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Das Traumtor Band II (German Edition)

Das Traumtor Band II (German Edition)

Titel: Das Traumtor Band II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Schon wollte er sich von ihr abwenden, als sie sich aus ihrer Erstarrung löste.
    „Sag mir noch das eine, Rowin!“ Fragte sie in schnippisch-herausforderndem Ton. „Was hatte diese Athama, das ich nicht habe? Wenn man hört, wie du um diese Frau trauerst, könnte man meinen, sie sei eine Göttin gewesen. Was war denn so besonderes an ihr? Wie ich hörte, war sie zwar hübsch, aber nicht von außergewöhnlicher Schönheit, und ein junges Mädchen war sie auch nicht mehr. Was also hatte sie, das ich dir nicht genauso geben kann?“
    Mit einem Ruck fuhr Rowin herum, und Ilin erschrak vor dem heißen Zorn in seinen Augen.
    „Ein Herz, Ilin, ein Herz! Und wage nie wieder, sie und dich in einem Atemzug zu nennen!“ fauchte er. „Du besudelst schon ihren Namen, indem du ihn in den Mund nimmst. Ja, sie war eine Göttin, denn sie kam zu mir aus einer anderen Welt, die jenseits deines Begreifens liegt. Sie floh dorthin zurück, weil sie mich und mein Land retten wollte, das du zu zerstören drohtest. Fragst du noch, was sie von dir unterschied? Komm, ich werde es dir zeigen!“ Er ergriff sie hart am Arm und zerrte sie vor den Spiegel. „Schau hinein!“ herrschte er sie an. Sie wollte sich ihm entwinden, doch mit eiserner Hand zwang er sie, ihr Spiegelbild zu betrachten. „Was siehst du? Ich will es dir sagen: eine hübsche Hülle, bis obenhin angefüllt mit Hochmut, Eitelkeit und Egoismus! Ein glattes Gesicht, hinter dessen weißer Stirn sich nur ein Wort befindet: Ich! Was hast du einem Mann denn zu bieten außer deiner schönen Larve? Was kann er bei dir finden, wenn er seine Lust an dir befriedigt hat? Über was kannst du reden außer über dich selbst, den Hofklatsch, Mode und die neuesten Amouren deiner Freundinnen? In Athamas kleinem Finger steckte mehr Klugheit als in deinem ganzen Hirn. Ihr Wissen übertraf das aller unserer Gelehrten, denn sie kam aus einer Welt, in der man über unsere neuesten Erfindungen nur milde lächelt. An der Stelle, wo du einen Stein hast, schlug bei ihr ein Herz voller Wärme und Mitgefühl. Sie war schöner als du, denn ihre Schönheit kam aus diesem Herzen. Ihre heiße Leidenschaft kann nur eine Frau geben, die wahrhaft liebt. Wen außer dir selbst hast du je geliebt? Die Männer, in die du glaubtest verliebt zu sein, waren für dich nur wie dieser Spiegel, in dem du dich selbst bewunderst. Was hast du je gegeben, was für andere getan? Du hast immer nur genommen. Darum bist du leer und hohl, denn nur, was man gibt, kehrt als echter Wert zu einem zurück. Und du fragst tatsächlich, was Athama geben konnte? Ihr Herz war erfüllt von der Liebe, die sie gab, nicht nur mir, nein, ganz Valamin! Nicht umsonst war ihr Name Athama, die Schenkende! Sie schenkte uns den Frieden! Was wolltest denn du uns bringen? Tod und Zerstörung trugst du in deinen Händen, bereit, sie über dein und mein Volk auszustreuen für die Befriedigung deiner verletzten Eitelkeit. Du hast nicht auf dieser Heirat bestanden, weil du mich so sehr liebtest, denn auch ich war dir längst so gleichgültig geworden wie du mir. Du wolltest nur beweisen, dass du auch mich haben konntest, wenn du nur wolltest. War dir eigentlich bewusst, dass der Mann denn du angeblich liebst, in dem von dir angedrohten Krieg sein Leben hätte verlieren können? Athama hat auf ihre Liebe verzichtet, um mich nicht in Gefahr zu bringen. Du hättest nicht nur mein Leben sondern auch das Tausender anderer kalt lächelnd geopfert, um deinen Willen zu bekommen. Aber das hat dich wohl kaum berührt, denn deine Untertanen waren für dich schon immer nur dazu da, dir Macht, Bequemlichkeit und Wohlstand zu garantieren. Nie hast du in ihnen menschliche Wesen gesehen, die fühlen und leiden. Wie konnte ich nur so verblendet sein, dass ich das nicht damals schon erkannt habe! Ich habe dich zu spät durchschaut und trage nun schwer an der Schuld, die ich damit auf mich lud. Jetzt aber kenne ich dich und werde verhindern, dass du noch mehr Menschen ins Unglück stürzt, das schwöre ich dir! Und jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht, Königin von Valamin!“
    Ilin hatte völlig willenlos in seinen Fäusten gehangen, und er hatte sie, während er redete, wie ein Kaninchen geschüttelt. Jetzt schleuderte er sie auf ihr Bett, auf dem sie wie betäubt liegen blieb. Ohne sich weiter um sie zu kümmern, eilte Rowin aus dem Zimmer, und die Tür fiel krachend hinter ihm ins Schloss.
    Es dauerte geraume Zeit, bis Ilin sich von ihrem Schock erholt hatte. Als

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