Das Traumprinzen Casting
Name? Ist Irmas Neffe vielleicht ein Meerschweinchen? Mucki, köstlich! Und dann auch noch von Krümmel!
Ich versuche mich zusammen zu reißen. Schließlich will Irma mir helfen. Da kann ich nicht albern herumkichern. Ich reiche ihr das Telefon und verschwinde kurz im Bad. Ich muss mir dringend die Zähne putzen. Das habe ich nämlich noch nicht gemacht und der pelzige Geschmack auf meiner Zunge ist nach der Tasse Kaffee noch schlimmer geworden. Außerdem möchte ich Irma natürlich nicht mit meinem Mundgeruch belästigen.
„Gute Nachrichten“, begrüßt mich Irma, als ich zurück in die Küche geschlurft komme. „Mucki hat heute Mittag Zeit. Wenn du um 13 Uhr bei ihm bist, habt ihr ungefähr eine Stunde. Er berät dich natürlich erst einmal kostenlos!“
„Danke“, seufze ich. Eigentlich würde ich heute lieber im Bett bleiben, aber diese Sache muss geklärt werden, je eher desto besser.
„So, kannst du aber nicht gehen! Du siehst ja aus wie eine Vogelscheuche. Geh mal duschen und mach dich ein bisschen nett zurecht, dann berät Mucki dich vielleicht auch länger kostenlos!“
Da ist sie wieder, die Seite an Irma, die ich nicht besonders gut leiden kann. Diese herrische bestimmende Art geht mir gehörig auf die Nerven. Aber da ich jetzt weiß, dass Irma auch wirklich nett sein kann, schlucke ich eine bissige Bemerkung herunter und nicke ergeben. Außerdem hat Irma in diesem Fall absolut recht. So wie ich gerade aussehe, wirke ich alles andere als seriös.
„In Ordnung“, seufze ich. „Ich springe schnell unter die Dusche!“
Heimlich hoffe ich, dass Irma in der Zwischenzeit verschwindet, aber den Gefallen tut sie mir nicht. Als ich zwanzig Minuten später frisch geduscht und aufpoliert aus dem Badezimmer komme, ist sie immer noch da.
„Na, jetzt siehst du ja schon etwas besser aus!“, meint sie. „Am besten ziehst du einen Rock an. Nicht zu kurz aber auch nicht zu lang, wenn du weißt was ich meine. Das wird Mucki bestimmt gefallen.“
Genervt verdrehe ich die Augen. Wenn ich nicht so dringend rechtlichen Beistand bräuchte, würde ich Irma zum Teufel jagen. Ihr komischer Neffe mit dem Meerschweinchennamen soll es bloß nicht wagen, mich anzubaggern. Mein Bedarf an männlicher Zuwendung ist heute gleich Null.
Ich denke kurz an gestern und an Volker und verziehe das Gesicht.
Irma interpretiert das gleich völlig falsch. „Ich kann dir auch bei der Kleiderauswahl helfen, wenn du möchtest. Ich habe da ein gutes Händchen für!“
Das Bild von Irma in ihrem Presswurstkleid taucht vor meinem inneren Auge auf. Wenn mich jemand definitiv nicht in Klamottenfragen beraten sollte, dann ist es Irma.
„Danke, ich weiß schon, was ich anziehe. Kümmere du dich ruhig um Waldi. Der muss doch sicher auch mal wieder raus, oder? Und danke für deine Hilfe!“, ich dränge Irma in Richtung Haustüre. Scheinbar habe ich das Richtige gesagt und ihr Hund muss wirklich an die frische Luft. Irma lässt sich auf jeden Fall widerstandslos durch die Tür schieben, natürlich nicht ohne mir vorher das Versprechen abgenommen zu haben, mich nach dem Termin mit Mucki bei ihr zu melden. So langsam gehen mir die Verkuppelungsversuche meiner Mitmenschen echt auf die Nerven!
Drei Stunden später stehe ich vor dem Empfangstresen der Rechtsanwaltskanzlei. Die Sekretärin mustert mich aufmerksam.
„Ja, bitte?“
„Lola Ernst, ich habe einen Termin bei Mu... ähem ich meine bei Herrn von Krümmel.“
„Aha, einen Moment bitte!“ Die Dame nimmt das vor ihr stehende Telefon in die Hand und drückt eine Taste. „Hier ist eine Frau Ernst für Sie!“, flötet sie in den Hörer. „Sie können jetzt durchgehen“, wendet sie sich dann an mich, „Herr von Krümmel erwartet sie.“
Ich betrete Muckis Büro. Viel kann ich von ihm nicht erkennen, denn er steht am Fenster mit dem Handy in der Hand und dreht mir den Rücken zu.
Er ist so in das Gespräch vertieft, dass er gar nicht hört, wie ich mich auf einen der Besuchersessel fallen lasse.
„Ähem“, mache ich, um auf mich aufmerksam zu machen.
„Oh“, sagt er und dreht sich kurz zu mir um. „Da sind Sie ja schon. Entschuldigung! Ich bin gleich fertig!“
Na sowas, denke ich. Der kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Wo habe ich ihn bloß schon einmal gesehen?
Mucki hat das Gespräch beendet und kommt näher. Ich mustere ihn und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
„Das gibt es ja nicht! Du bist doch Till, das Herrchen von Fee! In dem Anzug
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