Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)

scherzhaft auf eine Geburtstagskarte geschrieben habe …
    Zu unserem ersten Jahrestag habe ich ihr eine Platte von den Puhdys geschenkt. »Alt wie ein Baum«. Sie hat gegrinst und hat mir ein Jahr später auch eine Puhdys-Platte geschenkt. »Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen – geh zu ihr, denn du lebst ja nicht vom Moos allein, Augen zu, dann siehst du nur diese eine, halt sie fest und lass deinen Drachen steigen. Hey, hey deinen Drachen, hey hey hey geh zu ihr …« Dagegen kann Wagner einpacken. Öffentlich kann man das natürlich nicht sagen, jedenfalls nicht als gesamtdeutsche Kanzlerin. Aber wenn wir wählen müssten zwischen Richard Wagner und Dieter »Maschine« Birr, dann wäre Maschine klar vorn.
    Als sie nach Hause kommt, ist klar, dass auch sie unseren Tag nicht vergessen hat … Sie trägt unter ihrem Blazer nämlich einen blauen Laborkittel. Die Gelegenheit ist eigentlich günstig, sie noch mal auf unseren Osterurlaub in Ischia anzusprechen, wo ich nicht hinwill, aber ich traue mich letztlich dann doch nicht.

    3. April  Was vom Abend übrigblieb: leere Flaschen, volle Herzen und ein zerwühltes Bett. Ich bin in poetischer Stimmung. Es wird Zeit, ihr mal wieder zu schreiben. Ich verteile also ein paar bereimte Haftnotizen in der Wohnung. Bin heute Abend noch mal zur Doppelkopfrunde. Wenn sie heimkommt, wird sie sie lesen können.
    Unsere Liebe ist von Dauer
    Sie überlebte selbst die Mauer
    Dein Jo
    (hab ich ihr in den Toilettendeckel geklebt)
    Ich möchte von dir Rindsrouladen
    Vier Mal in der Woche haben!
    Sehr hungrig, Dein Jo
    (an der Dunstabzugshaube)
    Lass mich in deine Ohren raunen –
    Mit keiner geh ich lieber saunen!
    Jetzt schon verschwitzt, dein Jo
    (am Spiegel im Bad)
    Jeder draußen kann es hören –
    Ich will dir meine Liebe schwören
    Ich will dich herzen, kosen, necken,
    Und will mit allem in dir stecken
    Sehnsuchtsvoll und in Liebe, Jo
    (über ihrer Betthälfte)
    Ich bin dann plötzlich kurz unsicher, ob nicht heute die Putzfrau kommt. Dann müsste ich die ganzen Zettel wieder abnehmen. Sonst stehen die morgen in der Zeitung. Und wie viel Ärger ein Gedicht in der Zeitung machen kann, sieht man ja gerade an Grass. Bei dem geht es bloß um Israel, und es reimt sich rein gar nichts, aber trotzdem regt die ganze Welt sich auf. Nicht auszudenken, was ein gereimter Vierzeiler über die Kanzlerin auslösen könnte! Womöglich Neuwahlen.
    Ich will mir gar nicht ausmalen, was dann hier los wäre. Grass kann sich jederzeit mit seinem Alter rausreden. Er ist ein Rentner ohne Job, geschweige denn Amt. Er war ja wohl in jungen Jahren für die SPD, insofern kann man nicht erwarten, dass er im Alter zur Vernunft kommt. Außerdem war er zeit seines Lebens »Künstler«, hat schwerpunktmäßig Fische gemalt und beschrieben. Eigentlich erstaunlich, dass man davon leben kann. Andererseits hat er den Nobelpreis, und der bringt natürlich schon ein schönes Sümmchen.
    Zum Glück fällt mir irgendwann ein, dass wir der Putzfrau ja gekündigt haben.
    4. April  Der Osterurlaub steht an, Angela will immer noch nach Ischia, nur das Vertraute ist schön, meint sie. Ich sage ihr, das gelte nur für sie, nicht aber für Ischia. Selbst die Sicherheitsleute haben uns schon Reiseprospekte in die Küche gelegt und Angebote angestrichen. Ich möchte mal in die Karibik oder wenigstens nach Bulgarien. Aber Angela besteht auf Ischia. Habe ihr einen alten Artikel von Wolf Biermann aufs Bett gelegt, wo es um Reisefreiheit geht. Sie legt mir alte Postkarten aufs Bett, die die Wulffs uns aus Mallorca geschickt haben. Sie schreiben, dass sie zwei Badezimmer haben und keinen Cent selbst zahlen. Angela hat die aktuellen Rücktrittsfotos von Wulff drangetackert und einen gelben Klebezettel, auf dem steht: »Willst du das?« Sie ist nicht umsonst Kanzlerin. Es ist verdammt schwer, mit ihr zu verhandeln. Ich werde trotzdem nicht nachgeben und mit allen Mitteln gegen Ischia kämpfen.

    5. April  Ich habe immer noch Semesterferien, das heißt, ich könnte mich ganz auf die Chemie konzentrieren, wenn ich könnte. Aber Ostern naht. Übermorgen ist schon Karfreitag, und wir sind beide zu evangelisch aufgewachsen, um das zu ignorieren, auch wenn wir dieses Jahr zu Ostern wegfahren wollen.
    Angela will immer noch nach Ischia. Darüber ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Sie will auch dieses Jahr wieder einen Osterbaum. Und Eier. In diesem Punkt werde ich ihr schon mal entgegenkommen, denn gegen Angela