Das Traumtor Band II (German Edition)
Frau zu sein. Bitte, sag, dass du mich nur necken wolltest!“
„Ich spreche in vollem Ernst, Ilin!“ Rowins Stimme klang wie Eis. „Auch Athama lie bte mich – mehr, als du jemals wirst erfassen können. Trotzdem musste sie auf mich verzichten. Du wirst ihr Schicksal teilen müssen, und das wird dir nur zu Ehre erreichen, denn du bist nicht wert, den Boden zu küssen, über den diese Frau geschritten ist. Nacht umfängt mich, seit sie ging, und das ist deine Schuld! Nein, Ilin, was du mir angetan hast, kann und werde ich niemals vergeben!“
„Aber die Blumen, der Brief, der Kuß an unserem Hochzeitstag!“ schrie Ilin. „Das a lles waren doch Zeichen deiner Liebe zu mir!“
„Das alles gehörte zu meinem Plan, dich sicher zu machen, dass du dein Spiel g ewonnen hättest“, lächelte Rowin geringschätzig. „Hätte ich meine Absichten sofort kundgetan, wärest du in deiner Heimat zurückgekehrt und hättest mein Land mit Krieg überzogen. Lies doch den Brief noch einmal genau, dann wirst du seine wahre Bedeutung erkennen. Wärest du nicht so davon überzeugt, dass niemand sich dir widersetzen kann und will, und wenn du auch nur ein geringes Maß an Einfühlungsvermögen besäßest, hättest du merken müssen, wie ich zu dir stehe. Habe ich dir nicht noch auf meinem Krankenlager gesagt, dass du bald erkennen würdest, was ich für dich fühle? In deiner grenzenlosen Selbstüberschätzung hast du auch nicht eine Sekunde angenommen, ich könnte dir aufgrund deiner Erpressung gegenteilige Gefühle entgegenbringen. Nun, jetzt weißt du es! Und auch diese Krankheit gehörte zu meinem Plan. Ich selbst goß das Gift in meinen Wein, das mich für einige Tage hilflos und schwach machte, denn ich hatte nicht vor, dir womöglich in dein Bett folgen zu müssen, um den Schein vor deinen Leuten zu wahren. Jetzt aber wird dir niemand glauben, wenn du sagst, dass ich die Ehe mit dir nie vollzogen habe. Jeder hat ja gesehen, wie verliebt ich in dich war. Kehrst du jetzt in deine Heimat zurück und führst Klage gegen mich bei deinem Vater, wird er dir nicht glauben und es für eine deiner Launen halten. Da er deine Eskapaden kennt, wird dein Vater nur auf dein Wort hin keinen Krieg mit Valamin beginnen, denn ich habe mein Eheversprechen ja eingelöst. Geran wird nur vermuten, dass du deine Ehe und deinen Gatten schon nach kurzer Zeit satt hast, wie du ja schon oft Dingen, die du unbedingt hattest haben wollen, wenig später keine Beachtung mehr schenktest.“ Rowin grinste böse. „Und eine unversehrte Jungfernschaft kannst du ja wohl kaum vorweisen. Du siehst, Ilin, es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als hier in Valamin zumindest eine angemessene Zeit zu bleiben, wenn du dich nicht überall lächerlich machen willst. Ich stelle dir frei, dir unter den valaminische Männern einen Geliebten zu suchen, wenn dich einer haben will. Aber erwarte nicht zu viel Sympathie, denn alle meine Untertanen wissen, dass ich dich nur geheiratet habe, um Unheil und Krieg von ihnen abzuwenden. Die Männer von Valamin sind sehr stolz, und du wirst nur wenige finden, die einer Frau, die erst einen Mann zur Ehe zwingt und ihn dann betrügt, nicht Verachtung entgegenbringen werden. Doch sollte sich tatsächlich einer finden, der dir wegen deiner Schönheit die einsamen Nächte verkürzt, hüte dich, mir einen Bastard unterschieben zu wollen! Es wird mir nicht schwer fallen, dir deine Untreue nachzuweisen, und dann jage ich dich mit Schimpf und Schande aus Valamin hinaus. Und ich warne dich, Ilin! Versuche nicht, an meinem Hof Intrigen zu spinnen, wie du es aus Muran gewöhnt bist! Ich werde dir sehr genau auf die Finger sehen. Ansonsten steht es dir frei, das sorglose Leben einer valaminische Königin zu führen, solange du hier bist. Doch untersteh dich, deine Untergebenen zu misshandeln oder zu quälen! Vielleicht erkennst du ja dann hier, dass du nicht der Mittelpunkt der Welt bist, um den sich alles zu drehen hat. Bis heute hast du Menschen behandelt wie Figuren auf einem Spielbrett, aber in mir hast du deinen Meister gefunden. Und schlag dir von vornherein den Gedanken aus dem Kopf, meine Einstellung zu dir würde sich mit der Zeit ändern. In meinem Herzen wird immer nur Platz für Athama sein, die du mir so grausam geraubt hast. Nichts und niemand kann sie mir je ersetzen!“
Stumm vor Entsetzen hatte Ilin Rowin zugehört. Er las in ihren Augen die Angst und die Gewissheit, dass er alles, was er sagte, auch wahr machen würde.
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