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Das Traumtor Band II (German Edition)

Das Traumtor Band II (German Edition)

Titel: Das Traumtor Band II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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schwere Frage, und du solltest tief in dich dringen, um darauf eine Antwort zu finden. Bleib eine Weile hier bei mir und ergründe deine Seele. Ich kann dir bei deiner Entscheidung weder raten noch helfen. Aber ich kann dir sagen, wie du das Traumtor für dich schaffen kannst. Ich kann dir aber auch Vergessen schenken. Wählst du das, wirst du Athama für alle Zeit vergessen. Aber mit der Erinnerung an sie wird natürlich auch die Erinnerung an das Glück verschwinden, das sie dir schenkte. Das ist der Preis, den du dafür zahlen mußt, hier in unserer Welt dein Leben ohne deinen Schmerz fortsetzen zu können. Doch lass dir Zeit! Ruhe dich aus, und für diese Nacht verspreche ich dir einen tiefen, traumlosen Schlaf. Du kannst bei mir bleiben, solange du willst, denn Zeit bedeutet mir nicht viel.“
    Er legte seine schlanke, feingliedrige Hand auf Rowins Stirn und sah ihm in die Augen. Wohlige Wärme flutete durch Rowins Körper und eine tiefe, fast heitere Ruhe überkam ihn. Er folgte Tustron in ein angrenzendes Gemach, in dem ein bequemes Lager stand. Sofort ging Rowin darauf zu und legte sich nieder. Noch einmal legte sich Tustrons Hand auf seine Stirn.
    „Schlaf, Rowin“, murmelte der Weise, „schlaf, und die Götter mögen dir für diese Nacht Vergessen schenken!“
    ***
    Rowin blieb bei Tustron. Woche um Woche ging ins Land, und schon nahte das Ende des Winters, doch Rowin war noch nicht zu einer Entscheidung gekommen. Der We ise drängte ihn nicht, ja, er sprach nicht einmal mit Rowin über sein Problem. Rowin kam es vor, als sei die Zeit für ihn stehen geblieben. Er lebte wie in einem Vakuum, denn nichts drang von außen an ihn heran. Die absolute Abgeschiedenheit von Tustrons Turm, die Stille der rauen Landschaft, deren einzige Geräusche das einförmige Rauschen des Meeres am Fuß der Klippe und die Rufe der Seevögel waren, schufen um ihn herum eine Zone der Unwirklichkeit, die ihn wie ein Traum umfangen hielt. Er dachte nicht einmal mehr an die Entscheidung, vor die er gestellt war, ja, es schien, als erinnere er sich nicht einmal der Worte Tustrons. Manchmal stellte er sogar mit Befremden fest, dass er Mühe hatte, sich an Valamin zu erinnern. Und dann kam der Tag, an dem es Minuten dauerte, bis ihm sein eigener Name einfiel. Es war, als sei sein Geist ein Gefäß, aus dem langsam aber stetig der Inhalt hinausträufelte. Seltsamerweise berührte es ihn kaum, als er das feststellte. Er wollte sich gar nicht erinnern, wer er war und was ihn gequält hatte. Dieser Zustand der Leere erschien ihm als das, was er stets erstrebt hatte. Nichts denken, nichts fühlen, war das nicht das Beste, was ein Mensch erreichen konnte? Er existierte, reichte das nicht? Um was sollte er sich sorgen, über was nachdenken, wenn es genügte zu sein?
    Rowin verließ den Turm oft, um ziellos über die Klippen zu wandern. Stundenlang lief er herum, genoss den Seewind in seinen Haaren und den Geschmack des Meeres auf den Lippen. Wenn er zum Turm zurückkehrte, sprach er nicht und zeigte auch kein Interesse mehr an Tustrons Beschäftigungen. Der Weise ließ ihn ohne ein Wort g ewähren. Doch Rowin merkte nicht, dass Tustron ihn stets beobachtete. Aber der Weise machte keine Anstalten, Rowin aus seiner Lethargie aufzurütteln. Was war Zeit für einen Zeitlosen? Tustron konnte warten, und nur er schien zu wissen, worauf er  wartete. Je mehr Rowin sich im Vergessen verlor, desto sorgsamer verfolgte Tustron  sein Treiben. Eines Tages kam Rowin von einer seiner Wanderung zurück und blieb mit gedankenleerem Blick vor dem Turm stehen. Er erinnerte sich weder, was er hier wollte, noch wie er hierhergekommen war. Eine Weile versuchte er krampfhaft, sich zu erinnern, doch er suchte vergeblich in seinem Gehirn nach einer Antwort. Unschlüssig stand er vor der Tür, dann wandte er sich völlig abwesend um und ließ sich auf einem Felsbrocken nieder, der in der Nähe des Turms lag. Mit leerem Blick saß er da und sah aufs Meer hinaus. Er starrte auf das ständig wiederkehrende Spiel der Wellen, ohne Frage nach dem Sinn und ohne Verlangen nach einer Antwort. Es schien, als sei sein ganzes Ich reduziert auf das bloße Sein. Er sah, aber die Bilder ergaben keinen Sinn, er hörte, aber die Laute drangen nicht in sein Bewusstsein. Er spürte den Wind auf seiner Haut und schmeckte das Salz auf seinen Lippen, doch er konnte sich nicht erinnern, was es bedeutete. So fand ihn Tustron, der wie immer seine Wege behütet hatte. Behutsam ergriff der

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