Das Tor nach Andoran (German Edition)
Verstohlen wischte sich Gallan seine Tränen aus den Augen. Es tat ihm gut keine Vorwürfe von seinem Vater wegen seiner Eigensinnigkeit zu hören aber ihn beschlich ein mulmiges Gefühl, als er daran dachte vor den Kriegsrat zu treten, und die Botschaft Belgans zu überbringen.
In vielen Augen war er ein Verräter, der sich in die Dienste des Schwarzen gestellt hatte und so sein Volk verraten hatte. Es blieb dahingestellt ob Sertans Autorität ausreichte, um die anderen beiden Räte und die Krieger zu überzeugen. Die Blicke der Wachen und Arteos Verhalten bewiesen ihm, dass sie noch nichts vergessen hatten.
»Sie werden mir nicht vertrauen,« protestierte Gallan, doch all seine Einwände nützten ihm nichts. Garan schob den widerstrebenden Gallan mit sanfter Gewalt zum Versammlungshaus.
»Hast du dich in den Jahren so verändert mein Sohn? Der Gallan, den ich kannte, wäre erhobenen Hauptes vor den Rat getreten und hätte sich zu verstecken versucht.«
Diese Worte trafen Gallan bei seiner Ehre und mit einem innerlichen Ruck, folgte er mit weit ausholenden Schritten seinem Vater zum Versammlungsgebäude. Schon von Weitem sahen sie die Männer, die dem Aufruf gefolgt waren. Dicht gedrängt standen sie vor dem Eingang und warteten darauf, dass sich die Tore öffneten. Selbst Belgan den Schamanen brachte man auf einer Schleppbahre, die ein Pferd zog zu diesem Ereignis.
Durch die sich bildende Gasse betrat Garan mit seinem Sohn die kreisrunde Halle im Versammlungshaus. Vor ihnen, gestützt auf zwei kräftige Männer wurde Belgan der blinde Schamane an seinen Platz geführt. Dieser befand sich neben der kleinen Erhöhung, auf der die Räte saßen.
Mit einem leisen Stöhnen ließ sich der Schamane auf seinen Platz sinken. In der Mitte der Halle hatte man einen runden Platz freigelassen, in der sichtbar für jeden Anwesenden die Mitglieder des Stammes sprechen konnten. Belgans blinde Augen musterten die Räte eindringlich der Reihe nach, die auf ihrer erhöhten Sitzreihe heftig diskutierten.
Gallan wusste von früher, dass Belgan sich ganz auf sein Gehör konzentrierte, um die Stimmung, die unter den Räten und den Anwesenden herrschte, einzuschätzen. Ihn überkam mit einem Mal das Gefühl, in dem Schamanen einen Freund und Beschützer zu haben. Nicht umsonst hatte er es Gallan überlassen, die Nachricht von dem bevorstehenden Angriff zu überbringen. Er kannte seine Stammesbrüder gut genug, um zu wissen, welches Misstrauen ihm entgegenschlagen würde.
Sein Vater führte ihn an den Bänken vorbei zu dem erhöhten Platz, wo die Räte saßen und bot Gallan einen Platz an. Unverhohlen voll Argwohn beäugten sie ihn und steckten tuschelnd die Köpfe zusammen.
Besorgt und nervös blicke Sertan von ihnen zu Gallan und wieder zurück. Er machte sich große Sorgen um sein Volk, das noch nie einer derartigen Bedrohung ausgesetzt war.
Gewiss, es gab in der Vergangenheit kleinere kriegerische Auseinandersetzungen mit den benachbarten Stämmen. Aber noch nie sahen sich die Nayati einem Eroberungsfeldzug gegenüber, wie ihn Kisho plante. Meistens handelte es sich bei diesen Reibereien um Viehdiebstahl oder um den Raub junger Mädchen, die von den Kriegern eines anderen Stammes entführt wurden.
Sertan benötigte einen Mann der in der Lage war ihnen die Bedrohung vor Augen zu führen und die Stämme zum gemeinsamen Kampf gegen den schwarzen Baron aufzurufen. Diesen Mann sah er in Gallan, der die Kampfstärke der Zentaren und Wurrler, sowie ihre Schwächen kannte.
Langsam füllte sich das Haus mit den hereinströmenden Kämpfern und Sertan wartete, bis auch der letzte Platz genommen hatte. Schlagartig erlosch das brausende Geräusch unzähliger Stimmen und machte angespannter Aufmerksamkeit Platz. Sertan trat in die Mitte der Arena, hob die Arme hochhob und begann zu sprechen. »Ich habe den Kriegsrat einberufen, weil sich aus dem Westen eine Bedrohung unserem Volk nähert, der wir nicht alleine gewachsen sind. Gallan, ein Sohn unseres Stammes ist der Überbringer dieser Nachricht. Viele von euch kennen Gallan, der als junger Mann fortging, um in die Dienste des Mannes zu treten, der uns heute unterwerfen will.«
Lautstarke Zwischenrufe unterbrachen Sertans Rede, dem wildes Durcheinanderreden folgte und viele der Anwesenden sprangen von ihren Bänken hoch, um ihrer Empörung Luft zu machen.
Sertan versuchte mit beschwichtigenden Handbewegungen die Ruhe wieder herzustellen doch seine Bemühungen wurden ignoriert. Hitzig
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