Das Tor nach Andoran (German Edition)
Julian landete unsanft auf dem Marmorboden. Sofort brachte er sich aus der Reichweite der Arme des Barons und kroch bis zu Granak zurück, der ihn mit heruntergeklappten Kiefer ansah.
Keuchend vor Anstrengung sah sich Kisho gehetzt um. »Glaube nicht, dass du mich besiegt hast, junger Magier. Ich besitze immer noch genügend Macht um dich zu töten,« schrie er wutentbrannt und machte sich bereit einen Lichtblitz auf den sich aufrappelnden Julian zu schleudern.
»Halt,« ertönte eine Stimme vom Portal der Halle her. Riana stand neben der durchscheinenden Gestalt Aretamis und funkelte Kisho aus indigoblauen Augen an. Ihr langes weißes Haar hing ihr vom Wind zerzaust von den Schultern herab und ihr Jagdanzug glänzte fleckig.
»Du bist für den Tod meiner Herde verantwortlich Kisho. Doch bevor du einen meiner Begleiter Schaden zufügst, fordere ich dich heraus.«
Kisho blickt mit einem hinterhältigen Grinsen auf Riana und lachte anmaßend auf. »Schön, dass du in mein Heim kommst, Einhorn. Ich heiße dich willkommen.« Kishos Blick glitt von Riana weg und suchte den Troll. »Was verbirgst du in deiner Tasche Granak?«
Als Granak nicht antwortete, hob Kisho die Hand. Wie von Geisterhand bewegt, glitt die Tasche von seinen Schultern und schwebte auf Kisho zu, der sie mit einer anmutigen Bewegung auffing. Kisho löste die Lasche und schlug die Klappe zurück. Ein kurzer Blick in das Innere der Tasche ließ ihn aufjubeln.
»Ausgezeichnet Troll, ich danke dir. Du ahnst ja nicht wie lange ich schon darauf gewartet habe sie in den Händen zu halten.«
Kisho griff in die Tasche und holte die Hörner heraus. Siegessicher reckte er seine Arme mit den Hörnern in die Höhe und wandte sich Riana zu, die nun neben Julian und Granak stand. »Dein Schicksal erfüllt sich Einhorn. Noch ehe die Nacht vorbei ist, bin ich der Herrscher von Andoran,« rief er mit fiebrigem Glanz in den Augen.
»Ich denke das wirst du nicht alleine entscheiden,« entgegnete Riana und näherte sich langsam dem thronähnlichen Sessel neben dem Kisho stand. Schon nach den ersten Schritten, begann sich Rianas Gestalt zu verändern. Der Jagdanzug und das Jagdhemd schwebten zu Boden und ihre Stiefel glitten von den Waden herab. Die langen Haare wurden zu einer wallenden weißen Mähne, die Arme zu Vorderbeinen sowie ihre Beine zu Hinterläufen. Stolz hob Riana den Kopf, auf dessen Stirne ein langes gedrehtes Horn dem Baron entgegen ragte.
Julian und der Troll hielten den Atem an. Mit besorgtem Blick beobachtete Granak Rianas Verwandlung und flüsterte besorgt. »Was hat sie vor? Sie kann doch nicht einfach vor ihn hintreten und ihn herausfordern. Er wird sie töten.«
Angespannt sahen sie zu wie Kisho die Hörner auf die Sitzfläche des Sessels legte. Kisho trat von dem Sessel weg und näherte sich selbstsicher Riana. »Du willst mich herausfordern?,« fragte er lauernd, wobei sich ein hämisches Lächeln in seinem Gesicht widerspiegelte, das die ganze Heimtücke preisgab, die ihm innewohnte. Riana bewegte sich nicht, als Kisho nur wenige Zentimeter vom Horn entfernt anhielt und seine wulstigen Finger danach ausstreckte. »Ich werde dich hindern Andoran in den Untergang zutreiben,« antwortete sie ihm ruhig.
»Versuch es,« brummte Kisho. Seine Hände schnellten blitzschnell nach vorne und er versuchte nach dem Horn zu greifen, als ihn ein Ruf von der Galerie her stoppte.
»Noch eine Bewegung und ich zerschmettere den Rubin,« rief Gallan von oben herab, den Rubin über die Brüstung haltend. Der Stein den Gallan in den Händen hielt, hatte jegliches Leuchten verloren und lag als dunkler Klumpen auf seinen Handflächen.
»Du kannst mich auf die Probe stellen.« Gallan verlieh seiner Drohung Nachdruck, indem er den Stein über seinen Kopf hob, um ihn in die Tiefe zu schleudern. Kisho trat einen Schritt zurück und senkte seine Hände und hob den Kopf. Schrecken zeichnete sich auf Kishos Gesicht ab.
Er wusste was es bedeutete, wenn sich der Rubin seiner Ausstrahlung beraubt in fremden Händen befand. Er hatte die Macht des Steins verloren.
Kisho hatte den Rubin durch Diebstahl an sich gebracht und wurde so zu seinem Besitzer. Wie aber war es Gallan gelungen den Zauber, mit dem er seinen Saal belegte, zu überwinden? In Kisho bäumte sich alles gegen die drohende Niederlage auf. Es blieb ihm nur noch das Einhorn, um weiter seine Macht auszuüben.
Mit einer raschen Bewegung warf sich Kisho herum. Seine Hände schossen vor und erfassten das Horn
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