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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Inneren irgendeines Bauwerks und lag der Länge nach auf den Überresten einer hölzernen Diele, die durch Wind und Wetter arg in Mitleidenschaft gezogen war. Der Wind und der Schnee signalisierten mir, dass kein Dach vorhanden war.
    Ich konnte keine Geräusche hören, die auf die Anwesenheit eines anderen Menschen hindeuteten. Kein Ein- und Ausatmen. Keine Schritte. Keine Stimme.
    Ich verlagerte mein Gewicht und drehte mich auf die Seite. Noch immer keine Reaktion auf das Rascheln, das mein Stellungswechsel verursacht hatte.
    Sogar diese kleine Bewegung jagte mir Lichtblitze durchs Gehirn, und Wogen von Schwindel und Übelkeit überfielen mich. Ich war in meinem Büro gewesen - daran konnte ich mich erinnern. Ich hatte mich mit Mike Chapman unterhalten, und ich war mir ziemlich sicher, dass das tatsächlich geschehen war. Aber dann wurde mein Kopf wieder wellenartig von wackligen Bildern heimgesucht, und ich war mir keiner Sache mehr sicher.
    Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mir fielen die Augen zu, und ich überließ mich dem, was alle meine Sinne überwältigt hatte.
    Ich weiß nicht, wie lange ich das zweite Mal bewusstlos gewesen war, aber als ich wieder sehen konnte, war meine pechschwarze Umgebung noch immer die gleiche. Ich hatte meinen Skianorak an, und das Revers eines grauen Anzugs ragte oben aus dem Reißverschluss heraus. Ich zwang mich, meine Gedanken zu ordnen, und versuchte, mich zu erinnern, wann ich mich so angezogen und das Haus verlassen hatte. Über mich war eine von Motten zerfressene, alte Schottendecke gebreitet, die von dem nassen Schnee, den sie aufgesogen hatte, schwer auf mir lag.
    Ich trug noch immer meine Handschuhe und Stiefel. Ich konnte sie fühlen. Nur mein Gesicht war den eisigen Tropfen von oben ausgeliefert. Denk nach, sagte ich mir immer wieder. Denk nach, wo du heute warst und wer dabei war. Denk nach, wohin du unterwegs warst und warum du hier an diesem gottverlassenen Ort gelandet bist. Aber die Neuronen waren kurzgeschlossen, und etwas hatte die Fähigkeit meines Gehirns, zusammenhängend zu denken, außer Kraft gesetzt. Ich wusste nur, dass mir kalt war.
    Ich dämmerte wieder vor mich hin und wachte später wieder auf. Ich konnte einige Meter von meinem Kopf entfernt eine Ziegelmauer sehen, eine Wand des Gebäudes, in dem ich lag. Ich hob den Kopf und sah ungefähr einen Meter über dem Boden einen leeren Fensterrahmen. Schaff's bis dorthin, sagte ich mir. Schaffs bis dorthin und finde heraus, wo du bist.
    Ich drehte mich auf die Seite und bewegte die Füße, um mich zu vergewissern, dass ich meine Bewegungen unter Kontrolle hatte. Langsam, wie ein primitives, reptilienartiges Kriechtier, winkelte ich die Beine an und streckte sie dann wieder so weit wie möglich aus. Indem ich diese Bewegung acht oder neun Mal wiederholte, schob ich mich über den morschen Fußboden, bis ich mit dem Kopf an die bröckelnde Ziegelmauer stieß.
    Ich ruhte mich einige Minuten aus, bevor ich versuchte, meinen Körper in eine aufrechte Position zu bringen. Sobald ich mich aufsetzte, würde mir wieder schwindlig werden, da das Blut aus dem Kopf fließen würde. Stell dich drauf ein, sagte ich mir. Meine mentalen und körperlichen Prozesse funktionierten im Zeitlupentempo. Wehr dich nicht dagegen, sagte ich mir und formte die Worte mit den Lippen.
    Ich richtete mich langsam, Zentimeter für Zentimeter, auf und drehte mich so, dass ich mit dem Rücken an der Wand lehnte. Sie fühlte sich stabiler an, als ich es vermutet hatte, und ich wusste, dass sie mein Gewicht aushalten würde. Mein Kopf pochte wie wild, während ich mich zwang, aufrecht sitzen zu bleiben. Ich verharrte einige Minuten in dieser Position, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
    Etwas bewegte sich in dem Raum. Ich blinzelte, um besser sehen zu können, und verkrampfte mich in Erwartung der Person, die mich gefangen hielt. Aber das waren scharrende Geräusche, ein kurzes, schnelles Kratzen auf der eisigen Oberfläche.
    Ratten. Zwei oder drei Ratten, die einander durch eine Türöffnung und ein großes Loch, das einmal ein Fenster gewesen war, jagten.
    Zum ersten Mal hatte ich einen beruhigenden Gedanken. Große Nagetiere jagten mir schreckliche Angst ein, aber ich dachte erleichtert, dass die Chancen gut standen, dass ich noch immer irgendwo in New York City war.
    Jetzt konnte ich die Umrisse der Wände wahrnehmen. Das Fenster neben mir lag auf Erdgeschosshöhe, aber es sah aus, als ob darüber noch zwei

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