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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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lächelte aufmunternd und bedankte sich, als Corvinus ihr vorsichtig und ein wenig ungelenk den Säugling übergab und mit gerötetem Gesicht die Kammer verließ.
    Catlin betrachtete ihren Sohn voller Stolz und Liebe, dann legte sie ihn an. Mit weit geöffnetem Mund wie ein ausgehungertes kleines Tier schnappte er gierig nach ihrer Brust und saugte heftig daran. Als die Milch floss und sein erster großer Durst gestillt war, öffnete er kurz die Augen. Sie glitzerten im Flackern des Talglichtes. Catlin lächelte weich. »John«, sagte sie, »ich werde dich John nennen. Er wäre stolz auf dich gewesen«, flüsterte sie sanft, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und schluckte. »Auch wenn er nicht dein Vater war, so wäre er dir einer gewesen«, fuhr sie leise fort und strich dem Knaben mit dem kleinen Finger über die Wange, damit er nicht einschlief, sondern weitersaugte.
    Schon am nächsten Tag stand Catlin auf, kleidete sich an und stieg mit dem kleinen John in den Armen hinunter in die Werkstatt. Sie wollte keine Schwäche zeigen, auch wenn sie noch recht wacklig auf den Beinen war. Corvinus stand in einer Ecke der Werkstatt und klopfte Lehm von Backsteinen, von Flint war keine Spur zu sehen. Catlin runzelte die Stirn.
    »Wir warten nicht länger mit dem Gießen der Glocken für Saint Mary«, sagte sie. »Schließlich ist es nicht mehr lange hin bis zum Christfest. Ist alles vorbereitet?«
    Corvinus blickte sie erstaunt an. »Warum bist du schon aufgestanden? Solltest du dich nicht wenigstens einen Tag lang ausruhen?« Er warf einen zärtlichen Blick auf den schlafenden Säugling und lächelte. »Hast du dir schon einen Namen für ihn überlegt?«
    »John«, sagte Catlin und fand, dass ihre Stimme blechern klang.
    »John! Sicher, wie sonst?«, antwortete Corvinus überrascht und verlegen zugleich. Er wusste auch ohne Erklärung, dass nicht der Meister, sondern Flint der Vater des Jungen war, doch darüber war nie ein Wort verloren worden. John galt als Vater, darum war nichts Ungewöhnliches daran, das Kind ebenfalls so zu nennen. Im Gegenteil, jeder andere Name wäre unpassend gewesen. Henry – wie Catlins Vater – wäre noch durchgegangen, doch nach dem Tod ihres Gemahles war John der naheliegendste Name.
    Catlin aber hatte ihn nicht aus diesem Grund gewählt, sondern weil John sich auf das Kind gefreut hatte, ganz im Gegensatz zu seinem wahren Vater, der sich weder um sie noch um den Jungen scherte. »Wo ist Aedwyna?«, fragte sie plötzlich voller Angst und sah sich um.
    »Drüben bei der Seilerin, keine Sorge!«, beruhigte sie Corvinus. »Sie war gleich an deiner Seite, als du ohnmächtig wurdest, und hat Aedwyna mitgenommen, als die Hebamme kam. Die Kleine hat dort geschlafen.« Der jüngste Sohn der Seilerin, ein Nachzügler, war nur wenig älter als Aedwyna, und zuweilen spielten die beiden miteinander.
    »Und Flint?«
    Corvinus hob nur die Schultern. »Ich traue ihm nicht«, murmelte er. Catlin tat, als hätte sie nichts gehört.
    Erst am Nachmittag kam Flint zurück in die Werkstatt. Schon während der letzten Wochen hatte sich Catlin über seinen mangelnden Arbeitseifer geärgert. Nun, als er nach Wirtshaus stinkend heimkehrte, konnte sie nicht anders, als ihn anzukeifen.
    Corvinus zog sich unauffällig zurück, um nicht zwischen die Fronten zu geraten. Vermutlich ging er hinüber zur Seilerin, damit sie Aedwyna nicht im falschen Augenblick nach Hause brachte und das Kind dann erneut in Tränen ausbrach.
    »Kannst du mir erklären, wo du warst?«, fuhr Catlin Flint an. »Statt zu arbeiten, gehst du trinken und spielen. Du bist der Altgeselle«, ereiferte sie sich, »du gehörst in die Werkstatt!«
    Wider Erwarten brauste Flint nicht auf. Er lächelte spitzbübisch, zog ein Leinenpäckchen aus seinem Wams hervor und streckte es ihr entgegen.
    »Was ist das?«
    »Mach schon auf!«
    Catlin zog an der Schleife der dünnen Schnur und entfaltete das Leinen. »Ein Ring?« Sie starrte Flint an.
    »Aus Gold!« Flint strahlte zufrieden. »Ich habe ihn beim Spiel gewonnen, für dich! War ein harter Gegner, der Kerl, der ihn verloren hat. Aber ich wollte ihn unbedingt. Ich war sicher, er täte dir gefallen, soll er doch der Frau von Quickhands gehört haben.«
    Catlin sah ihn erschrocken an. »Ewe?«
    »Ich dachte, du hättest ihn gern als Erinnerung an deinen Freund Nigel«, schnaubte er und klang beleidigt. Vermutlich weil Catlin vor Freude nicht gleich jauchzte.
    »Danke!« Catlin fiel dem Geliebten um den

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