Das Totenhaus
ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Nachdem sie sich einmal entschieden hatte, dass er hinter Gitter gehörte, dachte sie, dass das der effektivere Weg wäre, ihn dahin zu bringen.«
»Wir würden gerne Folgendes tun, Mrs. Pompian. Ich bin von der Mordkommission. Ich weiß, wie Sie über Ivan Kralovic denken, aber er war in Untersuchungshaft, als Lola umge-«
»Es geht bei der ganzen Sache um Kontrolle, Mr. Chapman. Ivan wollte alles und jeden kontrollieren. Ständig. Er brauchte die Kontrolle über Lola, so wie andere Leute essen und schlafen müssen. Darum ging es in den Auseinandersetzungen mit meiner Schwester. Es wäre eine Untertreibung, Lola unabhängig zu nennen. Wenn sie es sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, anderer Meinung zu sein oder etwas, was Ivan tat, nicht gutzuheißen, gab es kein Zurück mehr.«
»Das verstehe ich, aber ich will keine voreiligen -«
»Ich ziehe keine voreiligen Schlüsse. Das sind die Fakten, Detective. Ivan wollte meine Schwester tot sehen und machte kein Geheimnis daraus. Er hatte nur Pech, dass das auch den Cops zu Ohren kam. Er hat es sich einiges kosten lassen, damit diese Polizisten so tun, als ob sie Lola umbringen würden.«
»Genau das meine ich. Deshalb ist er im Gefängnis.«
»Ach ja? Nun, mal angenommen, er war schlauer als sie? Mal angenommen, dass er ihnen nicht getraut hat. Er hat sie durchschaut und wollte, dass wir alle Lola in Sicherheit glaubten, ab dem Zeitpunkt, als Sinnelesis Polizisten vorgaben, sie zu erschießen? Er ist euch allen einen Schritt voraus und schickt den wahren Killer zu ihr in die Wohnung.« Sie nickte langsam und griff wieder nach ihrem Weinglas.
»Das ist eine der Möglichkeiten, die wir uns ansehen, Mrs. Pompian.«
»Eine der Möglichkeiten? Ich schlage vor, Sie sehen sie sich ein bisschen genauer an, Mr. Chapman. Und schneller, dieses Mal.« Sie blickte in meine Richtung. »Wo ist Ivan jetzt? Er ist doch nicht auf freiem Fuß, nur weil Lola nicht mehr gegen ihn aussagen kann?«
»Er sitzt hier in Jersey wegen versuchten Mordes hinter Gittern. Es ist keine Kaution ausgesetzt.« Mike hatte mit dem Büro des Sheriffs telefoniert, bevor er mich abgeholt hatte. »Wie heißt der Staatsanwalt, mit dem Sie zusammengearbeitet haben? Wir würden auch gerne mit ihm sprechen.«
»Ihr Name ist Anne Reininger. Sie war sehr gut zu Lola. Glauben Sie wirklich, Ivan wäre nicht in der Lage, die Sache aus dem Gefängnis heraus zu kontrollieren? Er hat Geld, er kennt jeden Mistkerl auf beiden Seiten des Flusses, und er wollte Lola tot sehen.«
»Wissen Sie, warum?«, fragte ich. Es war eine Sache, sie bei einem Streit tätlich anzugreifen, wenn sie allein waren. Aber ein Auftragsmord, nachdem sie getrennt lebten, suggerierte, dass das Problem woanders lag. Vermeidung von Unterhaltszahlungen? Wusste Lola etwas über Ivans Privatleben oder seine Geschäfte und drohte sie ihn zu erpressen? Vielleicht etwas, was mit dem Bargeld in den Schuhschachteln zu tun hatte? Ich war willens, in Betracht zu ziehen, dass es bei der Sache um etwas weniger Offensichtliches als einen Ehestreit ging.
Lily Pompian hielt meine Frage für dumm. Sie hatte bereits erklärt, warum. Es wurde mir klar, dass das Chapmans Vernehmung sein würde. Ich wurde ohne eine Antwort abgespeist, und nachdem Lily weiterhin tüchtig dem Chablis zusprach, sah Mike bald wie der liebe und nette Bulle von uns beiden aus. Sie verlagerte ihr Gewicht, stützte sich auf einen Ellbogen und wandte sich direkt an Mike.
Er ging auf das Spiel ein und setzte seinen einfühlsamsten Gesichtsausdruck auf. »Fangen wir mit Ivan an. Ich glaube, Alex weiß von den früheren Vorkommnissen schon sehr viel über ihn, aber erzählen Sie mir doch bitte, was er beruflich macht.«
»Gestern oder heute?« Lily lachte über ihren eigenen Witz. »Ivan hat ein Diplom in Betriebswirtschaft von der Columbia. Er arbeitete zwanzig Jahre lang an der Wallstreet. Nach einer Fusion verließ er seine Firma und machte sich mit beträchtlichen Rücklagen selbstständig. Dann fing er mit allen möglichen Billigaktien-Spekulationen an. Sachen, von denen ich rein gar nichts verstand.«
»Haben Sie und Ihr Ehemann bei ihm investiert?«
»Nicht einen Cent. Er hat immer versucht, uns dazu zu bringen, Geld in seine Geschäfte zu stecken, aber wir haben zwei Kinder im College, und mein Mann fiel nicht auf Ivans Tricks rein. Da müssen Sie mit Ms. Reininger sprechen. Vielleicht kann sie Ihnen sagen, wen er in letzter Zeit
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