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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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geheimnisvoll und kommst nicht einfach mit in die Halle?« Richard legte die Stirn in Falten. »Was ist geschehen, nun sprich schon!«
    Knightly schabte mit dem Fuß über den Steinboden, als falle es ihm schwer zu reden. »Ich komme gerade aus Saint Edmundsbury«, erklärte er schließlich. »Mabel ist viel zu früh niedergekommen.« Er machte eine Pause. »Es war ein Junge.«
    »Um Gottes willen, wie geht es ihr?«, fragte Richard entsetzt. »Lebt sie?«
    »Keine Sorge!« Knightly legte dem Bruder eine Hand auf den Arm. »Sie ist wohlauf. Ein wenig schwach ist sie noch und verzweifelt, weil sie das Kind verloren hat, aber Catlin, Winnifred und Elfreda kümmern sich um sie.« Er lächelte aufmunternd. »Der König wird gewiss nicht wollen, dass es alle am Hof erfahren. Darum halte ich es für besser, wenn du es ihm sagst. Unter vier Augen. Er wird es nicht leichtnehmen und die Schulter eines Freundes brauchen.«
    Richard nickte. Das traurige Schicksal des Kindes machte ihn betroffen, und er sorgte sich um Mabels Gesundheit, zugleich aber war er aus tiefstem Herzen erleichtert. Auf einer Hochzeit mit ihr würde der König nun nicht länger bestehen. Richard atmete tief ein und aus.
    »Ich gehe zu ihm.« Er nickte seinem Bruder zu und verließ den Raum.
    Es war nicht schwierig, den König um eine private Unterredung zu bitten, aber schwerer als gedacht, ihm die traurige Nachricht zu überbringen und zu sehen, wie er daran verzweifelte. Henry weinte wie ein Kind, und Richard fühlte sich grässlich, weil er bei aller Trauer doch dankbar war, Mabel nicht heiraten zu müssen. Zutiefst betrübt schloss der König sich ein, um zu beten. Nicht einmal Richard gewährte er Zutritt zu seiner Kammer. Er wollte niemanden sehen, nur im Gebet versinken und seines toten Sohnes gedenken.
    »Ich muss ein wahrhaft schlechter Mensch sein, dass ich trotz des Elendes der beiden erleichtert bin«, murmelte er, als er später mit Adam und Knightly allein war. »Ich habe zum Herrn gebetet, er möge diesen Kelch an mir vorübergehen lassen, und er hat mich erhört.« Richard stöhnte auf. »Könnte ich doch nur rückgängig machen, was geschehen ist! Henry so sehr leiden zu sehen …« Er brach ab und raufte sich verzweifelt die Haare.
    »Du fühlst dich schuldig, weil du dem Wunsch des Königs nicht Folge leisten wolltest«, sagte Adam leise. »Aber dich trifft keine Schuld, auch wenn du zu Gott gebetet hast, dass er dich vor dieser Ehe verschonen möge.« Adam hob die Schultern. »Die Wege des Herrn sind unergründlich, das weißt du genauso gut wie ich. Es steht uns nicht zu, seine Entscheidungen infrage zu stellen. Nicht dein Gebet hat dem Kind des Königs das Leben genommen, sondern Gottes Wille, das solltest du niemals vergessen. Keiner weiß, was der Herr vorhat.«
    Richard nickte. Er war dem Freund dankbar für seinen Zuspruch, sein schlechtes Gewissen wollte dennoch nicht weichen.

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten
    Friedrich Schiller, Das Lied von der Glocke

London, im Februar 1229
    Q uickhands! Man hat Quickhands gefangen!«, riefen sich die Leute auf den Straßen und in den Gassen von London zu, als Catlin aus St. Edmundsbury zurückkehrte. Manch einer jubelte, weil ihn der Dieb schon einmal um den Inhalt seiner Börse erleichtert hatte oder weil er bei jedem Schritt aus dem Haus um sein Geld gefürchtet hatte. Die Wohlhabenden begrüßten seine Gefangennahme mit Genugtuung, die Armen aber betrauerten den Dieb, der das Geld unter denen verteilt hatte, die es am nötigsten brauchten. Bettler und Witwen, Waisen und die Ärmsten der Armen weinten um ihn.
    »Ich sage nicht, dass er recht daran getan hat, den König zu berauben, aber Seine Majestät kann die paar Münzen verschmerzen. Das Volk jedoch verliert einen Helden, der ihm Hoffnung gab. Hoffnung auf bessere Tage, auf Gerechtigkeit und den Glauben daran, dass auch ein Einzelner etwas verändern kann«, sagte John, als sie beim Nachtmahl zusammensaßen.
    »Er ist ein Dieb. Ich verstehe nicht, warum alle so ein Gewese um ihn machen«, sagte Flint nur achselzuckend und stopfte sich den Mund mit Grütze voll. »Er hat’s verdient, und wenn er gehängt wird, werd ich’s mir ansehen.« Er grinste. Getreidebrei quoll ihm zwischen den Zähnen hervor. »Wird ein verdammtes Fest werden. Ich werd mich besaufen und feiern.« Er ergriff seinen Becher, erhob ihn lachend und stürzte das Dünnbier hinunter, das sie am Abend für gewöhnlich zum Essen

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