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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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näherte sich die hünenhafte Gestalt Gallan.
    Gallan hätte diese hünenhafte Gestalt unter Tausenden herausgekannt. Vor ihm stand ausgerechnet Arteo, mit dem er schon als Junge diverse Streiche ausgeheckt hatte, doch Arteo sah ihn nur feindlich an. »Was willst du hier Verräter, keiner will dich sehen. Am wenigsten dein Vater. Verschwinde und kehr dorthin zurück, von wo du kamst.«
    Arteo trug einen weiten Mantel aus gefettetem Leder, an dem der Regen abperlte. Seine dunkle Mähne lugte unter dem breitkrempigen Hut hervor und Arteos dunkle Augen blickten ihn unfreundlich an.
    Gallan seufzte, aber er hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Die Leute seines Stamms nahmen es ihm übel, dass er in die Dienste von Kisho getreten war. »Ich komme mit einer Botschaft von Belgan an den Rat der Stadt,« knurrte Gallan genauso unfreundlich zurück und wollte Jarduk antreiben. Arteo aber wich keinen Zoll zur Seite, sondern langte ihm in die Zügel.
    »Ich hoffe du verschwindest bald wieder, es ist kein Platz für einen Verräter in Ituma,« zischte er, dann gab er den Weg frei. Im Umdrehen rief er zum Tor. »Lasst ihn durch.«
    Gallan ritt auf das Tor zu, das sich nur so weit öffnete, dass sein Pferd hindurch kam. Neben den aus dicken Eichenbohlen mit eisernen Beschlägen verstärktem Tor standen zwei Krieger, die ihn unbehaglich anstarrten. Gallan schenkte ihnen keine Beachtung und hörte sie noch hinter seinem Rücken tuscheln, als er an ihnen vorbei ritt.
    Auf der Straße, die menschenleer vor ihm dalag, ritt Gallan weiter zu dem Haus seiner Eltern. Die Stadt wirkte im herabprasselnden Regen trostlos und grau, aber er bemerkte auch, dass sich einzelne Häuser in einem schlechten fast baufälligen Zustand befanden. * Was war während seiner Abwesenheit geschehen? ,* fragte sich Gallan und ritt mit einem unguten Gefühl weiter. Nur vereinzelt bemerkte er einen neugierigen Bewohner, der hinter dem Fenster auf die Straße schaute, und fühlte deren Blicke wie Feuer in seinem Rücken brennen. Er hatte gehofft nach all den Jahren, die inzwischen vergangen waren, hätten die Bewohner vergessen, aber dem schien nicht so zu sein.
    Vor dem Haus seiner Eltern stieg Gallan ab und führte Jarduk in den kleinen Stall, der sich daneben befand. Er rieb Jarduk trocken, führte ihn in eine leere Box und schaufelte aus der Raufe nebenan etwas Heu, dann wandte er sich dem Durchgang zu der direkt ins Haus führte. Leise schob Gallan die Tür auf und spähte durch den Spalt in die Küche.
    Am Tisch sah er eine schlanke Frau mit schwarzen Haaren sitzen, die im Nacken von einer breiten Silberspange zusammengehalten wurden. Über eine Schüssel aus Ton gebeugt sang sie leise eine Melodie, die Gallan an seine Kindheit erinnerte.
    Leise knarrte die Tür als Gallan sie weiter aufschob. Die Frau am Tisch blickte von der Schüssel auf und in seine Richtung. Einige Sekunden vergingen, ehe die Frau ungläubig fragte. »Gallan …?«
    Gallan schob die Tür vollends auf und trat in die Küche. Mit einem freudigen Aufschrei erhob sich seine Mutter vom Tisch und stürmte mit weit ausgebreiteten Armen auf ihren Sohn zu. Gallan fand gerade noch Zeit die Arme auszubreiten, und sie aufzufangen. »Mutter,« seufzte Gallan, während er die zierliche Frau fest an sich drückte.
    »Ich wusste du würdest irgendwann heimkommen,« schluchzte sie und küsste ihrem Sohn auf die Wangen und die Stirn. Gallan sah die Tränen, die seiner Mutter über die Wangen liefen und ein beklemmendes Gefühl der Scham überkam ihn. Behutsam entfernte Gallan die Tränen von ihren Wangen, während er ergriffen sagte. »Ich hab dich auch vermisst Mutter.«
    Nachdem ihre Freudentränen versiegten, sah Lesena ihren Sohn vorwurfsvoll an und fragte erstaunt.
    »Aber warum schleichst du dich wie ein Dieb in das Haus deines Vaters?« Der vorwurfsvolle Blick ihrer von Freudentränen feuchten Augen berührte seine Seele.
    * Wie musste sie um ihren ältesten Sohn gebangt haben, als er in einem Anfall von Trotz die Familie ohne Abschied verlassen hatte?*
    Gallan kam sich in diesem Augenblick gemein und schäbig vor und versuchte ihrem Blick auszuweichen. »Egal, du bist wieder zu Hause,« seufzte Lesena glücklich, »zieh erst mal deine nassen Sachen aus, du musst ja halb erfroren sein. Bei diesem Wetter jagt man nicht einmal seinen Hund vor die Tür.«
    Gallan sah auf seine Mutter herab. Sie war in den Jahren seiner Abwesenheit kleiner geworden, so kam es ihm jedenfalls vor. Seine Mutter reichte

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