Das Tor nach Andoran (German Edition)
stieß einen freudigen Laut aus, als sich die Körper vereinigten. »Danke Riana, ich verdanke dir mein Leben.«
Aretamis öffnete seine Augen und sah an sich herab. Seine Hände tasteten ungläubig über die Brust die Arme und die Hüften. »Ich fühle keine Schmerzen und keine Schwäche, obwohl ich jahrelang in Kishos Kerker gefangen war. Ich danke dir Riana,« wiederholte er vor Rührung.
Riana neigte zur Erwiderung ihr Haupt, dann rief sie den Troll zu sich, der sich peinlich berührt vor ihr verbeugte. Verlegen drehte er seine speckige Lederkappe in den Händen und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Dir Granak und deinem Drachen Dragan möchte ich ein besonderes Geschenk machen. Ich weiß ihr liebt das Gebirge. Du wegen deiner Abstammung von den Steintrollen und Dragan wegen der reichen Jagdgründe. Ich ernenne dich hiermit zum Herrscher des Drachengebirges.«
Granaks Augen begannen sich mit Wasser zu füllen und dankbar verneigte er sich. Er begrüßte es sich vor Riana zu verneigen, denn so konnte nicht jeder der Anwesenden seine Gefühle sehen und ihn wegen der Tränen verspotten. Als er wieder aufblickte, sah er in die grinsenden Gesichter von seinen Gefährten. »Na komm schon Granak.«
Gandulf öffnete seine Arme und umarmte den Troll. »Du musst dich deiner Tränen nicht schämen,« raunte er Granak ins Ohr, als er ihn fest an sich drückte.
Die Gefährten riefen sich Kashims Anwesenheit erst wieder ins Bewusstsein, als dieser vor Gallan hintrat und sich mit lauter Stimme zu Wort meldete. »Der Krieg zwischen den Zentaren und den Stämmen Andorans ist beendet. Gleich morgen in aller Frühe reite ich mit Boten aus, um diese Nachricht zu verbreiten. Ich wurde beim Leben meines Sohnes zu diesen Taten gezwungen. Ich hoffe wir können trotzdem Frieden schließen Gallan.«
Gallan zögerte nur kurz, dann ergriff er die ausgestreckte Hand des Zentarenfürsten. Wenn es einen dauerhaften Frieden geben sollte, so konnte er nur hier und jetzt geschlossen werden. Gallan drückte die gereichte Hand, ehe er antwortete. »Unser gemeinsames Handeln gegen Kisho soll uns und den späteren Generationen ein Vorbild sein. Ich werde mit dir reiten. Hoffen wir, dass die Wunden die unsere Völker trennen verheilen.« Inzwischen hatte sich die Neuigkeit vom Tod ihres Unterdrückers bei den Sklaven herumgesprochen. Die stinkenden Zwerge mit ihren Hunden hatten sich in Luft aufgelöst, ab dem Moment in dem Kisho nicht mehr über die Macht des Rubins gebot und so strömten die Sklaven in die Halle.
Dichtes Gedränge herrschte in der Halle, denn jeder wollte einen Blick auf die magischen Wesen werfen. Erleichtertes Murmeln kam auf, als die Geknechteten die Leiche Kishos sahen, das zu lautem Jubel und Freudengeschrei anschwoll.
Ehrfürchtig verneigten sie sich vor Riana und den Mitgliedern ihrer Herde, als sie an ihrer Spitze an der zurückweichenden Menge vorüberging. Die Wachen zogen die Flügel des Tores weit auf, durch das die Einhörner gemessenen Schrittes hindurchgingen. Auf dem Platz vor der Festung hielten sie noch einmal kurz an und drehten sich zu der nachgefolgten Menge um. Bevor sie den Burghof im Galopp durch das weit geöffnete Tor verließen, erhoben sie ihre Stimmen zu einem Loblied auf Andoran.
Als sich der von den Hufen aufgewirbelte Staub senkte, lag der Platz verlassen vor ihnen da. In der Ferne konnte man noch einige Zeit ihr schwächer werdend Lied vernehmen, bis es ganz verstummte. Julian ging zu der am Boden liegenden Kleidung von Riana zurück und hob sie auf. Sorgfältig legte er die Jacke und die Hose zusammen und betrachtete sie mit schmerzlichen Gefühlen. Unbemerkt von ihm trat Gandulf an seine Seite und legte ihm den Arm auf die Schulter. »Unsere Zeit auf Andoran läuft langsam ab. Ich denke wir kehren Morgen in unsere Welt zurück. Rianas Herde ist am Leben und Kisho ist besiegt, also gibt es für uns keinen Grund länger auf Andoran zu verweilen.« Julians Brust entrang sich ein lang gezogener Seufzer, als er entgegnete. »Gibt es für mich keine Möglichkeit noch länger hier zu bleiben? Ich möchte nicht sang- und klanglos von hier verschwinden. Dazu bedeutet mir Riana zu viel.«
Gandulf drückte Julian fester an sich.
»Ich verstehe dich Junge, aber es gibt für Wächter Gebote an die sie sich halten müssen. Wir sind hier fremd und mit jedem Tag den wir länger bleiben laufen wir Gefahr, in den natürlichen Ablauf dieser Welt einzugreifen. Die Folgen wären unabsehbar und
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