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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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den Ehrenplatz an der Stirnseite des Tisches und lachte, als Richard ihn mit gerunzelter Stirn ansah und sich zu den Schmieden und ihren Helfern auf die Bank setzte, als wäre er einer von ihnen. Es war ein Spielchen zwischen ihnen und sollte Richard jedes Mal aufs Neue beweisen, wie sehr er hier willkommen war.
    »Was gibt es Neues?« Alan reichte Richard einen Becher Ale und hob den seinen. »Zum Wohl, mein Freund!« Richard leerte ihn in einem Zug und ließ sich nachgießen.
    »Ich bin vor zwei Tagen aus London gekommen«, hob er an und nickte zum Dank, als Elfreda ihm ein Stück Brot reichte, mit dem er die Soße des Schmorfleischgerichtes auftunken sollte, das sie ihm vorsetzte.
    »Hast du Catlin gesehen? Geht es ihr gut?« Alan hoffte zu erfahren, dass seine Träume aus der Luft gegriffen waren, doch Richard schüttelte den Kopf.
    »Sie war nicht da.« Er nahm einen Löffel Fleisch mit Soße und lobte Elfreda mit vollem Mund. »Grofartig!« Er kaute, schob ein Stück Brot hinterher und stöhnte vor Wonne.
    »Wo ist sie? Nun sag schon!«
    »Auf dem Weg nach Cambridge, wie Corvinus erklärte.«
    »Er hat sie allein reisen lassen? Auf ebenjenem Weg, auf dem John überfallen und getötet wurde?« Alan riss die Augen auf.
    »Nein, sie ist nicht allein. Eadric ist bei ihr. Auch die Kinder hat sie mitgenommen, wollte sie wohl nicht bei Flint zurücklassen«, erklärte Richard. »Sie konnte ja nicht ahnen, dass ihr feiner Gemahl im Kerker landen würde.« Er brach ein Stück Brot ab. »Sie war schon fort, als der Büttel kam.«
    Alan konnte nicht anders, als Genugtuung zu empfinden, dass man dem Kerl endlich eine Lektion erteilte. »Was wird ihm vorgeworfen?«, erkundigte er sich und war sicher, dass Flint zu Recht ins Gefängnis gekommen war.
    »Er wird der Notzucht mit der Tochter eines Kaufmannes bezichtigt. Sie war versprochen und noch keine vierzehn. Der Schuft hat sie in Schwierigkeiten gebracht. Dafür wird er zahlen müssen.«
    Alan nickte. Nach allem, was er aus Catlins wenigen Worten, den blauen Flecken und ihren traurigen Augen herausgelesen hatte, wunderte ihn nicht, dass Flint sich mit anderen Frauen einließ. Er kannte ihn nicht, doch allein der Umstand, dass er Catlins Gemahl war und ihr das Herz brach, reichte aus, um ihn zutiefst zu verabscheuen. Dass Flint so dumm war, sich bei seinen Abenteuern nicht auf Dirnen und andere liederliche Frauenzimmer zu beschränken, sondern sich ausgerechnet an einer Jungfrau aus gutem Haus verging, bewies nur, wie überzeugt er von sich selbst war. Alan schüttelte ungläubig den Kopf. Offenbar wusste Flint nur allzu gut, wie man einer Frau den Hof machte. Anders war auch nicht zu erklären, warum Catlin ausgerechnet auf einen Schurken wie ihn hereingefallen war.

    »Catlin!« Thomas begegnete ihr freudig, wenn auch weniger herzlich, als sie gehofft hatte. Ob es daran lag, dass sie nicht allein waren? In dem Raum, in dem er sie empfing, wandelten noch andere Geistliche. Manche beobachteten die fremde Frau, die von ihrem Mitbruder empfangen wurde, andere waren ins Gespräch vertieft und warfen nur hin und wieder einen Blick herüber.
    Catlin machte also einen Knicks, wie es sich gehörte. »Ehrwürdiger Bruder Thomas«, sprach sie ihn artig an und senkte demütig das Haupt, »John hat dir bei eurem letzten Gespräch erklärt, wonach wir streben«, begann sie mit gedämpfter Stimme. »Nach einem mächtigen, tiefen Ton, berührend wie die Stimme eines Vaters. Nach einem Klang, so eindringlich und schön, dass er keinen Menschen kaltlässt und die Gläubigen in Scharen in die Kirche ruft. Die Größe des Allmächtigen soll diese Glocke loben und die Menschen Demut lehren. Auf dass sie begreifen, dass sie Teil eines größeren Ganzen sind, dem sie sich fügen müssen.«
    Thomas lächelte mild. »Ich bin sicher, John hätte den Auftrag bekommen, wäre er nicht … wäre er nicht aufgehalten worden.« Er senkte den Blick. »Dein Verlust dauert mich zutiefst.«
    Catlin nickte. »Ich will diese Glocke so sehr, weil sie Johns Lebenswerk gewesen wäre. Bitte, hilf mir, damit ich sie vollenden kann!«
    Thomas nickte wohlwollend. »Gut, dass du gekommen bist«, raunte er ihr zu. »Vor wenigen Tagen erst erhielten wir die Nachricht, dass der Papst auch den letzten von uns gewählten Erzbischof nicht zu bestätigen gedenkt.« Thomas schnaubte empört. »Seit dem Tod von Erzbischof Langton, Gott hab ihn selig, ist diesem Amt jede Beständigkeit abhandengekommen. Erzbischof Richard,

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