Das Traumprinzen Casting
in der Ferne Nina und Anja erkenne. Anja schiebt einen Geschwisterwagen mit ihrer zweieinhalbjährigen Tochter Marie und dem Baby Paul. Ich winke.
„Was für ein Zufall! Da vorne kommen gerade zwei Freundinnen von mir!“ Ich zeige auf die beiden Mädels.
Till hört nur mit halbem Ohr zu. „Entschuldige, was hast du gesagt? Ich war gerade abgelenkt. Ich sehe den Hunden so gerne beim Spielen zu!“
„Da vorne sind zwei Freundinnen von mir“, wiederhole ich.
Nina und Anja sind schon fast bei uns, als es plötzlich einen Tumult gibt. Auch Waldi hat meine Freundinnen entdeckt oder besser gesagt, das Brötchen, das die kleine Marie in ihrem Buggy in der Hand hält.
Er mutiert wieder zu dem Ungeheuer, als das ich ihn kenne und rennt laut kläffend auf den Kinderwagen zu. Marie lässt vor lauter Schreck das Brötchen fallen und Waldi stürzt sich darauf. Als der Hund mit ihrem Brötchen in der Hand davonläuft, beginnt Marie herzzerreißend zu weinen. Ihre Baby-Schwester Hannah stimmt sofort mit ein.
„Waldi“, schreie ich. „Sofort hierher!“
„Ach, lass ihn doch“, meint Till allen Ernstes. „Der kommt schon wieder, wenn er das Brötchen gegessen hat.“
Diesen Satz hat Anja mitbekommen, die neben uns angekommen ist. „Wie bitte?“, zischt sie. „Das geht ja wohl gar nicht, dass der Waldi meiner Tochter das Brötchen klaut!“
„Das sind Nina und Anja“, schreie ich gegen das Heulen der beiden Kinder an.
„Was? Ich kann nix verstehen. Die Kinder plärren so laut. Können die nicht mal damit aufhören?“, schreit Till zurück. Dann stupst er mich an. „Sieh mal, wie süß. Waldi und Fee teilen sich das Brötchen.“
Ich sehe Anja hilflos an. Die macht hinter Tills Rücken eine Bewegung, als ob sie ihm den Hals durchschneiden will und bedeutet mir mit einem Kopfschütteln und einem Daumen nach unten, dass der Typ gar nicht geht.
Nina nimmt Anjas Arm und zieht sie mit dem Kinderwagen weg von uns. „Ich rufe dich nachher an“, ruft sie mir noch zu und an Marie gewandt, sagt sie: „Nicht weinen, Süße. Die Tante Nina kauft dir jetzt ein neues Brötchen!“
„Was ist denn mit deinen Freundinnen los? Wieso sind die denn so schnell wieder gegangen?“, fragt Till erstaunt.
„Nina wollte der kleinen Marie ein neues Brötchen kaufen“, antworte ich.
„Ach so. Ich finde deine Freundin hat sich ein bisschen sehr angestellt. Sowas kann doch mal passieren“, meint Till. „Ich finde es eher unnormal, dass die Kinder deshalb gleich so rumschreien. Aber ich bin auch eher ein Hundetyp. Mit Kindern habe ich es nicht so.“
Na, das liegt bei euch scheinbar in der Familie , denke ich, denn diesen Satz habe ich heute doch schon mal gehört. Ich schlucke eine bissige Bemerkung hinunter, denn immerhin brauche ich Till noch - als meinen Anwalt. Privat passen wir aber definitiv nicht zusammen. Till ist mir zu sehr Hundemensch. Das ist nichts für mich. Scheinbar hat er das auch gemerkt, denn unsere Verabschiedung fällt, nachdem wir die beiden Hunde wieder eingefangen haben, doch eher sachlich aus. Ich bedanke mich noch einmal für den Brief und Till verspricht mir, sich zu melden, sobald er eine Gegenantwort der Rechtsanwaltskanzlei Schneider erhalten hat..
Auf dem Nachhauseweg verfüttere ich die restlichen Leckerlis an Waldi. Sein Magen scheint doch nur bedingt aufnahmefähig zu sein, denn er ragt nach den ganzen Leckerlis und dem geklauten Brötchen gefährlich an Waldis Seiten heraus. Hoffentlich platzt er erst, wenn ich ihn wieder bei Irma abgegeben habe , denke ich. Ich will mich keine Sekunde länger um den Monsterhund kümmern.
„Hier hast du deinen Waldi zurück!“ Mit diesen Worten reiche ich Irma wenig später die Leine samt Dackel.
„Und? Wie wars?“, fragt Irma neugierig.
„Ich denke, wir passen leider nicht zusammen. Till ist mir zu sehr Hundemensch. Und so gut komme ich dann doch nicht mit Hunden klar, wie du weißt.“ Ich deute auf Waldi: „Der braucht heute wohl nichts mehr zu fressen!“
Und als ob Waldi meine Worte tatsächlich verstanden hat, fixiert er mich plötzlich zwischen Irmas Beinen hindurch mit bösem Blick und knurrt mich wieder an.
So ein kleines Miststück , denke ich und verziehe mich zurück in meine sicheren und hundefreien vier Wände. Mein Handy piepst erneut.
SMS von Nina: Alle haben sich wieder beruhigt. Till geht aber gar nicht. Nächster Versuch heute Abend. Sind um 18.30 Uhr bei dir und helfen dir beim Stylen. Bis später, N.
Das erste
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