Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
vereinbart.
»Lass uns ein wenig früher aufbrechen und einen kleinen Umweg machen, ich muss dir unbedingt etwas zeigen.« Nigel strahlte Catlin an wie ein Kind. »Allein!«
»Was denn?«, fragte sie aufgewühlter, als sie zugeben wollte.
»Es war eine wirklich günstige Gelegenheit, du wirst schon sehen«, raunte ihr Nigel mit geheimnisvoller Miene zu.
»Muss das ausgerechnet heute sein?«
»Ja, es muss heute sein«, bestätigte Nigel und zog sie auf die Straße. »Ich halte es einfach nicht mehr aus. Sechs Wochen harre ich schon des heutigen Tages.«
Catlin verstand nicht, was am Tag ihrer Hochzeit so besonders für Nigel war, doch sie fragte nicht, eilte nur schweigend neben ihm her, froh, dass er noch immer ihren Arm hielt. Um nichts in der Welt sollte er sie loslassen, denn je näher ihre Hochzeit rückte, desto furchtsamer wurde sie. Als sie von einer breiten Straße in eine schmalere Gasse einbogen, bemerkte Catlin eine zierliche junge Frau. Dass sie guter Hoffnung war, ließ sich nicht übersehen, ihr Gesicht jedoch zeigte keinerlei Freude. Tränen rannen ihr über die Wangen. Der junge Mann neben ihr hatte den Arm liebevoll um ihre Hüften gelegt und schien sie trösten zu wollen. Die rechten Worte indes fand er wohl nicht, denn sie wirkte nach wie vor zutiefst beunruhigt. Catlins Blick kreuzte den des jungen Mannes, und für einen Augenblick war ihr so, als hätte sie ihn schon einmal gesehen.
»Komm!«, rief Nigel, dem die junge Frau und ihr Begleiter nicht aufgefallen waren, und zog Catlin aufgeregt mit sich. »Da, siehst du?«, rief er vor einem der Häuser und deutete auf einen tönernen Topf, der an einem Eisenhaken über der Tür hing.
»Eine Töpferei«, stellte Catlin gelangweilt fest und blickte ihren Freund verwundert an. »Was ist damit?«
»Es musste alles so schnell gehen, ich fand keine Zeit, dich nach deiner Meinung zu fragen«, erläuterte Nigel. Seine Augen leuchteten vor Freude. »Aber wenn dir die Werkstatt nicht zusagt …«
Catlin runzelte die Stirn. »Wie?«
»Ich habe sie gekauft.« Nigel zog die Augenbrauen hoch und nickte zur Bekräftigung. »Die Töpferwerkstatt ist für dich. Für eure Glockengießerei und mein Seelenheil, versteht sich«, fügte er schalkhaft hinzu und sah sie triumphierend an. »Der Preis war geradezu lächerlich, darum musste ich umgehend zugreifen, sonst wäre mir ein anderer zuvorgekommen. Ich habe keine Erfahrung mit dem Erwerb von Häusern. Es ist das erste, das ich gekauft habe, aber ich glaube, es ist genau das richtige. Komm, überzeug dich selbst!« Er wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen.
»Hat zumachen müssen, der Töpfer«, vernahm Catlin plötzlich eine Frauenstimme. »Hat sein Geld versoffen. Sein armes Weib. So eine Schande. Dabei hat er recht brauchbare Töpfe gemacht«, brummte die Alte kopfschüttelnd. Als Catlin und Nigel keine Anstalten machten, wieder zu gehen, kam sie näher. »Wie Kundschaft seht Ihr nicht aus«, stellte sie fest. Und als Nigel den Kopf schüttelte, musterte sie ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Seid Ihr etwa der neue Töpfer?« Dass Nigel kein Handwerker war, konnte man an seinem Gewand erkennen, und weil er Catlin erst kürzlich ein neues Kleid gekauft hatte, sah auch sie nicht wie eine Töpferin aus.
»Ich habe das Haus gekauft«, erklärte Nigel kühl. »Aber es wird kein Töpfer mehr darin sein Tagwerk verrichten, sondern ein Glockengießer.«
Die Frau wiegte den Kopf hin und her. »Ein Glockengießer«, murmelte sie beeindruckt und streckte Nigel einen schmiedeeisernen Ring mit drei schwarzen Schlüsseln entgegen. »Wenn Ihr der neue Besitzer des Hauses seid, dann seid Ihr der, auf den ich warte. Die Schlüssel.« Sie wies auf ein Haus auf der anderen Seite der Gasse. »Ich wohne dort drüben«, sagte sie und wandte sich ab.
Nigel bedankte sich, schloss auf und ging voran. »Ich hoffe, die Werkstatt ist groß genug«, sagte er.
Catlin blickte sich um. »Oh, das ist sie«, murmelte sie. »Das ist sie wahrlich.«
»Oben gibt es zwei weitere Räume, genug Platz also für dich, John und eure Helfer. Und der Hof«, fuhr er fort, während er sie zur hinteren Tür führte, »der ist riesig. Sogar ein Brunnen ist vorhanden.«
»Aber wie sollen wir das bezahlen? Wir haben noch keine Aufträge, und ein so großes Haus kostet sicher einen hohen Mietzins«, gab Catlin verzagt zu bedenken.
»Die Werkstatt ist dein, wie ich dir versprochen habe. Und für die Wohnräume müsst ihr nicht viel
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