Das Traumtor Band II (German Edition)
gegeben für das, was dir widerfuhr. Blind warst du, dass du nicht erkannt hast, was für eine Frau sie ist, blind wie dein Vater, denn deine Mutter war Ilin ähnlich.“
„Ich weiß!“ stöhnte Rowin und ließ sich auf den Stufen der Treppe nieder. „Die Her rscher von Valamin haben in der Wahl ihrer Königinnen keine glückliche Hand. Darum achte auf deinen Sohn, Targil! Er wird einst der Herrscher dieses Landes sein, denn ich werde nie eigene Kinder haben. Behüte ihn vor den Fehlern, die sein Großvater und sein Oheim begingen! Was in meiner Macht steht, werde ich dazu tun, damit er nicht das gleiche Schicksal erleidet wie mein Vater und ich.“ Dann erhob er sich und seufzte. „Ich werde jetzt zu Ilin gehen“, sagte er. „Ich weiß, ich bin nicht so großmütig, wie man es von einem König verlangen sollte. Ich bin ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, und daher will ich Rache! Ich werde Ilin nie vergeben können, was sie mir antat.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und lief die Treppe hinauf. Targil sah ihm mit g efurchter Stirn nach, bis er im Schloss verschwand.
Vor der Tür zu Ilins Räumen stand Narin. Als er Rowin erblickte, zuckte kurz ein b efriedigtes Lächeln um seinen Mund, dann verneigte er sich und trat wortlos zur Seite. Rowin durchquerte den Vorraum und öffnete dann die Tür zu Ilins Schlafgemach. Sie saß vor dem Spiegel und bürstete ihr langes schwarzes Haar. Als sie Rowin kommen sah, stand sie auf und kam im lächelnd entgegen. Er war zwei Schritte hinter der Tür stehen geblieben und sah ihr unbeteiligt und gelassen entgegen, wie sie nun mit wiegenden Hüften auf ihn zukam. Sie trug ein hauchzartes Nachtgewand, das die Formen ihres makellosen Körpers durchscheinen ließ. So wie sie aussah, hätte sie einen Gott verführen können. Doch Rowin rührte sich nicht und sah sie nur an. Etwas verwirrt blieb Ilin vor ihm stehen. Doch dann legte sie die Arme um seinen Hals.
„Ich freue mich, Liebster, dass du wieder gesund bist“, schnurrte sie. „Wir haben so viel nachzuholen, und ich sehne mich schon sehr nach dir. Komm, küss mich und lass mich die Jahre vergessen, die ich ohne dich sein musste, als du mich so treulos im Stich gelassen hast!“
„Lass das Theater, Ilin!“ sagte Rowin kalt und löste ihre Arme von seinem Hals. „Ve rgiss nicht, dass auch ich weiß, dass du dich in dieser Zeit recht gut getröstet hast. Hättest du inzwischen einen Besseren als mich gefunden, dann hättest du nie auf dieser Hochzeit bestanden. Aber es hat deine Eitelkeit verletzt, als du hörtest, dass eine andere Frau an meiner Seite lebte. Nur darum hast du auf der Einlösung des Eheversprechens bestanden. Du konntest es nicht ertragen, dass ich eine andere Frau dir vorgezogen habe.“
Entgeistert sah Ilin ihn an. „Aber Rowin! Ich denke du liebst mich?“ fragte sie ve rständnislos.
„Ich hasse dich, Ilin“, stieß Rowin heftig hervor, „denn du hast mein Leben zerstört mit deinem selbstsüchtigen Verlangen, mich und meine Krone in deinem Besitz zu sehen! Doch du wirst mich nie dein eigen nennen, hörst du? Du bist die Königin von Valamin geworden, wie du es verlangtest. Das konnte ich nicht verhindern, wenn ich nicht mein Volk ins Unglück stürzen wollte. Aber du wirst niemals mein Weib werden, das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist. Nie werde ich deinen Körper berühren, denn du ekelst mich an trotz deiner Schönheit. Denn du bist keine Frau, du bist ein Dämon, der skrupellos das Blut unzähliger Menschen geopfert hätte für die Erreichung deiner eigennützigen Ziele. Deine Sucht, stets deinen Kopf durchsetzen zu müssen, hat mir das Liebste genommen, das ich besaß: Athama, die Frau, die ich mehr liebe als alles auf der Welt! Denn im Gegensatz zu dir konnte sie es nicht ertragen, dass wegen ihr andere Menschen leiden sollten. Sie verließ mich, obwohl auch sie mich liebte, denn sie wusste, dass ich sie niemals aufgegeben hätte, und wäre der Preis auch noch so hoch gewesen. Ich werde sie nie wieder sehen, und daher hat das Leben für mich seinen Sinn verloren. Ich will dich nicht, Ilin! Ich hätte dich nie gewollt, wäre mir schon damals bewusst geworden, was für ein Scheusal du in Wirklichkeit bist!“
„Aber Rowin! Das meinst du doch nicht ernst?“ Ilins Augen füllten sich mit Tränen. „Du willst mich doch nur erschrecken, weil ich unserer Verbindung ein bisschen nachgeholfen habe. Aber ich liebe dich wirklich und wünsche mir nichts so sehr, als deine
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