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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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der Herr sei seiner Seele gnädig« – er bekreuzigte sich zweimal –, »war nicht lange unser geistiger Führer, und meine Brüder sind es leid, Figuren im päpstlichen Spiel um Macht und Einfluss zu sein. Sie streben nach Sicherheit und sehnen sich nach einem Oberhaupt, das ihr Vertrauen besitzt«, erklärte er kopfschüttelnd. »Die Glocke fertigen zu lassen, die Langton seinerzeit vorgesehen hatte, wäre gewiss gerade jetzt ein gutes Zeichen. Für meine Mitbrüder ebenso wie für die Gläubigen, die unseren Beistand suchen. Ein Zeichen des Glaubens und der Hoffnung.« Er lächelte Catlin an. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Komm morgen nach dem Mittagsgebet wieder!«
    Catlin dankte ihm und verabschiedete sich. Es machte sie traurig, dass es ihr nicht vergönnt gewesen war, ein wenig mit Thomas zu plaudern. Über die Vergangenheit und was aus seiner Familie geworden war, aber sein Amt verbot ihm solche weltlichen Gespräche. Zumindest hier in Canterbury. Die neugierigen Blicke einiger Mönche brannten ihr im Rücken. Thomas würde ihnen schon bald alle Fragen beantworten, ihnen erklären, warum sie ihn aufgesucht hatte, woher er sie kannte und wer ihr Gemahl gewesen war. Ob er die richtigen Worte fand und sie überzeugen konnte, dass ausgerechnet eine Frau eine ganz besondere Glocke für ihre Kathedrale zu gießen vermochte? Eine Witwe und Mutter von zwei, bald drei Kindern, wiederverheiratet mit einem Taugenichts. Sie rang nach Atem. Thomas wusste nicht viel über Flint, hatte er ihn doch nur einmal kurz zu Gesicht bekommen. Catlin hatte lediglich beiläufig erwähnt, dass sie nun mit ihm verheiratet war, und ihn so wissen lassen, dass die Gießerei wieder einen Meister hatte, wenngleich nicht dieser, sondern sie sich um den Auftrag für die neue Glocke bemühte.
    Eadric erwartete sie mit großen Augen, Aedwyna an der einen, den kleinen John an der anderen Hand.
    »Ich soll morgen noch einmal zu ihm kommen«, gab Catlin ihm zu verstehen. Ringsum wimmelte es von Menschen. Einige liefen wie Ameisen umher, geschäftig und mit einem klaren Ziel vor Augen. Die meisten jedoch waren Pilger, die unschlüssig herumschlenderten und sich umblickten, suchend und ein wenig ratlos zuweilen, meist jedoch wartend. Wegen der großen Scharen von Pilgern in der Stadt gab es überall Garküchen und Gasthäuser. Für jeden Geldbeutel wurde hier geboten, was die Pilger brauchen konnten, denn Arme, Reiche, Frauen, Männer und sogar Kinder belagerten Canterbury und seine Kathedrale gleichermaßen. Seit Thomas Beckets Heiligsprechung hatten die Mönche ihr Gotteshaus kaum noch in Ruhe zu Messen und Gebeten nutzen können, so viele Pilger waren stets gekommen, um am Grab des Heiligen niederzuknien. Um die Pilger zufriedenzustellen und gleichzeitig wieder Herren über die Kathedrale zu sein, hatten die Mönche beschlossen, eine Kapelle zu bauen, die den Schrein des heiligen Thomas beherbergen sollte. Die Bauarbeiten waren schon vor Jahren beendet worden, und so harrten die Pilger nun in einer langen Schlange vor dieser Kapelle aus. »Ich will noch am Schrein des heiligen Thomas beten«, sagte Catlin und warf einen kurzen Blick auf die Wartenden. Sie sprach die Worte leise, aber deutlich.
    Eadric verstand und nickte. »Beten«, bestätigte er mit den Händen.
    »Beten, dass wir den Auftrag bekommen.« Catlin lächelte ihm aufmunternd zu. »Komm!« Sie nahm Klein John an die Hand und winkte, damit Eadric ihr mit Aedwyna folgte.
    Obwohl sie nicht wusste, ob sie noch eingelassen würden, reihten sie sich in die Schlange der Gläubigen ein. Sie hatten Glück und waren die Letzten, die Zutritt zur Kapelle bekamen. Alle, die nach ihnen in der Schlange standen, wurden auf den nächsten Tag vertröstet. Nach dem Gebet zum heiligen Thomas, das Catlin neue Zuversicht geschenkt hatte, und einer alles andere als wohlfeilen Mahlzeit, die noch dazu wenig schmackhaft gewesen war, legten sie sich in einer der Pilgerherbergen zum Schlafen nieder. Mehr als dreißig Menschen waren in einen winzigen, kaum belüfteten Raum zusammengepfercht, schnarchten, husteten, schreckten aus bewegten Träumen hoch und stanken, sodass Catlin kaum Schlaf fand. Sie kuschelte sich an Aedwyna, sog den weichen Duft der Kinderhaare ein und schloss die Augen. Irgendwann nickte sie schließlich ein. Schlecht erholt erwachte sie am frühen Morgen, als sich die anderen bereits von ihren Lagern erhoben. Nach dem Mittagsgebet solle sie wiederkommen, hatte Thomas gesagt, sie

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