Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
wie er behauptete, doch Catlin fürchtete, dass er sich in die Arme einer anderen flüchtete. Eifersucht nagte an ihr. Sie ging nicht mit John, weil sie es so wollte, sondern weil Flint es vorgeschlagen hatte und weil es die einzige Möglichkeit war, mit ihrem Kind und dem Mann, den sie liebte, weiterhin unter einem Dach zu leben und Glocken zu gießen.
Beim Knarren der Kammertür, die John kichernd aufstieß, zuckte sie zusammen.
»Zieh dich aus!«, murmelte er und entledigte sich seiner Kleidung.
Catlin errötete und wich in eine Ecke der Kammer zurück, die das flackernde Talglicht nicht mehr erleuchtete, das John auf dem Nachttisch abgestellt hatte. Du schaffst das, versuchte sie sich einzureden und streifte entschlossen erst das Kleid, dann das dünne Hemd über den Kopf. Vollkommen entblößt stand sie da und erwartete das Unvermeidliche, als ein kehliges, dumpfes Geräusch sie aufschreckte. Ungläubig wandte sie sich um und blinzelte zum Bett hinüber.
John war bereits unter die Laken geschlüpft. Er lag auf dem Rücken, halb zugedeckt, hatte den Mund leicht geöffnet und schnarchte! Fassungslos starrte sie ihn an. Er schläft, dachte sie verblüfft, trat näher an das gemeinsame Lager und betrachtete ihn. »John?«, flüsterte sie verstört und kroch zu ihm, doch statt einer Antwort röchelte er nur kurz und schnarchte weiter. Hin und her gerissen zwischen Erleichterung und Verzweiflung, schloss sie die Augen. Wie sollte es nur weitergehen? Wie konnte sie ihn nun noch verführen? Sie drehte sich zu ihm, schmiegte sich an ihn und legte ihm eine Hand auf die Brust. Als er sich nicht rührte, ließ sie die Hand langsam tiefer gleiten. Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du dir Flint anstelle von John vorstellst, dachte sie und kniff die Augen fest zu. Plötzlich brummte John ungnädig, und sie zuckte unwillkürlich zurück. Schmatzend wandte ihr der Gemahl den Rücken zu und schnarchte weiter.
»Bitte, verzeih mir!«, hörte sie John um Vergebung flehen. Er hockte vor ihrer Seite des Bettes, hatte die Hände vor sich auf der Matratze liegen und den Kopf auf die Unterarme gesenkt. »Ich habe versprochen, dich niemals anzurühren, verzeih mir, dass ich gefehlt habe!« Er richtete sich auf und blickte Catlin aus glasigen Augen an.
»Nicht, John!«, sagte sie und legte die Hand auf die seine. »Du hast …« Sie wollte ihm versichern, dass er sein Gelübde nicht gebrochen hatte, doch er unterbrach sie.
»Ich werde es nie wieder tun, ich gelobe es bei allen Heiligen!«, weinte er. »Ich schwöre bei Gott und der Bibel, bei meiner Ehre. Bitte, glaub mir!«
Catlin nickte. Sie wusste, dass er seinen Schwur nie gebrochen hatte, er aber schien zu glauben, dass er ihr beigelegen hatte. »Ich …«, setzte sie an, doch auch diesmal ließ er sie nicht ausreden.
»Sag, dass du mir verzeihst!«, bedrängte er sie. »Ich war betrunken, nie wieder rühre ich auch nur einen Tropfen Starkbier an.« Er raufte sich voller Verzweiflung die Haare. »Bitte, vergib mir, dann wird auch der Herr mir vergeben!«
Obwohl sie die Ehe mit ihm gar nicht hatte vollziehen wollen, war Catlin gekränkt, dass er einfach eingeschlafen war, statt ihren Reizen zu erliegen. Also kostete sie nun den kleinen Triumph aus und ließ ihn in dem Glauben, er hätte tatsächlich gefehlt.
»Es gibt nichts zu verzeihen«, erwiderte sie daher kühl.
»Doch!«, widersprach John. »Auch wenn ich als dein Gemahl das Recht auf den Beischlaf mit dir habe. Mein Versprechen an dich bindet mich ebenso wie mein Gelübde im Angesicht des Allmächtigen.«
Das härene Hemd, das er zum ersten Mal seit Langem wieder unter seiner Arbeitskleidung trug, blitzte am Halsausschnitt hervor, und plötzlich tat John ihr unendlich leid. Das Kind, das sie unter dem Herzen trug, konnte er fortan nicht mehr verleugnen. Ihr Ziel hatte sie also erreicht, doch um welchen Preis?
»Wir sprechen nicht mehr darüber, ja?« Sie strich John liebevoll über das Haar und nickte ihm aufmunternd zu.
Mit gesenktem Kopf küsste er ihre Hand.
Catlin fühlte sich elend, jeder Triumph war wie verflogen, es blieb nur das bittere Gefühl, eine Betrügerin zu sein. Verwerflich und schlecht. Wäre sie ein guter Mensch gewesen, dann hätte sie ihm die Wahrheit gesagt und ihm so die Last der Schuld von den Schultern genommen. Aber sie schwieg, um ihm den Bastard seines Gesellen unterzuschieben.
Ob der Allmächtige ihr jemals vergeben würde?
Vielleicht, so dachte sie, endest du gemeinsam mit
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