Das Traumprinzen Casting
auf Gegenseitigkeit. Sobald das Tier mich sieht, fängt es an zu kläffen.
„Ach Lola, du bist also doch zuhause. Ich habe dich heute morgen nämlich nicht aus dem Haus gehen sehen. Ich habe hier noch ein Päckchen für Olgér. Sieht nach neuen Schuhen aus“, Irma streckt mir ein Paket entgegen, das den Aufdruck eines bekannten Schuhversandhandels trägt. Widerwillig öffne ich die Türe ganz.
„Huch, wie siehst du denn aus?“, entfährt es Irma. „Bist du krank?“
„Hmmm“, brummele ich und nehme ihr das Paket ab. Olgér und sein Schuhtick machen mich echt fertig. Er bekommt mindestens drei bis vier Pakete mit Schuhen pro Woche, alles High Heels natürlich. Und jedes Paar muss ich dann immer mit „Oh“ und „Ah“ bestaunen. Ich frage mich, wo er das Geld für die vielen Schuhe her hat. In seinem Job scheint man wirklich gut zu verdienen. Ich könnte mir nicht so viele Schuhe leisten. Wenn Olgér wenigstens meine Schuhgröße hätte, dann könnte ich mir ab und zu mal ein paar Schuhe von ihm leihen. Aber das hat er natürlich nicht. Olgérs High Heels sind mir mindestens vier Nummern zu groß. Erstaunlich eigentlich, dass es in seiner Größe überhaupt so viele High Heels gibt. Er rechtfertigt seinen Schuhtick jedenfalls immer mit den Worten: „Alles Research Schätzelein, alles Research!“ Denn wenn er seine eigene High Heels Kollektion irgendwann auf den Markt bringen will, meint er die Konkurrenz im Auge behalten zu müssen.
Ich glaube allerdings, dass Olgér besagten Schuhversandhandel quasi alleine finanziert, denn bei soviel schwachsinniger Werbung wie die machen, brauchen sie bestimmt jede Menge seiner Kohle.
„So, ich mache uns mal einen Kaffee. Oder geht es dir zu schlecht?“, will Irma wissen, während sie schon auf dem Weg in unsere Küche ist.
Na danke, was soll ich dazu sagen?
Ich habe gerade eigentlich überhaupt keine Lust auf einen Kaffeeklatsch mit Irma, aber ich habe nicht aufgepasst. Wenn sie erst einmal in der Wohnung ist, ist es schwer sie wieder hinaus zu bekommen. Das habe ich in den letzten drei Tagen gelernt. Deshalb ziehe ich auch den nachbarschaftlichen Plausch im Hausflur vor, denn von dort kann ich irgendwann schnell verschwinden. Aber jetzt ist es dafür zu spät.
Irma wartet meine Antwort gar nicht erst ab, sondern stolziert gleich in die Küche. Jetzt habe ich also neben Olgér und meinen Mädels noch jemanden, der in meinem Leben rumpfuscht. Schönen Dank auch , denke ich und folge Irma resigniert in die Küche. Jeglicher Widerspruch wäre sowieso zwecklos.
„So meine Liebe, jetzt erzähl mal. Was ist denn los? Bist du wirklich krank oder ist es etwas anderes?“, Irma stellt eine Tasse mit Kaffee vor mir ab und fixiert mich neugierig. Da leugnen sowieso keinen Zweck hat und ich ihr nichts von meinem gestrigen Absturz erzählen will, reiche ich ihr wortlos das Einschreiben. Irma liest es aufmerksam und fragt dann: „Geht es dabei um deinen Exfreund?“
Ich nicke mit dem Kopf und erzähle Irma die Geschichte von Sven, der Frau in der Dusche und dem zerkratzten Auto.
Der Neffe
„ D as ist jawohl die Höhe!“, regt sich Irma auf, nachdem ich meine Geschichte beendet habe. „Der Typ hat vielleicht Nerven. Das mit dem Kratzer soll er dir erst mal beweisen. Das hätte durchaus auch jemand anderes im Parkhaus gewesen sein können. Oder aber der Kratzer war vorher schon da?“, schlägt sie hilfsbereit vor.
„Ich weiß nicht, was ich machen soll“, murmele ich niedergeschlagen.„Soviel Geld habe ich gar nicht!“
„Bist du denn rechtsschutzversichert?“, will Irma wissen.
„Nein, bin ich eben nicht!“, jammere ich.
„Hmm“, überlegt Irma. „Wenn du willst, könnte ich mal meinen Neffen anrufen. Der ist Anwalt und hat eine eigene Kanzlei. Er kann dir bestimmt helfen. Ist ein kluger Junge! Und gut aussehen tut er auch!“, zwinkert sie mir zu.
Nach Männerkontakten ist mir nach der Sache gestern mit Volker im Moment gar nicht, aber einen Anwalt werde ich wohl brauchen.
„Das wäre toll, wenn dein Neffe mir helfen würde. Ich weiß nämlich wirklich nicht, was ich jetzt machen soll“, klage ich.
„Das haben wir gleich. Gib mir mal euer Telefon, ich rufe Mucki sofort an!“ Entschlossen sieht Irma mich an.
„Mucki?“
„Ja, Mucki. Das ist sein Spitzname. Die Kanzlei heißt von Krümmel und Partner. Mucki heißt von Krümmel mit Nachnamen.“
Trotz meines Elends muss ich kichern. Mucki von Krümmel? Was ist denn das für ein
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