Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Jahren war stets bestens gewesen, doch manche Kunden nahmen es mit dem Bezahlen nicht so ernst und erwarteten oft jahrelange Stundung, wohl in der Hoffnung, ihre Schulden könnten in Vergessenheit geraten.
»Geld? Nein.« Alan hämmert auf das Werkstück ein, das inzwischen keine Funken mehr versprühte. »Ist nur so ein merkwürdiges Gefühl«, versuchte er zu erklären. Er mochte Duncan. Winnies Mann war immer ehrlich zu ihm gewesen, ein guter, fleißiger Schmied, auf den er sich verlassen konnte. Alan hatte Mühe zu atmen. »Als ob etwas geschehen könnte …«, fuhr er düster fort.
»Hier? In der Schmiede?« Furcht schwang in Duncans Stimme mit. Obwohl er groß und stark war, hatte er die Hilflosigkeit nicht vergessen, die er empfunden hatte, als die Schmiede überfallen und Winnie Gewalt angetan worden war. Gegen eine Überzahl Bewaffneter konnte auch ein kräftiger Schmied nicht viel ausrichten, das hatte er bitter erfahren müssen.
»Nein!« Alan sah ihm unverwandt in die Augen, damit Duncan nicht glaubte, er verberge etwas vor ihm. »Mit Catlin.« Er senkte den Blick. »Ich habe geträumt, dass sie in Gefahr ist. Der Sensenmann schlich um ihr Haus«, erklärte er.
»Du magst sie sehr, nicht wahr?«
»Hm.«
»Ich erkenne es an deinen Augen.«
»Sie ist verheiratet – andernfalls wäre ich längst in London und würde mich davon überzeugen, dass es ihr gut geht. Doch es ist nicht meine Aufgabe, mich um ihr Wohlergehen zu kümmern.«
Als Duncan schwieg, geriet Alan noch mehr ins Grübeln, als wenn jener erklärt hätte, es sei sehr wohl seine Aufgabe, nach Catlin zu sehen. Es gab vielerlei Gründe, nicht loszureiten. Nun aber dachte er darüber nach, was doch für eine Abreise sprach. Ein Traum? Ein Hirngespinst? Angst? Entschlossen schob er alle Befürchtungen von sich und vertiefte sich in seine Arbeit.
In der Mittagszeit, als Elfreda zum Essen rief, waren im Hof plötzlich Reiter zu hören. Alan runzelte die Stirn. Er hatte genug für Monate zu tun und wenig Lust, vor dem Mahl noch einen Kunden zu bedienen. Aber auch er konnte es sich kaum leisten, einen möglichen Auftraggeber fortzuschicken. Ein schlechter Ruf verbreitete sich um ein Vielfaches schneller als ein guter, und wer einen Adligen verärgerte, lief rasch Gefahr, sich übler Nachrede auszusetzen. Also atmete Alan tief durch, setzte ein freundliches Gesicht auf und trat aus der Werkstatt.
»Richard!« Er breitete die Arme aus und empfing Catlins Vetter voller Freude. »Ein wunderbarer Vogel!«, lobte er den Falken auf Richards Hand. In den vergangenen Jahren waren sie zu Freunden geworden, darum sah Richard in der Schmiede vorbei, wann immer es ihm möglich war. Obwohl sein Onkel nicht mehr lebte und auch sonst kein Verwandter im Ort ansässig war, schien er sich in der Schmiede stets wohlzufühlen. »Elfreda hat gerade zum Essen gerufen. Gib zu, der Duft ist dir schon von Weitem in die Nase gestiegen!« Er klopfte dem Ritter auf die Schulter. »Komm, iss einen Bissen mit uns!«
Richard ließ sich nicht lange bitten. »Warte einen Augenblick, ich komme.« Er machte sich kurz an seinem Sattel zu schaffen, dann schloss er sich Alan an. Elfredas Kochkünste hatten ihn längst erobert. Sie koche besser als die königlichen Küchenmeister, behauptete er gern, denn alles war kräftig gewürzt mit wilden Kräutern, die sie im Wald sammelte. Vor allem aber waren ihre Speisen mit Liebe zubereitet und wurden in fröhlicher Gesellschaft nur noch schmackhafter, so betonte er stets.
»Ich komme nicht mit leeren Händen, wie du siehst, ich war beizen.« Lachend hielt er zwei wohlgenährte Enten und einen schönen Fasan in die Höhe. »Die Enten solltet ihr zuerst essen«, sagte er und setzte seinen Falken auf einem dafür vorgesehenen Holzklotz ab, der auf dem Boden neben dem Esstisch stand.
Elfreda lachte. »Fasan muss lange hängen. Ja, glaubt der hohe Herr etwa, ich weiß das nicht?«, scherzte sie, nahm ihm die Vögel ab und dankte ihm. »Alan liebt Entenfleisch.« Sie lächelte.
»Ja, glaubt denn die gute Elfreda, ich weiß das nicht?«, feixte Richard, legte Alan einen Arm um die Schultern und klopfte ihm auf den Rücken. Auch Winnie begrüßte er aufs Herzlichste. Seit dem Überfall war er für sie ein Held, darum errötete sie stets, wenn er sie umarmte. Ihren Kindern fuhr er über das Haar, und auch Duncan begrüßte er wie ein Familienmitglied, obwohl sie keineswegs verwandt waren.
»Setz dich!«, forderte Alan ihn auf, deutete auf
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