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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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verhängnisvoll.«
    Julian sah zu Gandulf auf, der ihn mit einem aufmunternden Lächeln bedachte. »Hast du eine Ahnung, von welchem Geschenk Servina sprach?,« fragte er den Wächter. Gandulf schüttelte den Kopf, als er antwortete. »Nein, aber du wirst es sicher noch erfahren. Komm lass uns zu den anderen gehen, sie scheinen auf uns zu warten.«
    Mandelao und Granak standen abseits von Gallan, der sich mit Kashim unterhielt. Granak, der immer noch mit dem Wasser kämpfte, das seine Augen zum Überlaufen brachte, drückte Julian an sich. »Ihr wollt uns morgen schon verlassen? Ich dachte ihr bleibt wenigstens bis zum Fest, das wir morgen Abend euch zu Ehren geben.« Gandulf gab einen brummenden Ton von sich, als er Julians flehenden Blick bemerkte. »Na schön,« gab er nach, »aber nur diesen einen Tag und keine Stunde länger.«
    Mandelao, der seinen erloschenen Rubin in den Händen hielt, ließ ihn in einer der Taschen seines Umhangs verschwinden. Dann legte er Julian beide Hände auf die Schultern und blickte ihn aus seinen dunklen Augen an.
    »Du hast deine Sache gut gemacht. Ich bin stolz, dass meine Wahl auf dich fiel.« Julian sah den Magier entgeistert an. »Aber du warst es doch der Kisho besiegte und nicht ich. Ich hielt mich nur an deine Anweisungen.«
    Mandelaos Gesicht überzog ein wissendes Lächeln. »Kann sein, dass du etwas mehr getan hast als meinen Instruktionen zu folgen. Alleine hätte ich Kisho nie besiegen können.«
    Mandelao drückte Julian kurz an die Schulter, dann verabschiedete er sich mit den Worten. »Wir sehen uns morgen beim Fest. Zuvor jedoch bringe ich den Rubin dorthin, wo er sicher ist.«
    Julian blickte dem Magier nach, wie er durch die Halle schritt und durchscheinend wurde, ehe er sich vor seinen Augen vollständig auflöste.

Kapitel 32
    Heimkehr

    Müde lehnte sich Julian mit den Ellenbogen auf die Fensterbank im Ostflügel und starrte geistesabwesend aus dem Fester. Die Nachricht von Kishos Tod hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Viele der Sklaven verließen noch in derselben Nacht die Festung, um die Botschaft übers Land zu tragen.
    Von seinem Fenster aus beobachtete er das orange Leuchten am Horizont, welches den nahen Sonnenaufgang ankündigte. Noch ein paar Stunden und Gandulf würde zur Abreise drängen. Julian seufzte und bettete sein Gesicht in seine Handflächen. Gestern beim Fest hatte Gandulf sich alle Mühe gegeben um Julian davon abzuhalten, auf Andoran zu bleiben.
    Selbst Mandelao und Granak, die später spurlos verschwanden, redeten auf ihn ein, den natürlichen Lauf der Dinge nicht weiter zu stören.
    »Denk an deine Eltern und Geschwister,« ermahnte ihn Granak. »Sie werden dich sicher vermissen, oder bedeuten sie dir nichts mehr?« Diese Frage versetzte Julian einen Stich im Herzen, weil er dadurch wieder an die verlorene Herde erinnert wurde.
    Julian fürchtete nicht die Strafe seines Vaters für den Verlust seiner Herde, vielmehr ängstigte ihn die Vorstellung, ihm unter die Augen zu treten. Würde sein Vater ihn glauben oder ihn nur verachten? Julian versuchte, sich in seinen Vater hineinzudenken. Würde er annehmen, dass Julian die Geschichte von Einhörner, Magiern und Tyrannen nur erfunden hatte, um von seinem Scheitern abzulenken? Sicher hatte sein Vater den Verlust der Herde schon längst bemerkt und suchte nach ihm. Er wollte ja einmal die Woche vorbeikommen, um nach dem Rechten zu sehen. Was dachte er sich, wenn er seinen ältesten Sohn nicht finden konnte. Nahm er an, dass er sich feige aus dem Staub gemacht hatte, und würde ihn verstoßen?
    Leise klopfte es an die Türe seiner Kammer, in der er die Nacht schlaflos verbrachte. So wie seine Gedanken jetzt um seinen Vater kreisten, drehten sie sich während des Festes um Riana. Im Umdrehen blickte er zu dem Schemel auf dem Rianas Jagdanzug lag.
    »Julian es wird Zeit, für unsere Abreise,« hörte er Gandulfs gedämpfte Stimme durch das Holz. Julian ging zur Tür und zog den Riegel zurück. »Komm rein Gandulf, ich bin gleich fertig,« sagte er niedergeschlagen und wandte sich wieder dem Fenster zu.
    Von hier oben übersah er den gesamten Burghof, mit der Wehrmauer und das freie Land davor. Jalara war mit Dragan weitergewandert, und wie der Drache Granak versichert hatte, blieb er immer in der Nähe der Echse, damit sie sich nie einsam fühlte. Das Bild wie die zwei Echsen eng aneinander geschmiegt sich nach Süden aufmachten, würde eines der Bilder sein, das er nie vergessen würde,

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