Das Tor nach Andoran (German Edition)
den anderen, bis er rannte. Eine verbissene laut dröhnende Stimme in seinem Kopf schrie ihn an. Das ist alles deine Schuld ….. deine Schuld ….. deine Schuld.
Schon von Weitem sah er die zerfallene Festungsmauer, die die kleine Stadt umgab und Gallan stolperte außer Atem auf sie zu. Durch den halb verfallenen Zugang zur Stadt sah er kleine Sandteufel durch die ausgetrockneten Flächen zwischen den einzelnen Behausungen tanzen. Leere nichts als Leere umfing Gallan, wohin er auch sah.
Mit vor Schrecken geweiteten Augen suchte Gallan nach dem Haus seiner Eltern, und als er davor ankam, standen Tränen in seinen Augen. Das eingefallene Dach hatte alles unter sich begraben, was ihn an seine Kinder und Jugendzeit erinnerte. Wie in Trance stolperte Gallan durch die menschenleere Stadt. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er torkelte weiter, bis er gegen das ausgebleichte Gerippe eines Rindes stieß, das mit einem hässlichen Knirschen zu Staub zerfiel. Kreischend meldete sich die Stimme in seinem Kopf zurück und wollte nicht verstummen.
* Deine Schuld … deine Schuld. *
Mit zugehaltenen Ohren lief Gallan mehr taumelnd und stolpernd durch den glühenden Staub zum Fluss hinunter, an dessen Ufer er schwer atmend stehen blieb. Nur wenige Schritte vom Ufer entfernt schaute er fassungslos auf das staubige ausgetrocknete Flussbett. Der Fluss war verschwunden und mit ihm die Lebensader von Ituma seiner Stadt. Ein lang gezogener klagender Schrei entrang sich seiner Brust, der in einem Ächzen endete. Gallan fiel auf die Knie und blickte mit starrem Blick in den Himmel. Ein Windstoß wirbelte vor ihm Sand auf, nahm ihm die durch Tränen getrübte Sicht und hüllte ihn ein.
Er wusste nicht, wie lange er im Sand kniend verbrachte, bis sich sein Blick klärte und die blinden Augen des Schamanen wahrnahm, der ihm kerzengerade gegenübersaß. Seine Kleidung klebte am Körper und in seinem ausgedörrtem Mund glaubte er, noch den Staub zu schmecken.
»Schütze das letzte Einhorn oder die Zukunft sieht so aus, wie du sie eben erlebt hast. Rette es vor dem Baron.«
Gallan saß wie betäubt da und rührte sich nicht, während sich seine Gedanken überschlugen. * Wie hatte der Schamane das zustande gebracht? Alles schien so realistisch bis ins kleinste Detail. Hatte er wirklich eine schreckliche Zukunftsvision gesehen oder wollte ihn Belgan nur von seinem Vorhaben abhalten? Lag die Schuld wirklich bei ihm, wie es ihm die plärrende Stimme weismachen wollte? *
Belgan schien seine Gedanken lesen zu können, denn er unterbrach Gallans Betrachtung mit Fragen, die Peitschenschlägen glichen. »Du glaubst mir nicht? Was ist mit dem Südwind und seiner schneidenden Kälte und dem andauernden Regen der sich, wie Eis anfühlt? Sind das nicht genügend Zeichen für dich?, dann wisse dies. Wenn das letzte Einhorn stirbt, und es wird sterben, wenn es in die Fänge des Barons gelangt, dann sind die Menschen dem Untergang geweiht. Kisho wird diese Katastrophe durch sein Spiel mit Kräften heraufbeschwören, die er nicht beherrschen kann. Du Gallan wirst zu seinem Handlanger, wenn du ihm gibst, was er haben will. Überleg deine nächsten Schritte gut, denn es liegt in deiner Hand.«
Gallan blickte in die blinden Augen seines Gegenübers die dennoch so viel sahen. * Wahrscheinlich wusste er auch von seiner Flucht und kannte sicher seine Absicht in die andere Welt zu gehen, um das Einhorn zu finden. Wusste er auch, dass das Einhorn in einen Menschen verwandelt wurde? Woher sollte er das wissen oder reichten seine Kräfte aus, um auch dort zu sehen, was geschah? *
Die Schreckensbilder seiner Vision wirkten immer noch auf Gallan ein und er sah sein Vorhaben plötzlich in einem ganz anderen Licht. Kisho, davon war er überzeugt würde ihn so oder so töten, schon um sein eigenes Versagen zu verbergen.
»Was soll ich tun,« fragte er und ihm wurde deutlich, dass die Prophezeiung die Belgan aussprach, als er ihn vor Jahren verließ, eintrat. »Du wirst wiederkommen und meinen Rat und meine Hilfe wollen.«
Belgan schloss seine blicklosen Augen, wobei er seinen Kopf schief legte. Er schien einer Stimme zu lauschen, die nur er hören konnte. Unbeweglich saß Belgan ihm gegenüber. Plötzlich riss Belgan seine blinden Augen auf und schrie gequält auf. Keuchend hob und senkte sich sein Brustkorb als bekäme er zu wenig Luft, während sich sein Körper verkrampfte.
»Kisho hat mit den Wurrlern und seinen teuflischen Kriegersklaven den Zentaren
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