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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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sie und stellte sie zugleich bloß? Ob er sie hinauswerfen wollte? Falls ja, dann vermutlich aus Rache. Weil sie ihn hintergangen hatte. Nun, da ihr die Pacht zustand, konnte er sie guten Gewissens vor die Tür setzen, auch als guter Christ. Müssten doch weder sie noch ihre Kinder Hungers sterben. Es wäre ihm nicht einmal zu verdenken, dachte Catlin und wurde traurig, lebte und arbeitete sie doch gern an seiner Seite, auch wenn sie keine Liebe für ihn empfand.
    »Ich …«, hob sie an und, ohne so recht zu wissen, was sie zu ihrer Verteidigung vorbringen sollte.
    »Nicht!«, gebot John ihr Einhalt. »Niemand außer uns muss davon erfahren. Ich liebe Aedwyna, als wäre sie mein eigen Fleisch und Blut.« Am Klang seiner Stimme erkannte sie, dass er lächelte, wie immer, wenn er von dem kleinen Mädchen sprach. »Ich werde beiden Kindern ein guter Vater sein. Ich brauche dich und liebe die Fröhlichkeit, die Aedwyna in unser Haus gebracht hat.«
    Catlin stand noch immer da wie versteinert und lauschte seinen Worten, ohne recht zu begreifen.
    John küsste sie erneut aufs Haar und ließ sie los, bevor er sich abwandte. Von Flint hatte er kein Wort erwähnt.
    »Auch ich war einst verliebt«, begann John am Abend, als sie zu Bett gegangen waren, und ließ seine Worte wirken, während sie reglos nebeneinander in der Dunkelheit lagen.
    Catlin schämte sich für den Betrug an John und war zugleich aufs Äußerste gespannt, was er ihr wohl zu sagen hatte.
    »Doch so wie du war auch ich damals nicht frei«, fuhr er mit bebender Stimme fort.
    Catlin errötete. Wie gut, dass er mich in der Schwärze der Nacht nicht sieht, dachte sie dankbar. Sie lag wie erstarrt neben ihm und harrte der Worte, die noch folgen mochten.
    »Ich war … ich hatte …« Die Stimme versagte ihm gänzlich.
    Catlin wartete, ob er weitersprach, doch er schwieg. Je länger sie in die Dunkelheit starrte, desto angestrengter grübelte sie darüber nach, was er wohl gemeint haben mochte. Ob er verlobt gewesen war, als er sich verliebt hatte? Oder gar verheiratet, so wie sie? In den vergangenen Jahren hatte sich Catlin damit abgefunden, nichts über die Vergangenheit ihres Gemahles zu wissen, nun aber wurde ihre Neugier abermals geweckt. Zu fragen und nachzuhaken, was geschehen war, wagte sie jedoch nicht. Stattdessen hoffte sie, er möge mit seiner Erzählung fortfahren. Sie versuchte, sich John jung und verliebt vorzustellen. Da sie ihn jedoch als fertigen Meister kennengelernt hatte, gesetzt und mit grauen Schläfen, misslang ihr der Versuch. Sich hingegen auszumalen, wie er wohl als kleiner Jungen gewesen sein mochte, fiel ihr nicht allzu schwer, benahmen sich die meisten Männer doch zuweilen wie ihre kleinen Ebenbilder. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Flint war überaus männlich, doch manchmal wirkte auch er wie ein Kind. Ein dickköpfiger kleiner Junge. Ob John seiner Liebsten den Hof gemacht hatte? Mit schmeichelnden Worten und Feldblumensträußen, mit Liebesschwüren und feuchten Händen? Als Catlin ihn schon danach fragen wollte, sprach er plötzlich weiter.
    »Mein Leben dem Herrn zu weihen, so wie meine Eltern es entschieden hatten, war das für mich bestimmte Schicksal. Davon war ich fest überzeugt. Bis ich Muriel begegnete. Schon als ich sie zum ersten Mal sah, stand mein Herz in Flammen. Das Funkeln in ihren Augen, wenn sie mich anlächelte, weckte Zweifel in mir, ob ich weiterhin ein Dasein als Mönch fristen wollte.« Er atmete hörbar ein und aus. »Du glaubst nicht, wie schön und voller Lebensfreude sie war.« Seine Stimme klang wehmütig. »Uns war nicht viel gemeinsame Zeit vergönnt, doch jeder Augenblick war mir wertvoller als mein ganzes Leben. Die Liebe zu Gott schien nichts im Vergleich zu den Gefühlen, die ich für sie empfand. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als immer bei ihr zu sein, sie zu halten und in der Liebe zu ihr aufzugehen, sie zu versorgen und sie niemals fortgehen zu lassen.« Nach einer kleinen Pause fuhr er mit weniger entrückter Stimme fort. »Wie nicht anders zu erwarten, hatte unsere Liebe eines Tages Folgen. Doch ich war ein Mönch und dem Herrn verpflichtet. Andererseits konnte ich sie doch nicht alleinlassen, ohne Mann und mit einem Kind unter dem Herzen.« John räusperte sich. »Ich warf mich meinem Abt zu Füßen und flehte ihn an, mich von meinen Gelübden zu entbinden. Er war mir gram und versuchte mich umzustimmen, ja, er stellte mir gar Vergebung in Aussicht, wenn ich nur bereute. Doch

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