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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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sich einfallen lassen, ohne Nigel gänzlich zu verleugnen? Catlin zupfte sich unschlüssig am Ärmel. Vielleicht konnte sie Richard um Zuspruch beim König bitten und so Gnade für Nigel erwirken? Gerade als sie zum Sprechen ansetzen wollte, trat ein Soldat dazwischen und wandte sich an Richard, ohne Catlin eines Blickes zu würdigen.
    »Die Selbstmörderin hatte kaum eigenen Besitz, denn ihr Vater war kein wohlhabender Mann. Ein einfacher Kaufmann nur, hat sich offenbar recht ordentlich geschlagen, bis zwei gesunkene Schiffe ihn fast völlig ruiniert und um ein Haar an den Bettelstab gebracht haben«, erklärte er. »Für den König ist hier nicht viel zu holen. Ein wenig Geschmeide, das Brautkleid und ein pelzverbrämter Mantel, sonst nichts.«
    »Gut, dann gehen wir.« Richard nickte. Er wandte sich noch einmal an Catlin. »Kanntest du sie?«
    »Ja«, antwortete Catlin rasch. Gewiss, sie kannte die Verstorbene! Dass sie vor allem mit Nigel befreundet war, verriet sie mit keiner Silbe.
    »Ihr Gemahl kann einem leidtun«, sagte Richard. »Ist eine schreckliche Sünde, die sie begangen hat. Geht es dir gut?«, erkundigte er sich plötzlich besorgt. »Du kommst mir ungewöhnlich blass vor.«
    »Nicht doch … nein, es geht mir gut. Sorg dich nicht!« Catlin schenkte ihm ein bemühtes Lächeln. »Ich habe in letzter Zeit einfach zu viel gearbeitet und noch dazu nächtelang schlecht geschlafen.«
    Richard lächelte verständnisvoll. »Ich schätze, wir brechen in den nächsten Tagen nach Saint Edmundsbury auf. Hast du deinen Gemahl gefragt, ob du mich begleiten darfst?«
    Catlin schüttelte den Kopf. In der Aufregung um Ewes Tod hatte sie ganz vergessen, mit John über den geplanten Besuch bei ihrem Vater zu sprechen. »Das hole ich gleich heute Abend nach, versprochen! Ich bin sicher, er ist einverstanden«, beteuerte sie und lächelte ihren Vetter zuversichtlich an. Richard musste nicht erfahren, dass sie keineswegs vorhatte, John um Erlaubnis zu bitten, sondern ihn lediglich von ihrer Entscheidung unterrichten wollte, mit Richard nach St. Edmundsbury zu reisen.
    »Am Tag vor unserem Aufbruch schicke ich dir einen Boten.«
    »Danke, ich werde bereit sein.« Catlin nickte und lächelte unsicher. »Auch wenn ich mich vor dem Wiedersehen mit meinem Vater fürchte.«
    »Sorg dich nicht! Ich bin sicher, er wird dir keine Vorwürfe machen.« Zur Bekräftigung legte ihr der Vetter einen Arm um die Schultern. »Es wird alles gut«, beteuerte er. »Schließlich bin ich bei dir.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    »Hoffentlich hast du recht«, murmelte Catlin, dachte dabei jedoch nicht nur an ihren Vater, sondern auch an das Kind, das sie erwartete. Mehrmals schon hatte sie John gestehen wollen, dass sie guter Hoffnung war. Doch der Mut hatte sie immer wieder verlassen.
    »Was soll ich nur tun?«, hatte sie Flint gefragt, und wie üblich hatte er eine Antwort gewusst. Keine Antwort, wie sie sich eine junge Frau erhoffte, sondern eine überraschende und zugleich denkbar einfache Lösung. »Verführ ihn, und zwar möglichst bald«, hatte er ihr geraten, dabei schien ihm der Gedanke, sie mit John teilen zu müssen, nichts auszumachen. »Er ist dein Gemahl – was ist schon dabei?«, hatte er schulterzuckend hinzugefügt, als er ihr bestürztes Gesicht bemerkt hatte.
    So aberwitzig sein Vorschlag auch war, er schien durchaus vernünftig.
    John zu verführen mochte in der Tat der einfachste Ausweg sein und weder Catlin noch Flint einer ernsthaften Gefahr aussetzen. Ein einziges Beisammensein wäre ausreichend, um John in dem Glauben zu wiegen, er sei der Vater des Kindes. Manchmal kam eine Frau früher nieder als angenommen. Darum würde der gutmütige Glockengießer kaum Verdacht schöpfen, wenn der Säugling eher geboren würde als erwartet. Wie hinterhältig und niederträchtig eine solche Lüge jedoch war, wusste Catlin ganz genau. Davon abgesehen, dass sie sich nicht vorstellen konnte, das Lager mit John zu teilen, war es sicher alles andere als leicht, ihn zu verführen. Schließlich hatte er Gott Enthaltsamkeit gelobt und sein Wort, wie es schien, niemals gebrochen. Warum er dieses Gelübde abgelegt hatte, wusste Catlin nicht. Seine Vergangenheit ging sie nichts an, das hatte er ihr deutlich zu verstehen gegeben. Doch die Neugier nagte an ihr, wieder und immer wieder fragte sie sich, wo er wohl hinging, wenn er für einige Tage verschwand, was er an seinem Aufenthaltsort trieb, wen er traf und was er sonst noch vor ihr

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