sich der Schatten seinem Zimmer zu und wiederholte dort sein Tun. Vorsichtig um kein Geräusch zu verursachen, zog Julian sein Jagdmesser aus der Scheide.
Er presste sich eng an den Türrahmen und versuchte so flach wie möglich zu atmen, damit er sich nicht verriet, denn der Schatten hatte ihn noch nicht bemerkt. Julians Muskulatur spannte sich an, bereit jederzeit auf den Schatten zuzuspringen und ihn anzugreifen. Als der Schatten von der Tür abließ und sich Rianas Zimmer bis auf drei Schritte näherte, sprang Julian vor.
Jetzt erkannte Julian Kalero, der vor Schreck zusammenzuckte und seinen Mund zu einem Schrei öffnete. Blitzschnell presste Julian seine Hand auf Kaleros Mund, gleichzeitig hielt er ihm mit der anderen das Messer an die Kehle. »Rein ins Zimmer,« zischte er den Diener zu, der widerstandslos gehorchte.
Riana blickte überrascht auf. Sie war gerade damit beschäftigt ihre Jacke zuzuknöpfen als Julian den Diener in den Raum drängte. »Was …,« wollte sie fragen doch Julian war zu sehr mit Kalero beschäftigt.
»Weshalb spionierst du uns nach?,« fragte Julian, dabei verstärkte er den Druck des Messers an Kaleros Kehle. »Los sprich,« wiederholte er schroff, als Kalero nicht sofort reagierte, dabei drängte er ihn weiter ins Zimmer. Julian nahm die Hand von seinem Mund, wobei er auch den Druck des Messers an Kaleros Kehle leicht löste. »Sag schon, weshalb du uns bespitzelst.«
Kalero, der wie Espenlaub am ganzen Körper zitterte, hauchte mit fast unhörbarer Stimme. »Ich bespitzle Euch nicht, ich versuche Euch zu warnen,« beteuerte er heiser.
»Lüg mich nicht an, sonst schneide ich dir die Kehle von einem Ohr zum anderen auf,« drohte Julian. »Ich hab dich gestern Abend beobachtet, wie du uns beim Essen belauert hast, ebenso wie dein Herr, der sonderbar nervös erschien, so als erwarte er ein einschneidendes Ereignis.«
Kalero hob vorsichtig seine Hand und versuchte mit einer vorsichtigen Bewegung Julians Arm mit dem Messer von seiner Kehle zu entfernen. Inzwischen hatte Riana ihre Jacke zugeknöpft.
»Du kannst aufhören Kalero mit dem Messer zu bedrohen, ich denke er spricht die Wahrheit.« Julian zögert noch das Messer zu senken, machte aber was Riana verlangte und löste seinen Griff.
»Ich sage die Wahrheit bestätigte Kalero abermals, sichtlich erleichtert, Julians Messer nicht mehr an seinem Hals zu spürten. Kalero holte noch einmal tief Luft und begann zu berichten.
»Jehaso, mein Herr wurde vor zwei Tagen von einem unheimlichen Fremden aufgesucht, der wie aus dem Nichts auftauchte. Keiner den ich fragte wusste, woher er kam, nur dass er dringend meinen Herrn in einer wichtigen Angelegenheit sprechen wollte. Später als der Fremde gegangen war, erkannte ich Jehaso nicht wieder. Jehaso wurde wie mir scheint von dem Fremden bedroht.« Riana sah Kalero aufmerksam an und fragte. »Wie kommst du darauf Kalero?«
Der Diener verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Jehaso konnte sich nach dem Gespräch kaum auf den Beinen halten, dazu lief ihm der Schweiß in Bächen von der Stirn. Er redete wirres Zeug und war aggressiv. Ein Verhalten, das ich vorher noch nie an ihm bemerkte. Jehaso ist zwar ein jähzorniger und gemeiner Mensch, wenn es um seine Sklaven geht, aber er ist auch ein weiser Siku, dem das Wohl der Bewohner Lanitoas am Herzen liegt. Heute Nacht tauchte der Fremde erneut auf und wartete vor Jehasos Gemach auf ihn. Weil mir das sonderbar vorkam, versteckte ich mich im Zimmer neben dem Gemach und ich hatte das Glück die Unterredung der beiden zu belauschen.« Kalero unterbrach seinen Bericht und schluckte schwer, als er nach einigen Augenblicken weitersprach.
»Der Fremdling verlangte von meinem Herrn, dass er Euch einige Tage in der Stadt festhält, bis seine Leute eingetroffen sind. Wenn das Jehaso nicht gelänge, werde er die Stadt dem Erdboden gleichmachen und seine Bewohner in die Sklaverei verschleppen.« Obwohl Riana ahnte, wer der Fremde sein musste, stellte sie Kalero die Frage. »Wie sah der Fremde aus, hast du ihn gesehen?«
Kalero nickte aufgeregt, dann beschrieb er den Mann ausführlich und je mehr Riana hörte umso deutlicher erschien das Bild des Magiers, der sie in Mydar angegriffen hatte vor ihren Augen.
Er hat sie also
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