Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
dass Merilda stets fröhlicher und zufriedener war als so manches Weib, und das, obwohl sie beide keine Reichtümer besaßen. Randal wusste, dass sie ihn liebte, aufrichtig und bedingungslos. Sie stand zu ihm, so wie er war, kannte seine Vorzüge, seinen Fleiß, sein Können und seinen Ehrgeiz ebenso wie einen Teil seiner dunklen Seite. Ihr waren seine Albträume nicht verborgen geblieben, auch wenn sie nicht erahnte, woher sie rührten. Sie hatte die Narben gesehen, die er sich einst mit einem scharfen Messer zugefügt hatte, und irgendwann aufgehört, ihn danach zu fragen, denn Randal hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass diese Male nur ihn etwas angingen.
Der junge Kaufmann hatte kein solches Glück mit seinem Weib gehabt. Vermutlich hatte sie ihren Gemahl nicht halb so gut gekannt wie Merilda den ihren und nicht einmal geahnt, dass sich ihr Gatte dem Beutelschneiden verschrieben hatte, wie Randal in Erfahrung gebracht hatte. Dass sie ihr Leben trotzdem auf so tragische Weise beendet hatte, war für Randal ein Geschenk des Himmels. Er grinste breit. Andererseits hätte sie ihren Mann vielleicht verraten, wenn sie gewusst oder zumindest geahnt hätte, wer er wirklich war. Randal seufzte. Hätte er früher davon erfahren, so hätte er ihr die Wahrheit sagen und hoffen können, dass sie den schmutzigen Teil übernahm, doch leider war es dafür zu spät. Nun musste er selbst dafür sorgen, dass der Mann am Galgen endete.
Allenthalben wurde verkündet, der König werde sich für den entscheidenden Hinweis, wer sich hinter dem Namen Quickhands verbarg, erkenntlich zeigen. Was lag also näher, als ihn zum Dank für den Verrat an dem Kaufmann um die Gießerei zu bitten? Randal schmunzelte. Genügend Geld, um sie eines Tages zurückkaufen zu können, vermochte er als Töpfer nicht in zehn Jahren zusammenzusparen, davon abgesehen, dass der junge Kaufmann sie ohne gewichtigen Grund vermutlich gar nicht veräußert hätte. Wurde er aber aufgeknüpft, so fiel sein gesamtes Vermögen an die Krone …
Catlins inneres Glühen schmerzte John mehr, als er zugeben wollte, darum wusste er sich nicht anders zu helfen, als sich noch mehr zurückzuziehen und sich ganz und gar seiner Arbeit zu widmen. Selbst Corvinus schien die Vorliebe der Meisterin für Flint nicht entgangen zu sein, denn auch er wurde zusehends verdrießlicher, und so war es um die Stimmung in der Werkstatt nicht zum Besten bestellt. Nur Flint war wie immer ganz er selbst und ausgeglichen wie eh und je. Er arbeitete, wie es sich gehörte, und suchte nach vollendetem Tagwerk die Schenke auf, um sich ein Ale und ein Würfelspielchen zu gönnen. Hätte Catlin nicht des Öfteren mit hochrotem Kopf die Werkstatt betreten, Kleidung und Haar mit zittrigen Händen zurechtzupfend, bis kurz darauf auch Flint aus der gleichen Richtung erschien, dann hätte John zwar geglaubt, dass sie für den Gesellen schwärmte, jedoch vermutet, dass Flint nicht so für sie empfand. John aber beobachtete die beiden genauer und bemerkte, dass sie heimlich jeden noch so winzigen Augenblick nutzten, um sich zu küssen und zu liebkosen. Es enttäuschte ihn, auf diese Weise von Catlin hintergangen zu werden, auch wenn er wusste, dass er keinerlei Recht hatte, ihr Vorwürfe zu machen. Das verstohlene Glück und das Kind unter ihrem Herzen machten sie zerstreut und müde, aber auch fröhlicher und schöner denn je zuvor. Die verheißungsvollen Blicke, die sie Flint zuweilen schenkte, waren unmissverständlich. Leidenschaft, Liebe und Zärtlichkeit lagen ebenso darin wie ein Maß an Vertrautheit, das John im Umgang mit ihr fremd war. Sein Herz krampfte sich zusammen. Früher hatte er ihr ein Strahlen in die Augen gezaubert, indem er ihr von der Glockenrippe und gelungenen Güssen erzählt hatte. Nun sah er, dass Flints Anblick sie noch mehr zum Leuchten brachte und fühlte sich einsam und ausgeschlossen. Wann wird sie sich mir anvertrauen?, fragte er sich enttäuscht. Wird sie warten, bis sich ihr Bauch so sehr rundet, dass mir die Nachbarn schon zum Nachwuchs gratulieren, bevor sie noch ein einziges Wort geäußert hat? Hält sie mich gar für so blind, was sie betrifft, dass sie hofft, ich würde auch in den kommenden Monaten nichts bemerken? Der Gedanke ärgerte ihn. Dass sie ihn hintergangen hatte, war eine Sache, dass sie ihn nun aber in eine unmögliche Lage brachte, eine ganz andere. Was sollte er sagen, wie sich verhalten, wenn sie endlich allen Mut zusammennahm und ihm von dem
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