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Das Traumtor Band II (German Edition)

Das Traumtor Band II (German Edition)

Titel: Das Traumtor Band II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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wieder aufzunehmen oder es – zu beenden! Doch trotz meiner Verzweiflung und Resignation konnte ich den letzten Weg nicht gehen. Wer wollte sagen, ob mit meinem Leben auch der Schmerz enden würde? Ich hatte zu viel Unerklärliches erlebt, zu viel Mystisches gesehen, um eine solche Möglichkeit zu leugnen. Wer konnte mir garantieren, dass mit dem Vergehen des Körpers auch die Seele erlosch? Nein, irgendwie musste es weitergehen, mochten auch nur die Götter wissen, wie.
    Meine Begegnung mit Gabriel hatte den Weg freigemacht für eine seltsame Ruhe, eine Melancholie, die die Erinnerung mit bittersüßem Schmelz überzieht. Mein Schmerz war nicht vergangen, aber er tobte nicht mehr wie ein Orkan durch meine Seele, sondern glich der sanften Brise des Herbstes, die bereits den Frost des Wi nters ahnen lässt.
     
    Kapitel II
     
    Der Frühling erweckte die Erde zu neuem Leben, doch den Reif, der auf mein Herz gefallen war, konnte er nicht schmelzen. Und wieder wurde es langsam Sommer, und der 3. Juni rückte näher, der Tag, an dem sich mir ein Jahr zuvor das Tor zu Rowins Welt geöffnet hatte, und somit ebenso der Tag, der in Valamin der 17. Tag des Gewittermonds gewesen war. Je mehr es auf diesen schicksalhaften Jahrestag zuging, desto größer wurde die Unruhe, die mich befallen hatte. Die Nacht vom dritten auf den vierten Juni verbrachte ich in fiebernder Erregung an meinem Schreibtisch, die Tür zum Garten weit geöffnet. Vom fernen Kirchturm schlug es drei – die Stunde, in der in jener Nacht Targil zu mir gekommen war, um mich abzuholen. Meine Erwartung wuchs ins Unerträgliche, und als es vier wurde, hielt ich es im Zimmer nicht mehr aus. Ich rannte hinaus in die Wiesen, wo sich damals jene unerklärliche Nebelwand befunden hatte, die das Tor verbarg. Doch die Wiese war mondüberglänzt und nirgendwo zeigte sich auch nur ein schwacher Nebelschleier. Zögernd ging ich zurück zum Haus, mich immer wieder umwendend. Doch die Wiese blieb unverändert. Aber ich konnte auch nicht mehr ins Bett gehen. So setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch, starrte in die Dunkelheit hinaus und wartete. Doch die Sonne ging auf und stieg höher und höher, aber nichts geschah. Ich Närrin! Wie hatte ich nur die unsinnige Hoffnung hegen können, das Tor würde sich noch einmal öffnen. Doch auch noch Tage später hatte ich diese mir selbst bereitete Enttäuschung nicht überwunden, und wieder fühlte ich mich krank, elend und hoffnungslos einsam.
    ***
    Der Herbst kam, doch immer noch verspürte ich keinen Wunsch, meine selbst gewählte Isolation aufzugeben. Die Freunde der Vergangenheit waren mir gleichgültig und fremd geworden. Obwohl mir durchaus bewusst war, wie leer mein Leben war, konnte ich mich nicht dazu aufraffen, Pläne zu machen oder mir ein Ziel zu setzen. Es gab nichts, was mir der Mühe wert gewesen wäre. Wenn ich – was selten genug geschah – einmal in die Stadt fuhr, erschreckte mich die Hektik des Verkehrs und der Trubel des Menschengewühls in den Straßen. Ich hatte mich immer noch nicht wieder an die Veränderung meines Lebens gewöhnt, war verwirrt und unbeholfen, vermisste die heitere Beschaulichkeit der valaminischen Lebensweise. Ich schien immer noch in jenem Land verwurzelt, das ja doch nur für kurze Zeit Heimat gewesen war. Eilig floh ich dann stets nach diesen kurzen Stadtbesuchen zurück in mein stilles Heim, denn nur dort empfand ich noch so etwas wie Geborgenheit. Es erschien mir unfassbar, wie ich vor meiner Zeit in Valamin hier glücklich gewesen sein konnte. Eine Folge meiner Lethargie war, dass ich auch keinen Drang mehr verspürte, einen neuen Roman zu beginnen. Meine Gedanken schweiften nur noch zurück, nicht mehr in die Zukunft. Ich lebte nur noch von der Erinnerung an das Schöne, das ich erlebt hatte. Es war, als habe meine Seele einen festen Wall um den Schmerz aufgebaut, ihn tief unter den Trümmern meines Glücks begraben, damit er nicht mehr an die Oberfläche meines Denkens geschwemmt wurde.
    Und dann kamen auch die Träume wieder. Seit ich Valamin verlassen hatte, war kein nächtliches Traumbild durch mein Erwachen gedrungen, und ich hatte mich nie mehr erinnern können, ob und was ich geträumt hatte. Zwar war ich oft schreiend und schweißgebadet aus dem Schlaf hochgefahren, doch sobald ich wach war, hatte sich der Traum im Nebel verloren. Nun aber erinnerte ich mich wieder an die Erlebnisse der Nächte. Meine Seele schien das Traumtor in jene andere Welt mit Leichtigkeit

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