Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
bis du zurück bist. Ich denke, es wird nicht mehr allzu lange dauern.«
    John küsste sie auf die Stirn. »Sobald ich den Auftrag in der Tasche habe, kehre ich heim«, versprach er.
    »Es mag sein, dass du nicht gleich einen festen Auftrag bekommst, dann sei nicht enttäuscht. Vielleicht muss der Erzbischof in Ruhe darüber nachdenken. Außerdem bist du vielleicht nicht der einzige Glockengießer, den er zu sich bittet.«
    John runzelte die Stirn. Offenbar hatte er diesen Gedanken bislang nicht zugelassen. »Wie dem auch sei«, antwortete er mürrisch, »ich werde den Auftrag bekommen.«
    Catlin nickte und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Du bist der beste Glockengießer des Landes«, versicherte sie ihm, »und wirst es schaffen, den Erzbischof davon zu überzeugen.« Sie lächelte aufmunternd. »Wann willst du aufbrechen?«
    »Noch heute. Ich müsste längst fort sein. Ach, könnte ich doch fliegen!«
    »Aber John«, tadelte ihn Catlin, »das ist Blasphemie! Nur Vögel können fliegen.«
    »Keineswegs, meine Liebe! Auch Bienen, Hummeln, Schmetterlinge …« John grinste übermütig. »Und Engel können fliegen. Sind sie doch alle Geschöpfe Gottes.«
    »Selbstredend.« Catlin lachte ungläubig, weil ausgerechnet John so etwas sagte. »Doch da du weder das eine noch das andere bist und der Herr auch keinen Engel aus dir machen wird, musst du dir wohl oder übel ein Pferd leihen, wenn du nicht zu Fuß gehen willst.«
    »Corvinus!«, rief John. »Lauf rasch zum Mietstall und besorg mir ein Pferd!« Er übergab dem Jungen eine ausreichende Anzahl an Münzen aus dem Tontopf, der auf seinem Arbeitsplatz stand, und schickte ihn fort.
    Corvinus rannte davon und warf die Werkstatttür schwungvoll hinter sich zu.
    »Ich werde dir etwas Proviant zusammenpacken.« In einem Eimer wusch sich Catlin die Lehmreste von den Fingern und holte durchwachsenen Speck, eine fette Wurst und harten Käse aus der Speisekammer. Dazu nahm sie den Laib Brot, den Corvinus am Morgen beim Bäcker gekauft hatte, und wickelte alles zusammen in ein Tuch. Dann füllte sie den Rest Bier vom Vorabend in einen Schlauch und brachte alles zu John, der bereits einen sauberen Kittel eingepackt hatte, um sich beim Erzbischof nicht mit von der Reise verschmutzter, womöglich gar zerschlissener Kleidung zu blamieren. Er zählte einige Münzen aus dem Tontopf in seine Börse und hängte diese an seinen Gürtel. Mit dem Rest würde Catlin auskommen müssen, bis er zurück war, denn ihr mühsam Erspartes hatte er sorgfältig irgendwo im Hof vergraben.
    »Du kommst ohne mich zurecht, nicht wahr? Flint und Corvinus werden dir helfen. Mit dem Guss der Glocken für Saint Mary aber wartet ihr, bis ich zurück bin, ja?« John schien plötzlich unsicher. »Die Glockenrippen habe ich«, murmelte er und sah sich ein letztes Mal um.
    »Wir wissen uns schon zu helfen, John, mach dir keine Sorgen.« Catlin klopfte ihm ein wenig Staub von der Gugel und küsste ihn auf die Wange, nachdem er sich mit letzten Anweisungen von Flint und dem zurückgekehrten Corvinus verabschiedet hatte. »Möge dich der heilige Christophorus auf deinem Weg begleiten.«
    In jedem freien Augenblick dachte Catlin über die neue Glocke nach und zählte die Tage bis zu Johns Rückkehr. Mit einem Dreitagesritt müsse er bis Canterbury rechnen, hatte der Bote des Erzbischofs behauptet und ihm die Route über die Watling Street nach Südosten genau beschrieben, bevor er nach Norden weitergeritten war, um noch andere Nachrichten seines Herrn zu überbringen.
    »Wenn sich alles fügt, bin ich in einer guten Woche wieder hier«, hatte John gesagt. Mehr als drei Wochen waren seitdem vergangen. Anfangs hatte Catlin sein Fernbleiben als günstiges Zeichen deuten wollen. Vielleicht hatte der Erzbischof schon Einzelheiten mit ihm besprochen, ihn vielleicht gar gebeten, den ersten Entwurf einer Glockenrippe anzufertigen. Ein ungutes Gefühl, das sich ihrer schleichend bemächtigte, verdrängte sie erfolgreich, bis sie eines Vormittags vom Markt zurückkam.
    »Was ist?«, fragte Corvinus, als sie ihre Schritte verlangsamte und in die Ferne starrte.
    »Nichts.« Sie runzelte die Stirn. »Etwas ist anders als sonst«, murmelte sie düster. Das ungute Gefühl war so stark, dass ihr übel wurde.
    »Das Kind?«, fragte Corvinus besorgt. Der Meister hatte ihm vor seiner Abreise aufgetragen, Catlin nicht mehr allein zu lassen. Darum hatte er sie auch zum Einkaufen auf den Markt begleitet und trug nun den Korb

Weitere Kostenlose Bücher