Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
an Langtons Plänen festzuhalten, ganz gleich, wer neuer Erzbischof wird. Die Aussichten für uns stehen mithin gewiss nicht schlecht. Immerhin ist es ausgerechnet unser Thomas, der damit betraut wurde, sich nach guten Glockengießern umzuhören.« Vor Freude hatten sich Johns Wangen gerötet. »Als er hörte, dass wir eine Gießerei in der Stadt betreiben, wurde er ganz aufgeregt. Er sagt, der gute Ruf von John aus London habe sich bereits bis nach Canterbury herumgesprochen. Nur konnte er nicht ahnen, dass ich jener Glockengießer bin.«
»Das hört sich großartig an«, freute sich Catlin. »Wie schade nur, dass ich Thomas verpasst habe«, fügte sie mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme hinzu.
»Aber nicht doch!« Johns Augen blitzten. »Er will später bei uns hereinschauen. Ich habe ihn eingeladen und dachte mir schon, dass du dich über ein Wiedersehen freust.«
Catlin fiel John freudig um den Hals. »Du bist der Allerbeste!«, rief sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Flint, der soeben von draußen kam, runzelte die Stirn, murmelte einen Gruß und ging missmutig an ihnen vorbei.
Er ist eifersüchtig, dachte Catlin glücklich. Seit Tagen war Flint nicht mehr bei ihr gewesen, und sie hatte schon befürchtet, er fühle sich nicht mehr zu ihr hingezogen, weil sich ihr Bauch bereits ein wenig rundete. Nun aber war sie erleichtert – eifersüchtig war doch nur, wer liebte.
Als Thomas gegen Abend an die Werkstatttür klopfte, sputete sich Catlin und öffnete ihm selbst. »Thomas!«, rief sie und schlang die Arme um seinen Hals. »Ich freue mich so, dich zu sehen! Wie lange ist das her? Eine Ewigkeit!«, plapperte sie los, strahlte ihn an, bis sie bemerkte, dass der Mönch sie höchst verlegen anblickte. Er war rot angelaufen bis unter den Haarkranz um seine Tonsur und räusperte sich.
»Ich danke für die Einladung, Meister«, sagte er artig, denn John war inzwischen hinter Catlin getreten und hieß den Besucher ebenfalls willkommen.
»Verzeiht, dass ich Euch so überfallen habe, Hochwürden!«, murmelte Catlin und deutete einen Knicks an.
»Thomas, wie früher«, bat er scheu. »Auch für Euch, Meister«, fügte er bescheiden lächelnd hinzu.
Es dauerte nicht lange, bis Thomas wieder so entspannt war wie früher. Wie sich zeigte, hatte ihn die Kirche zwar zu einem besonnenen Mönch gemacht, doch sein fröhliches Wesen war unverändert.
»Ich wäre viel lieber Bierbrauer geworden, aber der Herr hat anders entschieden«, seufzte er, nachdem er den Eheleuten erklärt hatte, welche Stellung er in Canterbury innehatte.
»Mach halblang, Jungchen! Für einen Burschen aus dem Volk hast du es ordentlich weit gebracht. Ich bin beeindruckt, und du kannst wahrlich stolz auf dich sein.« Trotz des großen Lobes glaubte Catlin eine Spur Zweifel in Johns Stimme zu hören. Sie blickte zu Thomas hinüber und sah, dass er errötet war.
»Nun ja, es ist nicht mein Verdienst. Es war wohl so, dass der alte Sacratarius einen Narren an mir gefressen hatte«, erklärte er mit gesenktem Blick. Was auch immer das bedeuten mochte, Thomas schien sich nicht weiter darüber äußern zu wollen. »Doch nun zu Euch, Meister! Ihr wolltet mir mehr über Eure Vorstellungen von einer neuen Glocke für Canterbury erzählen«, lenkte er geschickt ab.
John nickte und begann sogleich voller Eifer von seinen Plänen zu sprechen, die Glocke in ihrer Form zu verändern. Catlin holte auf Bitten des Meisters mehrere Glockenrippen von seinem Arbeitsplatz, damit er Thomas alles anschaulich erklären konnte. Gemeinsam bemühten sie sich, einem Laien zu erklären, was sie in ihrem Innersten fühlten. Obwohl Thomas seinerzeit an einer Glocke mitgearbeitet hatte, so hatte er doch keine genaue Kenntnis von deren Herstellung. Dass er wunderbar singen konnte, war jedoch durchaus von Vorteil, denn er hatte ein gutes Ohr, und so gelang es John und Catlin, ihn mit ihrer Begeisterung anzustecken.
»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit ihr den Auftrag bekommt«, versprach er beim Abschied. »Hätte nicht gedacht, dass einmal ein Paar aus euch wird«, raunte er Catlin zu, als sie ihn hinausgeleitete. Er blinzelte zum Himmel hinauf, als erwarte er Regen. Es war schon fast dunkel, er musste sich also sputen. »Die Wege des Herrn …«, murmelte er, winkte und tauchte in die Dämmerung ein, die ihn rasch verschluckte.
Ostern war vorüber, der Sommer nicht mehr fern, und der Tag von Quickhands’ Hinrichtung rückte immer näher. In
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